Das Müllproblem im Weltall
Immer mehr Schrott fliegt in den Orbits, die Kollisionsgefahr für Satelliten steigt. Aber wer bringt schon gern den Müll runter?
Als die Raumfahrt noch jung war, hatten USA und Sowjetunion den Mond im Sinn und keinen Weltraumschrott. Dem Weltraumrecht der UN, das in den 1960er-Jahren erdacht wurde, ist das anzumerken: Es lässt den Raumfahrtnationen weitgehend freie Hand. Bis heute gibt es keinen verbindlichen internationalen Rechtsrahmen, der Staaten dazu zwingen könnte, ihr Müllproblem in den Griff zu bekommen.
Nötig wäre es. Die Zahl der Objekte im Orbit wächst rasant an. Rund um die Erde trudeln 22 000 Objekte mit mindestens Tennisballgröße, geschätzte 1 Mio. Objekte sind mindestens 1 cm groß. Selbst deren Aufprallenergie gleicht bei Relativgeschwindigkeiten von durchschnittlich 11 km/s noch immer einem Pkw-Crash in eine Betonwand bei 50 km/h Fahrtgeschwindigkeit. Schrott wird zur ernsthaften Gefahr für aktive Satelliten.
Schrott vermehrt sich
Das ist doppelt problematisch: Erstens hat Schrott die Tendenz, sich selbst zu vermehren. Eine Kollision erzeugt Tausende hochenergetische Splitter, die erneut Kollisionen nach sich ziehen. Diese Kaskade wäre – einmal in Gang gesetzt – nicht mehr aufzuhalten und könnte ganze Orbits unbrauchbar machen. Zweitens entfernt sich vor allem der hoch fliegende Schrott kaum von alleine. Je weniger Restatmosphäre, desto geringer die Reibung, die ein Schrottobjekt langsam abbremsen und in Flammen aufgehen ließe.
Aktuell bereiten einige Raumfahrtagenturen die ersten Demonstrationsmissionen vor, mit denen ausgewählte Schrottobjekte aus ihren Umlaufbahnen entfernt werden sollen. Allerdings gilt es als zweifelhaft, ob eine flächendeckende Müllbeseitigung eine effektive – geschweige denn bezahlbare – Strategie gegen Schrott im All sein kann. Hilfreich wäre, wenn ausgediente Satelliten und Raketenteile ihrer Restenergie beraubt würden. Das bedeutet: Tanks müssen entlüftet, Drallräder abgebremst werden. Davon allerdings sind Industrie und Agenturen noch weit entfernt.
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