Trotz erhöhtem Robotereinsatz: Gesetzliche Fristen für E-Mobilität sind kaum einzuhalten
Weltweit setzen Automobilhersteller verstärkt auf den Einsatz von Robotern. Dennoch glauben viele Manager nicht, dass damit die gesetzlichen Fristen für eine komplette Umstellung auf E-Mobilität eingehalten werden können.
Nie zuvor waren weltweit mehr Roboter in der Automobilindustrie im Einsatz als aktuell. Die International Federation of Robotics (IFR) berichtete diese Woche von rund 1 Mio. Industrierobotern, die rund um den Globus in der Automobilproduktion an Fahrzeugen, Baugruppen und Bauteilen arbeiten.
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Laut der internationalen Robotikorganisation zwingen insbesondere ehrgeizige politische Ziele für die Nutzung von Elektrofahrzeugen die Autoindustrie zu entsprechenden Investitionen. In der Europäische Union gibt es beispielsweise Pläne, den Verkauf von Fahrzeugen mit luftverschmutzenden Emissionen bis 2035 zu beenden, was das Aus für Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor bedeutet. Die US-Regierung will beim Verkauf von Elektrofahrzeugen bis 2030 einen freiwilligen Marktanteil von 50 % erreichen. In China sollen bis 2035 alle verkauften Neufahrzeuge mit „neuer Energie“ betrieben werden. Davon soll die Hälfte einen Elektro-, Brennstoffzellen- oder Plug-in-Hybridantrieb haben.
Große Herausforderungen bei Umstellung der Produktion auf Elektrofahrzeuge
Laut einer vom Roboterhersteller ABB durchgeführten weltweiten Marktumfrage haben Führungskräfte und Branchenexperten aus der Automobilindustrie allerdings Zweifel, dass die politischen Vorgaben erreicht werden können. Mehr als die Hälfte (59 %) der rund 600 Befragten war der Meinung, dass die Umstellung der Produktion rein auf Elektrofahrzeuge innerhalb der derzeitigen gesetzlichen Fristen nicht realisierbar sei. Als Grund nannten sie insbesondere Herausforderungen bei der Anpassung an eine neue Lieferkette für die Batteriesysteme. Zudem äußerten sie Bedenken hinsichtlich der erforderlichen hohen Investitionen, des Mangels an Rohstoffen, der geeigneten Infrastruktur und der fehlenden Netzkapazität.
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Nur 11 % der befragten Personen hielten demnach alle regionalen Zielvorgaben für die Einführung von E-Fahrzeugen im Zeitraum zwischen 2030 und 2040 für machbar. Selbst die 28 %, die angaben, dass die Fristen eingehalten werden können, wiesen dabei jedoch auf große Hürden hin.
Jörg Reger, der bei ABB Robotics weltweit für die Automotive-Branche verantwortlich ist, kommt daher zum Ergebnis: „Die Automobilindustrie ist sich der Anstrengungen bewusst, die mit der Einhaltung der vorgeschlagenen regionalen Zeitpläne für die vollständige Produktion von Elektrofahrzeugen einhergehen.“ Die Automatisierung sei der Schlüssel, um diese Ziele zu erreichen. Sie verbessere Resilienz, Effizienz und Schnelligkeit in der Fertigung. So ist es für ihn nachvollziehbar, dass „die Nachfrage nach unseren Robotern, die für die Montage von Antriebssträngen in Elektrofahrzeugen eingesetzt werden, steigt“.
Globale Automobilindustrie sieht gute Perspektiven für eine nachhaltigere Produktion
Ein positiveres Bild zeichnet die Befragung von ABB Robotics von der Nachhaltigkeit in den Produktionsprozessen der Automobilbranche. Auf die Frage nach der Umsetzung einer nachhaltigen Produktion prognostizierten 80 % der befragten Führungskräfte, dass mehr Nachhaltigkeit erreichbar sei.
Doch wie werden die gesetzlichen Bestimmungen für die Nachhaltigkeit von Produktionswerken international bewertet? Von den in Amerika Befragten waren 16 % der Ansicht, dass diese eine große Herausforderung darstellen. In Europa waren es 7 % und in Asien 5 %. Insgesamt fast ein Viertel (24 %) aller Befragten gab jedoch an, dass für sie die hohen Investitionskosten das Haupthindernis für eine nachhaltige Produktion sind. Dazu zählen auch Kosten für die Schulung von Beschäftigten. Mit Robotern, die sich einfach integrieren und bedienen lassen, wollen die Roboterhersteller dem gegensteuern.