Neues Forschungszentrum für kognitive Produktionssysteme entsteht in Dresden
Um agiler und produktiver zu werden, soll sich die industrielle Fertigung künftig die kognitiven Fähigkeiten von Menschen zum Vorbild nehmen. In Sachsen wurde nun der Grundstein für ein entsprechendes Forschungszentrum gelegt.
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Den meisten Menschen fällt es leicht, ihre Umgebung wahrzunehmen, Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend auf Ereignisse zu reagieren. Im Kontext der industriellen Produktion ist das Thema Kognition aber noch recht jung. Um deutlich agiler und produktiver zu werden, soll sich die industrielle Fertigung dabei den Menschen zum Vorbild nehmen.
Denn heutige Produktionssysteme sind noch weit entfernt von menschlicher Intelligenz und Anpassungsfähigkeit. Das Forschungsziel des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU lautet deshalb, technische Systeme in die Lage zu versetzen, digitale Informationen aus Sensordaten und Netzwerken aufzunehmen, Schlussfolgerungen abzuleiten und Handlungen selbstständig auszuführen. Neben langfristige Perspektiven für das produzierende Gewerbe soll es in dem Neubau des neuen Forschungszentrums für kognitive Produktionssysteme vor allem um pragmatische, bezahlbare und unmittelbar anwendbare Digitalisierungslösungen für den Mittelstand gehen.
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Der Grundstein für den Neubau wurde am 23. Mai 2024 in der Nöthnitzer Straße in Dresden gelegt. „Kognitive Produktion ist die richtige Antwort auf steigende Komplexität in der industriellen Wertschöpfung“, sagte dabei Sophie Hippmann, Direktorin Transfer- und Innovationsmanagement bei der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit dem neuen Zentrum für Kognitive Produktionssysteme erweiterten das Fraunhofer IWU und die Fraunhofer-Gesellschaft ihr regionales und überregionales Leistungsspektrum für eine Produktion der Zukunft. Bund und Freistaat Sachsen fördern diese Spitzenforschung zugunsten der Digitalisierung produzierender Unternehmen mit insgesamt 38 Mio. €.
Aufbau des Geschäftsfelds „Kognitive Produktionssysteme“ ist bereits in einem angemieteten Gebäude angelaufen
Dank einer Anschubfinanzierung durch den Freistaat Sachsen läuft der Aufbau des Geschäftsfelds Kognitive Produktion bereits in einem angemieteten Gebäude in Dresden-Gittersee. Mit der für Sommer 2026 geplanten Fertigstellung des neuen Forschungszentrums soll dann Platz für mehrere Abteilungen entstehen, die sich auf Steuerungstechnik und digitale Zwillinge zur Produktionsüberwachung und Qualitätssicherung fokussieren. Das künftige Gebäude entsteht in nur wenigen Hundert Metern Entfernung zum Dresdner Institutssitz des Fraunhofer IWU und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Technischen Universität Dresden. Neben 1750 m² Bürofläche und einem Seminarraum mit knapp 200 Plätzen soll dort eine 1000 m² große Werkzeugmaschinenhalle mit neuster Technik entstehen.
Dreh- und Angelpunkt der Forschung zu Steuerungstechnik sollen neue Steuerungsarchitekturen sein. Mithilfe von Sensorsystemen und intelligenten Steuerungsabläufen sollen beispielsweise Roboter künftig befähigt werden, ein Objekt nicht nur von einem präzise festgelegten Ort aufzunehmen, sondern es vor der Aufnahme zu „suchen“. Solche Systeme sollen dann die bisher starre Programmierung ablösen, damit sich künftige Automatisierungslösungen flexibel an neue Bearbeitungsaufgaben anpassen können. Das ist besonders für kleinere Betriebe wichtig, die Produkte in kleinen Stückzahlen fertigen.
Aspekte der Kognition sind in digitalen Prozessen der Industrie allgegenwärtig
Steffen Ihlenfeldt, Institutsleiter am Fraunhofer IWU, erklärte: „In vielen digitalen Prozessen sind Aspekte der Kognition längst allgegenwärtig, auch wenn der Begriff noch nicht in allen Unternehmen etabliert ist. Kognitive Produktion ist Chance und Voraussetzung, Kernwertschöpfungsprozesse auch künftig wirtschaftlich zu betreiben.“ Für Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow verbindet das Fraunhofer IWU mit dem neuen Forschungszentrum Spitzenforschung und Transfer für sächsische Unternehmen in aktuellen Zukunftsthemen. „Kleine und mittlere Industriebetriebe brauchen genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen, die den Anschluss an wichtige Digitalisierungsinitiativen wie Catena-X erleichtern und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken“, betonte er.