Wenn der Roboter das Fahrrad parkt
Das japanische Unternehmen Giken hat eine automatisierte unterirdische Parkgarage für Fahrräder entwickelt. Die benötigten Energieketten lieferte die Kölner Igus GmbH.
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Damit die Mobilitätswende funktionieren kann, brauchen Städte mehr Parkmöglichkeiten, ohne zu sehr ins Stadtbild einzugreifen. Das japanische Unternehmen Giken, u. a. bekannt für seine Tiefbaumaschinen, hat für diesen Zweck eine Garage namens „Eco Cycle“ entwickelt. Die voll automatisierte Lösung parkt Fahrräder unterirdisch. Bei der Leitungsführung des Aufzugs setzen die Ingenieure und Ingenieurinnen auf Energieketten von Igus.
Das Stadtbild bleibt mit „Eco Style“ fast unverändert
Der Grundgedanke des Systems: Sonntagmittag, 30 °C, die Sonne lacht … Die perfekte Gelegenheit also, mit dem Fahrrad gemütlich in die Stadt zu fahren und ein Eis zu schlemmen. Dort angekommen dann die böse Überraschung: Alle Stellplätze sind belegt. Die Alternative, das Fahrrad auf dem Gehweg stehen zu lassen, erweist sich als fataler Fehler: Nach dem Eis ist das Rad gestohlen. Dieses Problem betrifft Tausende Radfahrer in Deutschland, da Stellplätze Mangelware sind. Die Lösung: „Eco Style“. Radfahrer müssen sich dann nicht länger in dunkle Bereiche begeben, sondern können ihr Rad oberirdisch an einer Annahmestation abgeben, die wie der Eingang eines Aufzugs aussieht. Ein weiterer Vorteil: Das Stadtbild bleibt nahezu unverändert.
So funktioniert die automatische Parkgarage für Fahrräder
Und so funktioniert die futuristische Garage, die in Japan mittlerweile 63-mal in 26 Städten steht und irgendwann vielleicht auch in Deutschland zu sehen sein wird: Der Radfahrer stellt sein Gefährt an der Anmeldestation auf eine Schiene im Boden und meldet sich kontaktlos über einen Kartenscanner an. Dann beginnt das Schauspiel. Eine Tür öffnet sich und ein Greifer auf Bodenhöhe zieht das Fahrrad über die Schiene ins Innere der Pkw-großen Station. Das Fahrrad steht nun auf der Spitze einer mobilen Plattform, die bis 16 m in die Tiefe fährt und sich um 360 Grad drehen kann. Umgeben ist dieser Lift von runden Wänden, an die in regelmäßigen Abständen 200 schienenförmige Fahrradträger montiert sind. Der Durchmesser dieses Raums beträgt 8,5 m. Was nun passiert, sieht aus wie in einem Science-Fiction-Film. Der Aufzug fährt in die Tiefe, bleibt auf einer Ebene mit einem freien Stellplatz stehen und dreht sich in die richtige Richtung. Ein Teleskopmechanismus schiebt das Fahrrad dann auf den Fahrradträger. Durchschnittlich 13 s dauert der Parkvorgang. In der Praxis sieht das so aus:
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Ein solcher Automationsgrad bringt viele Vorteile mit sich, hat aber auch eine potenzielle Schattenseite: Der Mensch ist auf die Zuverlässigkeit der Maschine angewiesen. Bei einem Liftdefekt, etwa durch eine defekte Steuerungsleitung, müssten bis zu 200 Fahrradfahrer verärgert zu Fuß nach Hause gehen. Giken vertraut deshalb auf Energieketten aus Hochleistungskunststoff von Igus. Sie sorgen dafür, dass die Energie- und Datenleitungen des Parksystems den horizontalen und vertikalen Bewegungen in den Hub- und Teleskopschächten kontrolliert folgen. „Die Energieketten schützen die elektrischen Leitungen des Aufzugs vor mechanischen Schäden und äußeren Einflüssen, was für den zuverlässigen Betrieb des gesamten Systems unerlässlich ist“, sagt Jörg Ottersbach, Geschäftsbereichsleiter E-Ketten bei Igus.
Die E-Ketten sind leicht zu montieren und zu warten, was die Kosteneffektivität der Anlage steigert. Darüber hinaus sind sie äußerst robust und langlebig. „Unsere Energieketten sind so konstruiert, dass sie die von Giken geforderte hohe Lebensdauer von bis zu 4,5 Mio. Betriebszyklen bei hohen Geschwindigkeiten und Beschleunigungen ohne Probleme erreichen.“ Die Hebeachse des Aufzugs arbeitet mit einer Geschwindigkeit von 3 m/s und einer Beschleunigung von 3 m/s2, die Teleskopachse sogar mit 4 m/s2 bei einem Hub von 2,6 m. „Die Verwendung unserer Energieketten aus Hochleistungskunststoff trägt dazu bei, die Betriebssicherheit und Effizienz der Eco Cycle Fahrradparkhäuser zu erhöhen“, so Ottersbach.
Der Wert der Fahrräder erreicht Rekordniveau
Wie wichtig sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind, zeigt eine aktuelle Studie des Versicherungsmaklers Check24. Darin heißt es: „Rund 150 000 Fahrräder werden den Versicherern in Deutschland jährlich als gestohlen gemeldet.“ Das ist schon erschreckend genug – aber die Zahl der insgesamt entwendeten Drahtesel ist natürlich um ein Vielfaches höher. Denn längst nicht alle Pedaleure versichern ihr Gefährt. Für die versicherten Bikes gilt: 2023 erreichte der Schadendurchschnitt mit 1100 € einen neuen Rekord. Ein möglicher Grund für die steigende Schadenssumme ist die wachsende Beliebtheit von E-Bikes, die oft mehrere Tausend Euro kosten. Knapp 60 % der über Check24 versicherten Pedelecs sind mehr als 3000 € wert, gut ein Viertel sogar mehr als 4000 €. Im Schnitt kostet ein über Check24 versichertes E-Bike 3340 €.
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Versichern Radfahrer dagegen ein konventionelles Fahrrad, dann hat das im Durchschnitt nur 1853 € gekostet. Jedes dritte versicherte Fahrrad ist sogar weniger als 1000 € wert. Lediglich rund 7 % der Fahrräder kosten zwischen 3000 € und 4000 €. Einen Preis von über 4000 € haben knapp 9 % der Fahrräder ohne (Hilfs-)Antrieb.