Apollo-Nachfolgemission Artemis: Zweiter Versuch am Samstag abgebrochen
Die Mondmission Artemis ist vom Pech verfolgt. Auch ein zweiter Startversuch am Samstag musste abgebrochen werden. Wie geht es jetzt weiter?
Samstag 3. September:
Ein erneutes Leck im Betankungssystem für den flüssigen Wasserstoff hat auch den für Samstag geplanten Start der unbemannten Mondmission Artemis verhindert. Damit ist ein Start der Rakete und der neuen Raumkapsel Orion im aktuellen Startfenster, das noch bis Dienstag offen ist, unwahrscheinlich. In einer Pressekonferenz versuchte Nasa-Chef Bill Nelson sich in Optimismus. Manche Shuttle-Missionen seien bis zu 20 Mal abgebrochen worden, bis sie schließlich erfolgreich gestartet seien. „Wir starten dann, wenn es richtig ist“, sagte er. Vermutlich wird die Rakete nun von der Startrampe zurück in die Montagehalle gerollt werden, um Reparaturen auszuführen. Neue Startfenster Richtung Mond sind Ende September und Ende Oktober geöffnet.
Dienstag 30. August:
In einer ausführlichen Telefonkonferenz äußerten sich Nasa-Verantwortliche am Dienstag (Ortszeit) zu den Vorgängen, die zum Startabbruch der Artemis-1-Mission am Montag geführt hatten. So kam es wetterbedingt zu einer rund einstündigen Verzögerung des Betankungsvorgangs der Rakete. Außerdem habe es ein Leck gegeben und eines der Triebwerke habe ein Temperaturproblem gehabt. Missionsmanager Mike Serafin erklärte daraufhin, das Team habe für einen neuen Startversuch den Zeitplan für den Tankvorgang geändert und man beginne früher in der Startsequenz mit dem Kühlen der Triebwerke.
Geplant ist der Start nun für Samstag, 3. September. Um 14:17 Uhr Ortszeit werde sich ein zweistündiges Startfenster öffnen. Zunächst war gemeldet worden, ein weiterer Startversuch könne am Freitag oder Montag stattfinden. Nun also soll am Samstag der zweite Versuch gestartet werden, das neue Mondlandeprogramm der USA und der ESA an den Start zu bringen.
Montag, 29. August:
Die Spannung vor der ersten noch unbemannten Mondmission seit rund 50 Jahren war greifbar. Im Nasa Live-TV via Youtube waren immer wieder Einstellungen zu sehen, die die Startrampe der Artemis-1-Mission und die Rakete „Space Launch System“, kurz SLS, mit der darauf sitzenden Raumkapsel Orion aus allen Blickwinkeln zeigten.
Schon während des Tankprozesses waren die Live-Bilder online. Dass die Rakete mit Treibstoff gefüllt wurde, zeigten Rauchsäulen, die an verschiedenen Stellen hervorzischten. Alles schien bereit für einen planmäßigen Start. Doch irgendwann verstummte der Kommentator und schließlich, 40 Minuten vor Ablauf des Countdowns, wurde unterbrochen. Es gebe Probleme mit einem der vier Triebwerke der Rakete, hieß es. Ingenieure seien dabei, das Problem zu identifizieren und zu lösen.
Kurz nach geplantem Starttermin kam der Abbruch der Mission Artemis 1
Sie arbeiteten unter erheblichem Zeitdruck, denn das errechnete Startfenster für die Artemis-Mission war nur zwei Stunden lang. Nur in dieser Zeit hätte ein Start das Raumschiff erfolgreich auf den Weg zum Mond gebracht. Doch alles Hoffen war vergebens. Kurz nach der geplanten Startzeit kam vom Moderator die lakonische Meldung: Der geplante Start wird „scrubbed“, weggewischt.
Offiziell kam dann kurz darauf die Meldung: „Der Start von Artemis 1 wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerkleck“, teilte die Nasa mit. „Wir starten nicht, bevor alles stimmt“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson kurz darauf. „Dies ist ein sehr kompliziertes System und alle Dinge müssen stimmen.“ Auch seine eigene Space-Shuttle-Mission sei viermal verschoben worden.
Fenster zum Mond öffnet sich noch zweimal
Das ist nicht das komplette Aus für Artemis 1. Weitere mögliche Starttermine sind laut Nasa der 2. und der 5. September. Noch sei aber unklar, ob die aufgetretenen Probleme bis dahin behoben werden könnten. An beiden Tagen wären die Startfenster kürzer als am Montag. „Freitag ist definitiv möglich“, sagte Missionschef Mike Sarafin. „Wir brauchen aber Zeit, um auf alle Daten zu schauen.“ Am Dienstag komme ein Team von Ingenieuren erneut zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten, am Abend (Ortszeit) soll es eine erneute Pressekonferenz geben.
Auch Deutschland fliegt mit zum Mond
Anders als bei Apollo, dem ersten Mondlandeprogramm der Nasa in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren, sind beim Artemis-Programm auch Europa und Deutschland beteiligt. So wurde das Antriebs- und Versorgungsmodul der Orion-Kapsel in Bremen gefertigt. Auch die Dummys, die an Bord die Strahlungseinflüsse auf den weiblichen Körper messen sollen, sind eine deutsch-israelische Gemeinschaftsproduktion.
Daher war die Anteilnahme auch in der deutschen Astronautenriege groß. Matthias Maurer, erst kürzlich von einer Mission auf der ISS zurückgekehrt, sagte im TV-Sender Phoenix: „Das ist eine Verschiebung, aber es geht definitiv weiter. Jedes Detail muss funktionieren. Man hat gewisse Reserven und Redundanzen eingebaut und vorgesehen, aber die möchte man natürlich nicht schon verspielen vor dem Start.“ Astronaut Alexander Gerst ergänzte mit Blick auf Artemis 1: „Das ist der letzte Test. Beim nächsten sollen schon Menschen mitfliegen. Und da will man natürlich kein Risiko eingehen.“
Mit Material von dpa