Diese Tests muss die Ariane 6 vor dem Erstflug noch absolvieren
Nach Hardware-Problemen beim belgischen Zulieferer Sabca schmeißen ESA und ArianeGroup ihre Testreihenfolge um. Die neue europäische Rakete wird nun noch später abheben.
Der erste Start einer Ariane-6-Rakete verzögert sich weiter. Zusätzlich haben die europäische Weltraumagentur ESA, die französische Agentur Cnes und der Raketenbauer ArianeGroup die Reihenfolge der verbleibenden Tests angepasst.
Betroffen war ein Hydraulikteil des belgischen Zulieferers Sabca
Auslöser war ein Hardwareproblem an der Hauptstufe. Für den 3. Oktober war am Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, ein Heißlauftest geplant, bei dem die Stufe gezündet und für die komplette Betriebsdauer betrieben werden sollte: 470 s lang. Bei den Vorbereitungen stellte sich heraus, dass im Hydrauliksystem, das den Anstellwinkel des Triebwerks verändert (Thrust Vector Control), ein unerwartet hoher Druck herrschte. Das bedeutet: Wäre dies ein realer Flug gewesen, wäre die Rakete nicht manövrierfähig gewesen.
Das betroffene System wird vom belgischen Zulieferer Sabca gebaut. Laut ESA hat das Unternehmen bereits ein Ersatzexemplar gefertigt. Aktuell sucht eine Arbeitsgruppe aus ESA, Cnes und ArianeGroup nach dem Fehler.
Tests in umgekehrter Reihenfolge
Um die Verzögerung bis zum Erststart der Ariane 6 zu minimieren, soll die geplante Testreihenfolge umgedreht werden. Als nächstes findet demnach Ende Oktober das sogenannte Launch Rehearsal statt, bei dem die Sequenz bis zum Start der Rakete bei unterschiedlichen Umweltbedingungen durchlaufen wird. Hier wird das Zusammenspiel aus Launchpad, Tanksystem und Rakete erprobt.
Der Heißlauftest des Hauptstufentriebwerks Vulcain 2.1 ist nun für den 23. November angesetzt. Dieser Test ist Teil der Qualifizierung der Ariane-6-Rakete. Das Datum für den Erstflug wird laut ESA erst danach festgelegt.
Europa steht ohne Rakete da
Im Dezember soll ein letzter wichtiger Test stattfinden: Am Triebwerksteststand des DLR in Lampoldshausen soll die Oberstufe samt Vinci-Triebwerk den bereits dritten Heißlauftest absolvieren. Diesmal sollen Flugzustände simuliert werden, in denen die Stufe bereits beschädigt ist.
Man halte an einem Startfenster im Jahr 2024 fest, teilte die ESA mit. Ursprünglich hätte die Ariane 6 bereits 2020 fliegen sollen. Weil im Sommer die letzte Ariane-5-Rakete gestartet ist, steht Europa aktuell ohne eigene Schwerlastrakete da.