Raubkopie 06. Mai 2024 Von Peter Kellerhoff Lesezeit: ca. 2 Minuten

Russland baut in stillgelegter Stellantis-Fabrik Citroën C5

Bereits im April 2022 stellte der Autokonzern die Produktion in seinem russischen Werk ein – als Sanktion wegen des Überfalls auf die Ukraine. Jetzt werden dort wieder Citroën gebaut, mit Hilfe aus China. Aber nicht von Stellantis.

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Das Stellantis-Werk in Kaluga, südwestlich von Moskau. Die Franzosen schlossen im April die Produktion als Sanktion infolge des Ukrainekriegs. Jetzt hat Rüssland das Werk enteignet und baut dort mit chinesischer Hilfe den Citroën C5.
Foto: IMAGO/SNA

Im Februar vor zwei Jahren überfiel Russland die Ukraine – in Folge dessen zogen sich viele Unternehmen aus dem Land zurück und legten ihre Fabriken dort still. So auch Stellantis. Seit April 2022 rollt in Kaluga etwa 200 km südwestlich von Moskau kein Auto mehr vom Band. Bis dahin produzierten dort knapp 3000 Mitarbeitende rund 120 000 Autos von Peugeot, Citroën, Opel und Mitsubishi pro Jahr. Mitsubishi war mit 30 % an dem Werk beteiligt.

Bereits Ende 2023 musste Stellantis einräumen, die Kontrolle über das Werk verloren zu haben, den Schaden bezifferten die Franzosen auf 144 Mio. €, mehr als die Hälfte davon sind Bargeld und Barmitteläquivalente. Ende März erklärte das russische Unternehmen Automotive Technologies dann, das Stellantis-Werk übernommen zu haben und die Produktion des Citroën C5 Aircross wieder aufzunehmen.

Die Teile für den in Russland gebauten Citroën kommen von einer chinesischen Staatsfirma

Die benötigten Teile dafür kommen jedoch nicht von Stellantis selbst, sondern vom chinesischen Fahrzeugkonzern Dongfeng. Dieser Konzern gehört dem Staat. Die Machthaber in Peking dürften also informiert sein über diesen Deal, haben ihn vielleicht sogar eingefädelt, zumindest aber abgenickt.

Dongfeng soll Medienberichten zufolge Schlüsselkomponenten des Citroën C5 Aircross nach Russland liefern. Dabei soll es sich um vorgefertigte Kits aus geschweißten und lackierten Teile handeln, die anschließend in Kaluga nur noch zusammengebaut werden. Denkbar ist, dass ganze Fahrzeuge entweder teilzerlegt (semi knocked down/skd) oder komplett zerlegt (completely knocked down/ckd) geliefert werden, wie es bereits VW machte, als es noch Fahrzeuge des Bulli T6 nach Russland lieferte – ebenfalls in Kaluga. Auch hier wurden die Fahrzeuge dann nur noch fertig montiert.

In China ist Dongfeng ein langjähriger Partner von Peugeot und Citroën (Dongfeng Peugeot Citroën Automobile Co. Ltd.), hatte aber Ende letzten Jahres seine Beteiligung an Stellantis reduziert und 50 Mio. Aktien an die Franzosen verkauft. Im Rahmen des Joint Venture werden Modelle von Stellantis in der Volksrepublik gebaut und verkauft.

Bei Stellantis herrscht Zähneknirschen

Offiziell hat Stellantis zu dieser schwierigen Gemengelage bislang noch nicht Stellung bezogen. Gegen die Enteignung des Werks in Russland werden die Franzosen nichts ausrichten können. Sich mit einem chinesischen Staatskonzern anzulegen und auf Lieferstopp zu drängen, wird sich Stellantis gut überlegen, denn der französische Konzern will in diesem riesigen Automarkt weiterhin gute Geschäfte machen.

In den Vorstandsräumen im niederländischen Stellantis-Hauptsitz in Hoofddorp dürfte derzeit ein Geräusch alle anderen deutlich übertönen: Zähneknirschen. Zähneknirschen über die Werksenteignung in Russland, Zähneknirschen, dass dort ohne Erlaubnis eine Raubkopie eines ihrer Modelle produziert wird, aber auch Zähneknirschen darüber, dass ein staatlicher Geschäftspartner in China offenbar ohne jede Absprache Stellantis-Autoteile in ein Land liefert, über das Sanktionen verhängt wurden.

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