Industrie 4.0 06. Apr 2023 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 4 Minuten

Partnerland der Hannover Messe: Indonesien ist mehr als ein Urlaubsland

Indonesien, das Partnerland der Hannover Messe 2023 hat große Pläne. Es unterstützt die Ansiedlung von Produktionsbetrieben und fördert die digitale Transformation. Für Unternehmen aus Europa ist es damit ein attraktiver Standort.

Von Indonesien in die Welt: Auf der Insel Bintan fertigt Pepperl + Fuchs Sensortechnik. Singapur ist von dort gut mit der Fähre zu erreichen.
Foto: M. Ciupek

Urlaubsland und Industrienation – für Vertreter von Indonesiens Regierung passt das gut zusammen. 2018 hat das Land seine Roadmap „Making Indonesia 4.0“ vorgestellt. Angelehnt an den Begriff Industrie 4.0 soll damit die Digitalisierung von Indonesiens Industrie vorangetrieben werden. Gleichzeitig lockt das Land Unternehmen mit Steueranreizen, Deregulierung und der Verbesserung der Infrastruktur sowie privilegierten Sonderwirtschaftszonen.

Präsident Joko Widodo richtete klaren Appell an die EU

Nachdem die Coronapandemie dem großen Auftritt des Inselstaats in Hannover 2020 noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, präsentiert sich das Land nun umso selbstbewusster. Denn 2023 hat Indonesien auch den Vorsitz im Verband südostasiatischer Nationen, kurz Asean. Durch die Spannungen zwischen den westlichen Industrienationen und China gewinnt die Region für europäische Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Das weiß auch Indonesiens Präsident Joko Widodo. Europa ist aktuell nach China und den USA der drittgrößte Handelspartner der Asean-Staaten, deren größtes Land Indonesien ist. Auf dem EU-Asean-Gipfel in Brüssel setzte Widodo ein klares Signal, dass die in seinem Verband vertretenen Staaten sich als gleichberechtigte Partner sehen.

„Es darf kein Aufzwingen von Sichtweisen geben. Es darf nicht sein, dass einer dem anderen etwas diktiert und denkt, mein Standard ist besser als deiner“, ließ er die Vertreter der Europäischen Union um EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wissen. Von der Leyen ging damals nicht darauf ein, unterstrich aber das Interesse der EU an einer verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit, insbesondere auch im Bereich der Umwelttechnologien.

Pepperl + Fuchs produziert seit dem Jahr 2000 in Indonesien

Große Konzerne wie ABB und Siemens sind längst vor Ort, aber auch mittelständisch geprägte Unternehmen wie der Sensorspezialist Pepperl + Fuchs. Seit dem Jahr 2000 betreiben die Mannheimer eine Fabrik im indonesischen Bintan. Die Insel liegt nur wenige Kilometer von Singapur entfernt. Fähren pendeln täglich zwischen den beiden Ländern. Einwohner Singapurs nutzen das Urlaubsresort in Bintan zur Erholung. Für Pepperl + Fuchs dagegen ist das abgelegene Industrie­areal ein wichtiger Produktionsstandort geworden. Dieser inter­agiert eng mit dem weltweiten Distributionszentrum des Unternehmens in Singapur.

Als Produktionsstandort bot Singapur den Sensorspezialisten zu wenig Möglichkeiten, die Produktion flächenmäßig auszubauen. „Singapur kann nur noch über Produktivität wachsen“, berichtet Jürgen Seitz, Excecutive Vice President Asia bei Pepperl + Fuchs.

Zudem wurden Produktionsflächen dort irgendwann zu teuer. So kam das Industriegebiet in Bintan damals gerade recht. Das Areal, auf dem rund 100 Unternehmen angesiedelt sind, wird rund um die Uhr bewacht und verfügt über Wohnungen für die Beschäftigten sowie ein Sportcenter für Freizeitaktivitäten.

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Auf einer Fläche von inzwischen 8800 m² produziert Pepperl + Fuchs dort mit aktuell rund 900 Beschäftigten jährlich 3 Mio. Bauteile für industrielle Sensoren und für den elektrischen Explosionsschutz. Etwa 20 % der Halbzeuge aus Bintan gehen in Werke in Singapur und Vietnam. Anfangs hatte das Unternehmen Indonesien dafür als verlängerte Werkbank gesehen, inzwischen werden auch dort viele Sensoren komplett gefertigt.

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