Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) 05. Jun 2024 Von Oliver Klempert Lesezeit: ca. 3 Minuten

ILA 2024: VDI fordert Kleinsatelliten-Netzwerk

Die ILA 2024 präsentiert ein breites Spektrum für Luft- und Raumfahrtenthusiasten. Vor allem Nachhaltigkeit steht im Fokus.

Die ILA in Berlin ist am Mittwoch eröffnet.
Foto: picture alliance / REUTERS/Annegret Hilse

Ob man nun modernsten Flugzeugen beim Vorbeiflug zuwinken, sich in Fachgesprächen über neueste Entwicklungen informieren oder seine Karrierechancen in Direktgesprächen ausloten möchte – die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin bietet bis kommenden Sonntag vielfältige Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern.

Mehr als 600 Aussteller sind zum Branchentreff auf das Gelände des Hauptstadtflughafens BER angereist, um ihre neuesten Produkte oder Ideen vorzustellen. Sowohl in Messehallen als auch bei Flugvorführungen können die Besucherinnen und Besucher die gesamte Palette der Faszination des Fliegens hautnah erleben. Eröffnet wurde die Messe am Mittwoch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Nachhaltigkeit im Fokus

Inhaltlich stehen vor allem die nachhaltige Transformation der zivilen Luftfahrt sowie Verteidigungs- und Sicherheitsthemen im Fokus. So zeigt Airbus etwa das neueste Mitglied der A320neo-Familie. Mit einem um 30 % geringeren Treibstoffverbrauch pro Sitzplatz im Vergleich zu Flugzeugen der vorherigen Generation sowie geringeren Stickstoffoxid-Emissionen leistet der A321XLR einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zum nachhaltigen Fliegen.

Überhaupt steht „grünes Fliegen“ auf der Agenda: Der Weg zum CO2-neutralen Fliegen bis 2050 ist eines der zentralen Themen der Messe. Dazu zählen der Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen, alternative Antriebe wie Wasserstoff und Batterien oder Optimierungen in der Fertigung durch Leichtbau, neue Materialien und Aerodynamik, die den CO2-Ausstoß reduzieren.

Fliegendes Labor im A310 Air Zero G erleben

Die ILA ist aber auch die größte Raumfahrtausstellung Europas. Ein besonderes Highlight an den Publikumstagen am Wochenende ist hier der A310 Air Zero G. Dieses von der französischen Firma Novespace speziell ausgerüstete Flugzeug wird von der Deutschen Raumfahrtagentur genutzt. Ihre Piloten fliegen ein besonderes Manöver: Sie bringen das Flugzeug auf eine parabelförmige Flugbahn. Dabei steigt das Flugzeug aus dem horizontalen Flug steil nach oben, drosselt dann die Schubkraft der Turbinen und „fällt“ durch den Restschub erst nach oben und nach dem Erreichen des Gipfelpunktes der Parabel wieder nach unten, sodass für eine Zeitspanne von rund 22 s Schwerelosigkeit herrscht. Diese Zeit nutzen die Forschenden für ihre Experimente. Durch dieses Flugmanöver können Schwerkraftverhältnisse, wie sie auf dem Mond oder dem Mars herrschen, erzielt werden.

VDI fordert Netzwerk aus Kleinstsatelliten

Im Space Pavilion dreht sich dann alles um den Nutzen der Raumfahrt für die Menschheit. So gewährleisten Daten aus dem All beispielsweise einen umfassenden Blick auf das Klima und die Wetterbedingungen auf der Erde. Satelliten ermöglichen zudem den schnellen Austausch von großen Datenmengen und unterstützen so die digitale Transformation in der Wirtschaft.

So sind robuste Multi-Satellitensysteme in niedrigen Umlaufbahnen etwa entscheidend für zuverlässige weltraumgestützte Informationsquellen wie Telekommunikations-, Navigations- und Erdbeobachtungssysteme. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat dafür klare Handlungsempfehlungen für den Innovationsstandort Deutschland aufgestellt.

So besteht in Deutschland trotz vielversprechender Technologiepotenziale für die Produktion großer Nachholbedarf, um die Herstellung größerer Zahlen von Satelliten hochzufahren. Der internationale Vergleich zeigt, dass es nationalstaatliche Aufträge braucht, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Der VDI fordert als konkrete Handlung unter anderem die Aufnahme eines Forschungsprogramms, um mit verteilten Sensoren auf Kleinstsatelliten die traditionellen Satelliten zu ergänzen. „Wir müssen in Europa ein eigenes Multisatellitensystem haben. Von einem erratischen Milliardär wie Elon Musk abhängig zu sein, ist keine gute Idee“, so VDI-Experte Prof. Dr. Klaus Schilling, Vorstand Zentrum für Telematik.

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Talente gesucht

Erstmals findet auf der Messe auch der sogenannte „Talent Hub“ statt, der Talente jeglichen Alters und Hintergrunds mit potenziellen Arbeitgebern zusammenbringt. Insgesamt 40 Aussteller aus allen Bereichen der Branche, vom kleinen und mittelständischen Unternehmen bis zum multinationalen Branchenkonzern beteiligen sich daran. Sie laden Interessierte direkt vor Ort zum Austausch ein. Dabei wird eine breit gefächerte Zielgruppe angesprochen: Von Schülerinnen und Schülern über Studierende bis hin zu Quereinsteigern und Enthusiasten. Auch besteht die Möglichkeit, an interaktiven Workshops teilzunehmen.

Viermal täglich Flugvorführungen

Der Anteil der Flugvorführungen gegenüber der ILA 2022 wächst: Viermal pro Ausstellungstag für jeweils rund eine halbe Stunde sind Flugvorführungen militärischer und ziviler Luftfahrzeuge geplant, die sich in den laufenden Flugbetrieb des angrenzenden Flughafens BER einfügen. So wird ein Airbus A321 etwa zeigen, dass auch ein Airliner enge und dynamische Kurven fliegen kann. Ein Highlight wird auch die Luftparade der Luftwaffe – bestehend aus Eurofighter, Tornado und dem Tankflugzeug A330 MRTT. Auch Helikopter wie der Eurocopter Tiger stehen auf dem Programm. Erstmals auf der ILA zu sehen sein wird der Tarnkappen-Jet F-35.

Die ILA Berlin ist vom 5. bis 7. Juni für das Fachpublikum und am Wochenende (8. bis 9. Juni) für private Besucherinnen und Besucher von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

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