Studie zur Digitalisierung: Maschinenbau sollte nicht nur die Produktion im Blick haben
Traditionell stehen bei der Digitalisierung im Maschinenbau die Produktentwicklung und die Produktion im Fokus. Laut einer aktuellen Studie von Struktur Management Partner (SMP) reicht das in Krisenzeiten aber nicht aus.
Von Martin Ciupek
Hatten mittelständische Unternehmen im Maschinenbau bis vor zwei Jahren noch eher Probleme damit, ihre gut gefüllten Auftragsbücher abzuarbeiten, stehen sie nun oft vor ganz anderen Herausforderungen. Sie müssen jetzt flexibel auf Unsicherheiten in Lieferketten und in den Abnehmerbranchen reagieren. Hier wird es schmerzlich deutlich, wenn in der Vergangenheit vernachlässigt wurde, Prozesse zu digitalisieren. Dabei geht es weder um die digitale Optimierung in der Produktion, noch um neue digitale Geschäftsmodelle, sondern um ganz grundsätzliche Prozesse.
Denn nach Erfahrungen der Transformationsberatung Struktur Management Partner (SMP) haben etwa neun von zehn Unternehmen, die sich in einer existenzbedrohenden Krise befinden, Probleme mit der Transparenz und schnellen Verfügbarkeit belastbarer Unternehmensdaten. In den heutigen schnelllebigen, volatilen und unsicheren Zeiten ist das aber oft überlebenswichtig.
Mittelstand: Mangelnde Transparenz reduziert Handlungsfähigkeit
„Transformation ist heutzutage ein Dauerthema in vielen Unternehmen. Um dabei sinnvoll zu steuern und wirksam an den richtigen Stellen etwas zu verändern, braucht man zunächst mal Klarheit über die Performance, Stärken und Schwächen des Unternehmens. Das ist jedoch im Mittelstand häufig ein Problem“, sagt Jan Rodig, Partner Digital Performance & Analytics bei SMP. In den vergangenen zehn Jahren sei es in vielen Unternehmen vor allem darum gegangen, das Wachstum zu bewältigen. „Erst in den vergangenen Jahren wurde vielen schmerzlich bewusst, wie wichtig es ist, sich auch mit Themen zu beschäftigen, die in Krisenzeiten wichtig sind.“ Worauf er hinaus will: Digitalisierte Prozesse sorgen sowohl für eine verbesserte Transparenz als auch eine höherer Analysegeschwindigkeit und steigern damit die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens signifikant.
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Zudem hat laut Rodig die traditionelle Stärke des Maschinenbaus – ingenieursgetriebene Leidenschaft für technisch innovative, perfekte Produkte – oft auch eine Kehrseite: kaufmännische Expertise hat häufig nicht den erforderlichen Stellenwert. „Je schneller, radikaler und unvorhersehbarer die Marktveränderungen sind, umso wichtiger wird es, wirtschaftlich richtig zu steuern“, sagt er. „Es sollte glasklar sein, womit man Geld verdient und welche Prozesse wirklich wertschöpfend sind“, gibt er zu bedenken. Selbst wer in der Vergangenheit eine gute Intuition bewies, sollte jetzt laut Rodig vorsichtig sein: „Bauchgefühl funktioniert meist nur bis zu einer bestimmten Unternehmensgröße und in einem halbwegs bekannten Terrain. Bei disruptiven Marktveränderungen verlieren bekannte Erfolgsfaktoren und Entscheidungspfade hingegen ihre Wirksamkeit.“
Studie belegt starken Fokus auf Produktion im Maschinenbau
In der gemeinsam mit der European Business School (EBS) durchgeführten Umfrage „Prozessdigitalisierung als Chance für den deutschen Maschinenbau“ hat SMP deshalb typische Vertreter der Branche befragt, um konkrete Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Demnach kamen in den analysierten Unternehmen insgesamt 136 verschiedene Ansätze zur Prozessdigitalisierung zum Einsatz. Auffallend ist dabei ein starker Fokus auf die Funktionsbereiche Produktion (37 Ansätze), Logistik (27) und Marketing & Vertrieb (21), gefolgt von Finanzen (15) und Personalwirtschaft (12).
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