Deutschland auf Meteoritenjagd: Erste Funde deuten auf Rarität hin
In Deutschland ist die Suche nach Meteoriten eine Herausforderung, da nur wenige Fälle registriert sind. Kürzlich könnte jedoch ein verglühter Asteroid westlich von Berlin für eine Ausnahme sorgen. Doch bei der Suche nach Meteoriten muss man viel beachten und nicht zuletzt ein Quäntchen Glück haben.
Zahlreiche Enthusiasten für Meteoriten hegen den Wunsch, irgendwann selbst einen kosmischen Körper zu entdecken. Bedauerlicherweise sind die Aussichten dafür besonders schlecht, insbesondere in Deutschland. In den letzten 300 Jahren wurden deutschlandweit nicht einmal 50 anerkannte Meteoritenfälle registriert. Wer erfolgreich nach einem Meteoriten suchen möchte, muss ein ausgewiesener Experte sein, über außerordentliches Glück verfügen und/oder sich in andere Klimazonen begeben. – Aber jetzt besteht eine große Chance, fündig zu werden. Berichten zufolge ist westlich von Berlin, bei Nennhausen, ein verglühter Asteroid eingeschlagen.
Sensationsfund in Deutschland?
Ein polnisches Suchteam scheint Erfolg gehabt zu haben, indem es Teile des kürzlich in Brandenburg abgestürzten Asteroiden lokalisiert hat. Der kleine Asteroid mit der Kennung „2024BX1“ verglühte in der Nacht zum Sonntag, dem 21. Januar.
Das vorläufige Ergebnis ist vielversprechend und deutet darauf hin, dass es sich möglicherweise um eine Rarität handelt. Es könnte sich um einen Vertreter der seltenen Aubriten handeln, einer Gruppe von Asteroiden mit einem hohen Anteil des magnesiumreichen Minerals Enstatit. Es handelt sich um drei Fragmente, deren Gesamtgewicht lediglich 171 Gramm beträgt. Die Anwesenheit einer Schmelzkruste bestätigt eindeutig, dass es sich um Bruchstücke eines Meteoriten handelt.
Der Wissenschaftler Richard Moissl von der Europäischen Weltraumorganisation ESA erklärte gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“, dass möglicherweise Teile als Meteoriten auf die Erde gefallen sind. Der Eintritt in die Erdatmosphäre erfolgte mit vergleichsweise niedriger Geschwindigkeit, mit nur wenigen Kilometer pro Sekunde.
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Aber: Es bedarf nicht nur eines tiefen Verständnisses der Materie, sondern auch einer gehörigen Portion Glück, um erfolgreich bei der Suche nach Meteoriten zu sein. Experten weisen darauf hin, dass es in erster Linie um die Wahl des geeigneten Standorts und die Kenntnis der unterschiedlichen Arten von Meteoriten geht. Es gibt drei grundlegende Arten von Meteoriten: Steinmeteoriten, Eisenmeteoriten und Stein-Eisenmeteoriten. Die Entdeckung aller drei Arten kann, muss jedoch nicht zwangsläufig, mithilfe eines Metallortungsgeräts erfolgen.
Wie sieht ein echter Meteorit aus?
„Man kann also nicht einfach mit einem Metalldetektor losgehen, als würde man Pilze suchen. Wir arbeiten mit einem geschulten Team im Liniensuchverfahren“, erklärte der Geologe Ludovic Ferrière das Prozedere vor einiger Zeit auf dem österreichischen Internetportal „Futurezone“. Das Thema kommt immer wieder auf, besonders wenn sich am Himmel ein spektakuläres Schauspiel entfaltet und man darüber in den Nachrichten berichtet.
Obwohl Hobbysammler Metalldetektoren und Magneten oft für die Suche nach Meteoriten verwenden, seien sie nach Ferrière ungeeignet. Einerseits könnten durch Magneten die im Meteoriten gespeicherten Informationen verloren gehen. Andererseits weisen Meteoriten je nach ihrer Herkunft unterschiedliche Eigenschaften auf: „Nicht alle Meteoriten enthalten Metall und sind magnetisch; solche vom Mars oder Mond zum Beispiel sind es nicht. Sich ausschließlich auf diese Eigenschaft zu verlassen, würde dazu führen, dass viele Meteoriten unentdeckt bleiben.
Nichtsdestotrotz bleibt die Faszination für das Thema erhalten, und die Möglichkeit, einen Meteoriten zu finden, birgt immer noch einen gewissen Reiz für diejenigen, die sich der Herausforderung stellen möchten.
Meteoriten weisen eine schwarze Schmelzkruste auf ihrer äußeren Oberfläche auf. Ihre Bruchstellen zeigen häufig eine gräuliche oder bräunliche Färbung, und zusätzlich zeichnen sie sich oft durch ein ungewöhnlich hohes Gewicht aus.
Rennen gegen die Zeit bei der Suche
Meteoriten sind auf der gesamten Erdoberfläche gleichmäßig verteilt. Das Problem in Deutschland liegt darin, dass es ein feuchtes und wechselwarmes Land ist, das intensiv bewirtschaftet wird und reich an Vegetation ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein frischer Eisenmeteorit tief in einen Acker einschlägt und beim Pflügen bald verschwindet. Alternativ könnte er in einen Wald, auf eine Wiese oder in ein Gewässer fallen, wo die oft winzigen Bruchstücke schwer zu finden sind. Unter den heimischen Wetterbedingungen verschwindet im Laufe der Zeit die Schmelzkruste, und das Eisen rostet bis zur Unkenntlichkeit. Nach einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten zerfällt die außerirdische Materie dann komplett in ihre molekularen Bestandteile. Besonders empfindliche Steinmeteoriten sind dem Einfluss der Zeit besonders schnell ausgesetzt.
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Deshalb stammt etwa die Hälfte der in Deutschland entdeckten Meteoriten von direkt beobachteten „Ereignissen“ und nicht von nachträglichen „Entdeckungen“. Einige Meteoriten sind ihren Entdeckern buchstäblich „vor die Füße gefallen“. In Deutschland wurden gemäß dem Meteoritical Bulletin bisher 55 offiziell anerkannte Meteoritenfunde dokumentiert. Bei 38 dieser Fälle wurde der Meteoritenfall vor dem eigentlichen Fund beobachtet.
Wer hat schon Meteoriten gefunden?
Ein Beispiel dafür wäre der Krähenberg-Meteorit, der 1869 in der Pfalz einschlug. Zwei Männer und ein kleines Mädchen befanden sich sehr nahe an der Aufschlagstelle. Aus diesem Grund konnten die Finder den Meteoriten in etwa 60 cm Tiefe ausgraben. Hätten die Beobachter etwas weiter entfernt gestanden und zufällig in eine andere Richtung geschaut, wäre es möglicherweise nie zur Bergung des Krähenberg-Meteoriten gekommen.
Am 6. April 2002 erreichte der Meteorit „Neuschwanstein“ die Erde in der Nähe von Füssen in Bayern, nahe dem Schloss Neuschwanstein im deutsch-österreichischen Grenzgebiet der Ammergauer Alpen. Er wird als der erste in Deutschland (und weltweit als der vierte) gefundene Meteorit betrachtet, der durch gleichzeitige fotografische Aufzeichnungen identifiziert werden konnte.
Nach einer Suche im Zielgebiet gelang es den beiden Amateurastronomen aus Brandenburg, Nadin Bukow und Thomas Grau, einen Fund zu machen: Ein Bruchstück des Meteoriten, das ein Gewicht von 1750 g aufwies, wurde nur etwa 2 km vom vorher berechneten Landepunkt des Hauptfragments entdeckt.
Ein anderes Fragment des Meteoriten, bekannt als „Neuschwanstein 3“, wurde Gegenstand eines kuriosen Rechtsstreits zwischen Deutschland und Österreich darüber, wer das Fundstück behalten darf. Das Gericht entschied später, dass der Finder Karl Wimmer Anspruch auf das Stück hat. Gut eineinviertel Jahre nach dem nächtlichen Feuerball entdeckte der deutsche Physiker und Hobby-Meteoritenforscher am 29. Juni 2003 „Neuschwanstein 3“ im Ammergebirge. Karl Wimmer nutzte dabei eigene Berechnungen und Computersimulationen.
Nach einem Bericht von Spiegel Online sollte das entdeckte Stück Meteorit einen materiellen Wert von etwa 300 000 € haben.
Und da sind wir an einem entscheidenden Punkt angekommen: der Preis.
Wie viel kostet ein Meteorit?
Der Preis eines Meteoriten kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Größe, Zusammensetzung, Seltenheit und Herkunft des Meteoriten. Wenn ein Meteoritenjäger Material findet, besteht die Möglichkeit, es an das Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu senden. Dort wird das Gestein auf seine meteoritische Herkunft geprüft. Falls es sich wirklich um einen Meteoriten handelt, kann der Finder oft einen Finderlohn vom Staat erhalten – und dieser kann beträchtlich sein. Erfolgreiche Meteoritenjäger verdienen durchaus mehrere Tausend Euro pro Fund.
Größere und seltenere Meteoriten, insbesondere solche, die als feste Meteoriten oder als Teile von historisch bedeutenden Ereignissen bekannt sind, können jedoch einen erheblich höheren Preis haben. Manchmal werden sie von Sammlern, Museen oder wissenschaftlichen Institutionen erworben.
Eine Familie aus Elmshorn, deren Garten Ende April 2023 von einem 3,7 kg schweren Meteoriten getroffen wurde, steht anscheinend kurz davor, das äußerst seltene Objekt zu verkaufen. Laut dem Bericht liegt der Kaufpreis anscheinend etwas über 200 000 €, obwohl der Wert des Fragments zwischenzeitlich auf 400 000 € geschätzt wurde.
Suchaktionen westlich von Berlin
Doch zurück zum aktuellen Fall. Nach Angaben der Polizei hat das Verglühen eines Asteroiden westlich von Berlin in der Nähe von Nennhausen in Brandenburg offenbar keine Schäden verursacht.
Die Überwachung von Asteroiden durch die US-Raumfahrtagentur Nasa hatte den Feuerball zuvor für 1:32 Uhr (MEZ) in der Nacht zum Sonntag westlich von Berlin bei Nennhausen angekündigt. Nachfolgend wurden zahlreiche Bilder und Videos in sozialen Medien geteilt. Am Sonntag hatten sich bereits Interessierte in Richtung des kleinen Ortes Nennhausen im Landkreis Havelland aufgemacht, um nach möglichen Resten des Mini-Asteroiden zu suchen. „Bis zum frühen Nachmittag gab es noch keinen bestätigten Fund. Normalerweise verglühen 90 % bis 95 % der Gesteinsmasse. Dieser Asteroid ist aber nach bisherigen Erkenntnissen sehr langsam in die Atmosphäre eingetreten, daher könnte etwas mehr übrig geblieben sein. Sein Abbremsverhalten berechnen wir gerade“, wird Carsten Jonas (57) vom „Arbeitskreis Meteore“ in Bild zitiert.