Mit Wasser- und Laserstrahl zum monumentalen Reverse Graffiti
An Deutschlands höchster Trinkwassertalsperre, der Rappbodetalsperre im Harz, entsteht ein monumentales Kunstwerk. Es misst satte 40.000 m2. Als „Pinsel“ dienten Laser- und Wasserstrahlen.
Durch das gezielte Abtragen von Verschmutzungen mit Hochdruckreinigern entsteht aus dem Kontrast von gereinigter und ungereinigter Fläche das Motiv. Abgebildet werden Schmetterlinge der Art des „Kleinen Eisvogels“. Sie sind in der Region beheimatet. Auf spektakuläre Art seilen sich hierfür der Künstler und Industriekletterer ab. Die Arbeiten sind bereits gestartet und laufen noch bis in die zweite Julihälfte hinein.
Ökologischer Gedanke prägt Motiv
„Bei meiner Motivwahl lasse ich mich immer von den Gegebenheiten vor Ort inspirieren“, sagt der Künstler Klaus Dauven. „An der Talsperre sind mir die Freizeitaktivitäten in der Luft aufgefallen: Aus allen Richtungen scheint jemand ‚angeflogen‘ zu kommen. Hinzu kommt, dass ich im ländlichen Raum grundsätzlich mit Naturmotiven arbeite. Die Schmetterlinge schienen mir hier passend. Sie lassen außerdem die an sich schwere und dominante Wand deutlich leichter wirken und betten sie harmonisch in die umgebende Natur ein. Wichtig war mir auch der ökologische Gedanke, da der ‚Kleine Eisvogel‘ vom Aussterben bedroht ist.“
Schade nur: Wie jedes Reverse Graffiti des Künstlers wird auch dieses durch Witterung und biologischen Bewuchs mit der Zeit verschwinden.
„Wir freuen uns sehr über die künstlerische Gestaltung unserer Staumauer, die damit neben ihrer wichtigen infrastrukturellen Rolle nun auch zu einem optischen Highlight wird“, sagt Burkhard Henning, Geschäftsführer der TSB (Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt AöR). „Das Projekt kommt überdies genau richtig zum 65-jährigen Jubiläum der Talsperre, das wir dieses Jahr feiern.“
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Ein Laser strahlt die Vorzeichnung in den Dreck
Die Grobstruktur des Motivs wird mithilfe von Lasertechnik an die riesige „Leinwand“ projiziert. Industriekletterer seilen sich dann von der Dammkrone ab und bringen ca. 1100 Ökomarker auf der verschmutzten Oberfläche an. Im zweiten Schritt arbeiten die Kletterer mit Hochdruckreinigern das Motiv aus dem Schmutz – bestehend aus Moos, Flechten und Pilzbewuchs – heraus. Das passiert ungefähr nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“.
Bei den Arbeiten wird besonderer Wert auf ein nachhaltiges Vorgehen gelegt: Das Wasser kommt aus dem Staubecken und der Strom vom Wasserkraftwerk der Staumauer. Sämtliche Kosten des Projekts hat das Familienunternehmen Kärcher, bekannt für seine Hochdruckreiniger, im Rahmen seines Kultursponsorings übernommen.
In Japan schmückt jetzt Godzilla ein Staudamm
Der Staudamm im Harz hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. In Japan ist ein ähnliches Werk entstanden – mit anderem Motiv. Zur Feier des 50. Jahrestags des Iwayagawauchi-Staudamms hat die Präfektur Saga das deutsche Team beauftragt, ein Kunstwerk von Godzilla zu erschaffen.
Foto: TM & © TOHO CO., LTD. Zur Verfügung gestellt von Karcher Japan
Über den Künstler Klaus Dauven
Klaus Dauven wurde am 6. Juni 1966 in Düren geboren. Er studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf, Münster und Aix-en-Provence, sein Hauptaugenmerk lag von Beginn an auf Zeichnungen. 1997 entdeckte er die Technik des „Reverse Graffiti“, bei der er Zeichnungen mit einem Staubsauger oder einem Hochdruckreiniger erstellt, indem er Patina entfernt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Zeichnungen auf Staumauern in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Japan und Südkorea. In Deutschland zeichnete er bereits ein Reverse Graffiti an der Talsperre Eibenstock (2012) bei Zwickau und eines an der Oleftalsperre in der Eifel (2007).