Batterieproduktion: Wie kann Europa Anteile gewinnen?
Lösungen für die Batterieproduktion kommen aktuell vor allem aus Asien. Damit europäische Hersteller mithalten können, ist eine stärkere Zusammenarbeit gefragt. Das belegt eine aktuelle Studie von VDMA und Porsche Consulting.
China macht es derzeit vor: Für die Produktion von Elektroautos und deren Batterien wurden in dem Land in den vergangenen Jahren zahlreiche Fabriken aufgebaut. Profitiert haben davon insbesondere Industrieausrüster, die Systemlösungen anbieten können. Ähnlich soll es nun dem europäischen Maschinenbau gelingen, Marktanteile beim Aufbau von weltweit etwa 200 geplanten Gigafabriken zu gewinnen.
Bisher werden diese vor allem mit Produktionstechnik aus Asien ausgerüstet. Das macht sich auch bei Teilbranchen des Maschinenbaus wie der Robotik bemerkbar und kann auch für bisherige Weltmarktführer kritisch werden. Marktbeobachter Georg Stieler, Geschäftsführer der Stieler Technologieberatung, sagt: „Wenn Unternehmen wie BYD, CATL oder Luxshare ins Ausland gehen, bringen sie ihre Zulieferer mit – ähnlich wie westliche Automobilhersteller, als sie begannen, Fabriken in China zu bauen.“
Nur 8 % der Hightechausstattung von Batteriefabriken kommen aus Europa
Das unterstreicht auch die Studie „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ von Porsche Consulting in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Sie kommt zum Ergebnis, dass aktuell lediglich 8 % der Hightechausstattung solcher Fabriken aus Europa stammen – zu wenig, um einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung von Batteriefabriken zu haben. Um das zu ändern und in Europa einen zweiten Cluster für Batterietechnik entstehen zu lassen, wäre dafür laut der Studie dauerhaft ein Marktanteil von etwa 20 % notwendig.
Dabei ist es für die Maschinenbauunternehmen durchaus lohnend, sich in dem Anwendungsfeld zu positionieren. Denn der Markt für solche Stromspeicher soll laut Prognosen global von heute rund 20 Mrd. € im Jahr bis zum Jahr 2030 auf jährlich rund 550 Mrd. € wachsen. Die Wachstumsgeschwindigkeit bezeichnet der VDMA dabei als „atemberaubend“. Während die Halbleiterindustrie für diese Entwicklung einst rund 40 Jahre benötigte, werde der Zeitraum bei Batterien nur rund zehn Jahre betragen.
Systemlösungen für Batteriefabriken und Zusammenarbeit sind jetzt gefragt
Mit ihrer Studie wollen VDMA und Porsche Consulting Lösungsansätze zeigen, wie sich eine technologische Abhängigkeit von asiatischen Herstellern in diesem zukunftskritischen Feld verhindern lässt. Die Analysen und Interviews mit Marktteilnehmern zeigen dabei die zunehmende Bedeutung von Systemlösungen. „Nur wenn es europäischen Maschinenbauern gelingt, gemeinsam integrierte Fabriklösungen anzubieten, werden sie sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten können“, sagt deshalb Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und Co-Autor der Studie. „Technologisch ist die europäische Industrie auf Augenhöhe, aber Unternehmen aus China bieten bereits ganze Batteriefabriken schlüsselfertig an“, lautet sein Fazit. Das reduziere Schnittstellen und damit das zeitliche und finanzielle Risiko bei der Errichtung.
Lesetipp: Globaler Batteriemarkt wächst bis 2030 um jährlich 34 %
Die Chancen für Europas Maschinen- und Anlagenbauer sind groß, erfordern aber auch große Anstrengungen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Bereits um den Marktanteil von nur 8 % im Batteriemarkt während des rasanten Hochlaufs zu halten, wären Wachstumsraten von 33 % jährlich notwendig. Um auf 20 % Marktanteil zu kommen, müssten die Unternehmen schneller wachsen als der Markt. Etwa 50 % Umsatzsteigerung pro Jahr wären demnach nötig – und möglich. Das Marktvolumen bis 2030 für Maschinen- und Anlagenbauer allein im Batteriebereich beziffern die Studienautoren auf 300 Mrd. €.
Ein Erfolg in diesem Wettbewerb würde Europa Zugriff auf die wichtige Zukunftstechnologie Batterie dauerhaft sichern und dabei viele Arbeitsplätze schaffen, heißt es dazu vom VDMA. Hochspezialisierte Unternehmen wie die Manz AG aus Reutlingen setzen bereits konsequent auf diesen Weg: „Als europäischer Maschinenbauer haben wir gezielt in die Batterieproduktion investiert, um für den in der Studie aufgezeigten rasanten Markthochlauf gerüstet zu sein“, sagt Martin Drasch, Vorstandsvorsitzender von Manz. „Durch das Joint Venture mit den Konzernen Dürr und Grob stärken wir unsere Position am Markt und können effizient auf die wachsende Nachfrage nach innovativen Batterieproduktionslösungen für Gigaprojekte reagieren.“
Stephan Eirich, Geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH, sagt: „Die hohen Anforderungen der Kunden an Turn-Key-Lieferanten erfordern ein Umdenken in den Hochlaufphasen für diese Industrie.“ Das sei selbst für erfahrene Maschinen- und Anlagenbauer eine neue Herausforderung.
Die Studie „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ ist auf der Homepage von Porsche Consulting als kostenloser Download verfügbar: www.porsche-consulting.com/de/de/publikation/battery-manufacturing-2030