Neues Weltraumteleskop soll Geburt des Universums kartieren
Die messtechnischen Fähigkeiten des Weltraum-Infrarotteleskops James Webb sind schwindelerregend – ebenso wie die Kosten.
Zwei Eckdaten sind in der Raumfahrt mit besonderer Vorsicht zu genießen – das gilt für jedes Programm. Erstens der angepeilte Startzeitpunkt, der ist immer zu früh. Zweitens das Budget, das ist zu niedrig.
Aktuelles Beispiel ist das James Webb Space Telescope (JWST) der Nasa, an dem auch die ESA und die kanadische CSA beteiligt sind. Im Jahr 1997 rechnete man mit Kosten von 0,5 Mrd. $. Am Ende sind es 10 Mrd. $ geworden. Der ursprünglich vorgesehene Starttermin lag im Jahr 2007. Jetzt ist es so weit: Das Teleskop soll am 18. Dezember 2021 an Bord einer Ariane-5-Rakete gestartet werden.
Neues Weltraumteleskop spielt in einer Liga mit Hubble
Ein Teil der Verspätung erklärt sich aus der Bedeutung des Teleskops. Als mächtiges Weltraumobservatorium spielt das JWST in einer Liga mit dem Hubble-Teleskop. „Hubble und James Webb sind beides Jahrzehntprojekte der Nasa, die sich nur noch hinter der Mondlandung und dem Shuttle-Programm einreihen“, sagt ESA-Forschungsdirektor Günther Hasinger im Interview.
Allerdings: Die Unterschiede zwischen den beiden Teleskopen sind groß. Hubble misst vor allem sichtbares Licht, das JWST hingegen ist ein Infrarotteleskop, arbeitet also mit Wärmestrahlung. Es muss deshalb durch einen Hitzeschild von der Erde und der Sonne abgeschirmt werden.
Das JWST soll in der Zeit zurückschauen, 13,5 Mrd. Jahre. Forschende, wie die US-Astrophysikerin Jeyhan Kartaltepe, wollen das Universum zu einem besonderen Zeitpunkt kartieren: just als die ersten Galaxien entstanden. Es wären die ältesten Objekte, deren Licht eindeutig zuordenbar ist.
Darüber hinaus ist der Fragenkatalog, an dem sich das Teleskop abarbeiten soll, lang. Warum haben Galaxien aufgehört, Sterne zu bilden? Können Felsplaneten, die um Rote Zwerge kreisen, eine Atmosphäre nicht nur entwickeln, sondern auch behalten? Gab es Schwarze Löcher schon immer? Und wo ist sie eigentlich, die Dunkle Materie?
Den Fokus „James-Webb-Teleskop“ lesen Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten mit folgenden Themen:
„Wie in einer Zeitmaschine“
Raumfahrt: Im Dezember soll das 10 Mrd. € teure James Webb Space Telescope gestartet werden. Gespräch mit dem ESA-Forschungsdirektor Günther Hasinger über den Blick in die Ferne – und zurück in der Zeit.
Auf einer Wellenlänge mit den ersten Sternen
Astrophysik: Das Weltraumteleskop James Webb soll viele Fragen beantworten; Hunderte Forschende haben sich für die kostbare Beobachtungszeit beworben. Wir haben mit dreien, die erfolgreich waren, darüber gesprochen, was sie am meisten interessiert.
Atmosphärische Störung
Teleskopie: Trotz immer leistungsfähigerer Weltraumteleskope sind terrestrische Observatorien noch immer unverzichtbar. Die Schlüsseltechnologie war einst dem Militär vorbehalten.