Umdenken: Mercedes lässt nun Laser in der Produktion per Cloud überwachen
Obwohl es in vernetzten Fabriken technisch längst möglich ist, Anlagenzustände per Cloud-Computing zu überwachen, tun sich viele Unternehmen noch schwer damit. Jetzt wagt Automobilhersteller Mercedes-Benz einen großen Schritt und setzt in seinem globalen Produktionsverbund auf ein Cloud-basiertes Monitoring aller Laser vom Fertigungsspezialisten Trumpf.
Ziel ist dabei eine vorausschauende Instandhaltung per Zustandsüberwachung (Condition Monitoring), um Serviceeinsätze bedarfsgerecht planen zu können. Im Automobilbau kommt die Lasertechnik in unterschiedlichen Anwendungen zum Einsatz, beispielsweise zum Laserschweißen, Laserschneiden, aber auch in der additiven Fertigung.
Wartung von 400 Lasern erfolgt bei Mercedes-Benz künftig in Echtzeit
Bisher gab es für die Wartungen der rund 400 bei Mercedes-Benz weltweit eingesetzten Trumpf-Laser fest definierten Zeitintervalle. Der Service erfolgte direkt an den Anlagen der jeweiligen Standorten. Die Stammdatenpflege, Dokumentation und der Datenaustausch wurden dabei manuell durchgeführt. Mit der Echtzeit-Laserwartung setzen beide inzwischen auf eine vorausschauende digitale Instandhaltung. In der smarten Fabrik wird der Zustand der Laser dabei ab sofort dauerhaft und in Echtzeit Cloud-basiert überwacht und analysiert.
Das heißt, Serviceexperten von Trumpf kontrollieren die vernetzten Laser im laufenden Maschinenbetrieb mithilfe von Algorithmen von einem zentralen Punkt aus. Bei der Zustandsüberwachung werden Auffälligkeiten somit sofort erkannt und unmittelbar an das zuständige Instandhaltungspersonal gemeldet, begleitet von Handlungsempfehlungen. Mercedes-Benz ist damit in der Lage, zusätzliche Wartungsbedarfe zu erkennen, bevor ein Laser ausfällt. Ausfälle könnten demnach durch rechtzeitig eingeleitete Wartungsmaßnahmen verhindert werden. Über 80 % aller Servicefälle könnten somit vorhergesagt und proaktiv geplant werden. Ungeplante Stillstände in der Produktion würden somit vermieden und Ausfallzeiten reduziert.
Pilotprojekt im Mercedes-Werk Sindelfingen dient weltweit als Blaupause
Erprobt wurde die Lösung zunächst im Werk Sindelfingen. Das Pilotprojekt dient aber längst als Blaupause für alle Mercedes-Benz-Werke weltweit. Inzwischen ist etwa die Hälfte der Laser mit ihren zugehörigen Laseroptiken in einer Cloud verbunden. Den Weg dorthin ebnet in der Produktion das Bussystem MSB (Manufacturing Service Bus) mit zusätzlichen Elementen der globalen Dateninfrastruktur Mercedes-Benz Cars Operations 360 (MO360).
In allen Aufbau- und Fahrzeugwerken des Automobilherstellers weltweit sind die hochkomplexen Produktionsanlagen dabei abgesichert. Dafür sorgen unter anderem eine global einheitliche IT-Architektur und die Standardisierung der Komponenten. Produktionsrelevante Daten werden laut den beiden Partnern nicht an Dritte weitergegeben. Lediglich die Laserzustandsdaten würden zur Analyse an die Trumpf-Cloud geschickt. Zum Schutz der Datenströme erfolgen regelmäßige Cloud-Assessments und Audits.
Langjährige Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und Trumpf
Beide Unternehmen aus Baden-Württemberg unterstreichen damit ihr gegenseitiges Vertrauen. Das scheint ihnen aber nicht schwerzufallen. Denn sie arbeiten bereits seit Jahrzehnten zusammen, beispielsweise als Trumpf vor 2019 zusammen mit weiteren Industriepartnern die browserbasierte Plattformlösung Axoom entwickelte. Damit hat die neue Condition-Monitoring-Lösung laut dem Laserhersteller aber nichts mehr zu tun.
Lesetipp: Kleine Betriebe profitieren bei der Digitalisierung von der Vorleistung der Konzerne
Jetzt richtet sich der gemeinsame Blick weiter nach vorne. „Die Zukunft der Automobilproduktion liegt in vorausschauenden, digitalen Prozessen, dynamischer Wartung und maximaler Ausfallabsicherung“, sagt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG für die Bereiche Produktion, Qualität & Supply Chain Management. Gemeinsam mit Trumpf treibe sein Unternehmen nun die kontinuierliche Prozessoptimierung auch in der Anlagenwartung voran.