75 Jahre Berliner Luftbrücke 28. Jul 2023 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 2 Minuten

Ausstellung in Tempelhof verspricht neue Erkenntnisse zur Berliner Luftbrücke

Die Ausstellung „Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin“ am Flughafen Tempelhof will bisher unbekannte Aspekte der Luftbrücke vermitteln.

Eine Short Sunderland der britischen Luftstreitkräfte wird im September 1948 auf der Havel entladen. Während der Berliner Luftbrücke transportierten diese Flugboote bevorzugt Salz, denn ihr Rumpf war gegen Korrosion besonders imprägniert. Nur drei Jahre vorher hatten diese Sunderlands noch deutsche U-Boote gejagt.
Foto: UK CROWN COPYRIGHT / MOD. Courtesy of Air Historical Branch (Royal Air Force).

Die Berliner Luftbrücke vor 75 Jahren ist ein spektakuläres Beispiel dafür, wie der Westen gegen Erpressungsversuche aus Moskau standhaft blieb. Zu einer neuen Auseinandersetzung mit dem Thema lädt die Open-Air-Ausstellung „Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin“ am Flughafen Tempelhof in der deutschen Hauptstadt ein. Der US-Flughafen Tempelhof war damals der zentrale Umschlagplatz für die eingeflogenen Hilfsgüter.

Die Luftbrücke versorgte Berlin mit mehr als 2 Mio. t Hilfsgütern

Mit dem Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow, dem Alliiertenmuseum Berlin und dem Museum Berlin-Karlshorst widmen sich drei zeitgeschichtliche Museen gemeinsam der Erinnerung an die Luftbrücke. Von Juni 1948 bis Mai 1949 flogen Transportmaschinen der US-amerikanischen, britischen und französischen Luftstreitkräfte mehr als 2 Mio. t. dringend benötigter Versorgungsgüter ein. Neben Lebensmitteln und Medikamenten gehörten dazu auch Kohlen für die Heizkraftwerke.

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Zudem konnten mit den alliierten Flugzeugen knapp 70 000 Bürger ihre belagerte Stadt verlassen, darunter mehr als 13 000 unterernährte und kranke Kinder. Außerdem wurden 74 000 t Waren ausgeflogen, die in Berlin hergestellt worden waren, um die Produktion und damit die Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Ausstellung „Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin“ findet in drei großen Pavillons statt

Der bekannten Erzählung vom Erfolg und der Leistung der Luftbrücke will die Ausstellung neue Sichtweisen hinzufügen. „Zur Luftbrücke gehört noch mehr als diese Erfolgsgeschichte. Mit unserer Ausstellung wollen wir Hintergründe offenlegen und die Relevanz der Ereignisse für die Menschen damals wie auch heute aufzeigen“, erläutert Doris Müller-Toovey, Projektleiterin der Ausstellung.

Ein Transportflugzeug vom Douglas C-47 Dakota der australischen Luftstreitkräfte im Militärhistorischen Museum Gatow. Es soll an die australische Beteiligung an der Berliner Luftbrücke erinnern. Foto: Peter Steinmüller

In drei großen Pavillons und auf einer Medienwand geht die Ausstellung zentralen Fragen nach: Wie konnte es 1948 überhaupt zur Blockade und Luftbrücke kommen? Welche Politik verfolgen die Westalliierten und die Sowjetunion als Sieger- und Besatzungsmächte in den ersten Nachkriegsjahren? Was haben Blockade und Luftbrücke mit der Teilung der Stadt zu tun? Wie erleben die Berlinerinnen und Berliner diese Zeit? Und welche Rolle spielt die Luftbrücke für die Berliner Erinnerungskultur?

Die DDR bekämpfte die Luftbrücke mit politischer Desinformation

Wie politische Desinformation schon damals im Kampf als Waffe im Ostwestkonflikt eingesetzt wurde, schildert ein Aufsatz in der zur Ausstellung erschienenen Onlinepublikation „Blockierte Sieger – geteiltes Berlin“. Um die Leistung der Luftbrücke zu schmähen, verbreiteten DDR-Zeitungen die Lüge, die alliierten Flugzeuge würden vor allem dazu eingesetzt, die Berliner Industrie auszuplündern, indem Produktionsanlagen ausgeflogen würden.

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Die stalinistischen Fake News waren so wirkmächtig, dass noch 2012 der damalige Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger – ein ehemaliger DDR-Bürgerrechtler – die Luftbrücke als „ideologisch motivierten Raubbau an der Stadt“ diffamierte.

Bis zum 12. Mai 2024, dem Ende der Berlinblockade vor 75 Jahren, ist die Ausstellung am historischen Ort, dem zentralen Landeplatz der Luftbrücke, frei zugänglich zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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