Erfindermesse iENA 2022 02. Nov 2022 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 8 Minuten

Ideen mit Potenzial: Freie Erfinder auf der Spur des Rollkoffers

Was auf der Erfindermesse iENA präsentiert wird, erntet oft zunächst nur ein Schmunzeln. Manchmal aber werden daraus Erfolgsprodukte. Beispiele sind Rollkoffer, Inlineskates, Klappfahrrad oder Schwimmflügel. Hier aktuelle Anwärter.

Den sekundenschnellen Check eines Ausdehnungsgefäßes von Heizungen ermöglicht die Idee von Klaus-Dieter Will aus Eutin. Alles, was es braucht, sind eine integrierte Scheibe und ein Entfernungsmessgerät.
Foto: S. Asche

Mitunter genügt ein kleines Fenster, um die Perspektiven einer ganzen Zunft zu verändern. Dies zeigt die Erfindung von Klaus-Dieter Will aus Eutin. Der Gas- und Wasser-Installateurmeister hat in seinem Berufsleben schon viele Ausdehnungsgefäße von Heizungsanlagen gecheckt. Dabei ging er bisher – wie alle seine Kollegen weltweit – nach demselben Muster vor: Anlage absperren, Wasser ablassen, Stickstoffvordruck mit Testgerät prüfen. Sollte alles okay sein, muss vollentsalztes Wasser nachgefüllt und die Heizung wieder angefahren werden. Dauer der Prozedur? Zwei bis drei Stunden. Kosten? Entsprechend hoch – nicht zuletzt aufgrund des zu nutzenden Spezialwassers.

Kosten der Prüfung an Heizungen: kaum messbar!

Doch es geht deutlich schneller und günstiger: „Dazu braucht es lediglich eine Scheibe im Druckbehälter“, so der Ostholsteiner. „Durch das Glas kann mithilfe eines einfachen Entfernungsmessers bestimmt werden, wo sich die Membran des Gefäßes aktuell befindet. Wenn nun noch der Betriebszustand und die statische Höhe der Anlage beachtet werden, weiß jeder Experte, wo die Gummihaut eigentlich sein müsste. Ist die Entfernung zu kurz, muss Stickstoff nachgefüllt werden. Ist sie zu lang, muss Druck abgelassen werden.“ Dauer der Prüfung: 2 s bis 3 s. Kosten: kaum messbar.

Weiterer Vorteil: „Wenn die Anlage für die konventionelle Prüfung heruntergefahren werden muss, besteht immer die Gefahr, dass sie auskühlt und sich im System ein Vakuum bildet“, so Will. „Dann zieht das System später Luft über die Heizkörper.“ Ergebnis seien Geräusche – und schlimmstenfalls Korrosion.

Kritik an Ingenieuren: Es fehlt an grundlegenden Gedanken

Auf die Frage, warum niemand vorher auf diese Idee kam, hat das Nordlicht eine verblüffend einleuchtende Antwort: „Ingenieure ergänzen Anlagen stets um neue Features, um etwaige Probleme zu lösen. Aber sie machen sich selten grundlegende Gedanken.“

Varroamilben in Bienenstöcken töten – das schafft das „Maja“-System, mitentwickelt vom promovierten Elektroniker Viktor Reigel (li.) und Christian Petersen. Foto: S. Asche

Eine weitere Idee aus dem Erfinderclub Schleswig-Holstein ist „Maja“. Sie hilft, schädliche Varroamilben aus Bienenstöcken zu entfernen. Mitinitiator Christian Petersen erläutert das Prinzip: „Wir träufeln etwa 150 ml einer 60%igen Ameisensäure auf ein Schwammtuch. Dieses liegt auf einer Waage und ist umgeben von Ventilatoren.“ Deren Leistung könne der Imker – abhängig von Befall und gewünschtem Verdunstungsgrad – stufenweise einstellen. „So wird jede Ecke der Beute optimal versorgt – ohne dass die Bienen selbst leiden.“ Beim Test einer industriellen Imkerei hat das System seine Wirksamkeit belegt. Es wurden sehr viele Schädlinge getötet, während kein geflügelter Honiglieferant zu Schaden kam.

Sauna gegen Varroamilben – so werden Bienen auch gerettet

Aus Plage wird Dünger: Thanat Kusuwan aus Thailand zieht Wasserhyazinthen mit seinem „Grinding Boat“ aus Stauseen und macht an Bord daraus Wachstumsbeschleuniger für Pflanzen an Land. Foto: S. Asche

Einem naturgegebenen Problem widmet sich auch Thanat Kusuwan aus Thailand. Sein „Grinding Boat“ zieht Wasserhyazinthen, die in Südostasien eine Plage sind, an Bord. Dort werden sie mit Mikroorganismen versetzt und zu Dünger gemahlen. Der Schaufelradantrieb des Gefährts befördere zudem Sauerstoff ins Wasser, was der Plage das Leben zusätzlich schwer macht. „Unser Prototyp, der auf dem Bhumibol-Stausee arbeitet, funktioniert tadellos“, so der Entwickler, der für die staatliche Energieagentur EGAT arbeitet.

Winzige Feuerlöscher: Dong-Su Ju, Manager des Korea Fire Institute, präsentiert Mikrokapseln, die unter Hitzeeinwirkung platzen und thermische Energie absorbieren. Foto: S. Asche

Mit Hightech gegen die Flammen

Ebenfalls aus Asien ist die Idee von Hwang Deuk Kyu. Er integriert winzige Keton-Kapseln (10 µm bis 350 µm) in Kunststoffe. Diese lassen sich in Pflasterform etwa an Steckdosen kleben. Sie reagieren auf hohe Temperaturen. „Sobald sich Flammen bilden, platzen sie und absorbieren thermische Energie“, sagt Dong-Su Ju, Manager des Korea Fire Institute. Die freigesetzten Gase seien umweltfreundlich und würden innerhalb von fünf Tagen durch UV-Strahlung abgebaut.

Der „NOxTER“ von Christian Straub erkennt illegale Manipulationen an Abgassystemen von Lkw sofort. Foto: S. Asche

Um die Umwelt sorgt sich auch das Team hinter „NOxTER“. Die Sindelfinger präsentierten in Nürnberg eine mobile Lösung, um Manipulationen am Abgasreinigungssystem von Diesel-Lkw zu erkennen. Christian Straub, CEO der eigens gegründeten HSP-Messtechnik UG, erklärt: „Verkehrsverbände wie Camion Pro schätzen, dass bis zu 30 % der Schwerlast-Fahrzeuge auf deutschen Straßen nicht gesetzeskonform unterwegs sind.“ Die Fahrzeughalter würden nicht ausreichend AdBlue nutzen und Wartungsintervalle ignorieren – unerkannt vom Gesetzgeber.

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