Nürnberger Eisenbahnmuseum zeigt das Elend der Zugtoiletten
Das DB Museum in Nürnberg widmet der Geschichte der Zugtoilette eine Ausstellung.
„Des Menschen Leben gleicht der Brille: Man macht viel durch!“, formulierte der Komiker Heinz Erhardt in den Wirtschaftswunderjahren, als die Deutsche Bahn noch Bundesbahn hieß und auf ihre Pünktlichkeit Verlass war.
Das DB Museum in Nürnberg widmet sich einem exotischen Thema der Eisenbahngeschichte, das viel mit dem Ehrhardtschen Aphorismus gemein hat: Die Ausstellung „Unter Druck“ zeichnet seit dem 26. April die Geschichte der Eisenbahntoilette in Deutschland nach. „Erstmals thematisiert ein Museum die Entwicklung der Zugtoilette in einer eigenen Schau und hebt deren Wechselbeziehungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen hervor“, betonen die Ausstellungsmacher.
Die ersten Eisenbahnen verzichteten auf eine Toilette
Wer Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Bahn verreiste, musste noch auf Annehmlichkeiten wie Toiletten verzichten, erfahren die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung. Was auch kein großes Problem darstellte, war doch die erste deutsche Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth gerade einmal 6 km lang.
Aber mit größeren Strecken und geräumigeren Wagen entstand die Notwendigkeit, „Aborte“ einzubauen. Wer die Spülung der „Fallrohrtoilette“ betätigte, blickte durch den Abfluss auf Gleise und Schwellen: Kot, Urin und Spülwasser flossen direkt auf das Gleisbett. Erst in den 1980er-Jahren begann mit den neuen Großraumwaggons der Intercitys die Einführung geschlossener WCs.
In acht Themenbereichen erzählt „Unter Druck“ die Geschichte der Zugtoilette und macht sie anhand von über 150 Exponaten, Dokumenten und Fotografien erlebbar: Vom Nachttopf aus Reichskanzler Otto von Bismarcks Salonwagen über Seifenspender und Toilettenpapier bis hin zum modernen Bioreaktor. Für Kinder hat sich das Museum ein thematisch passendes Angebot einfallen lassen: Im Sommerferienprogramm steht „Basteln mit Toilettenpapier“ auf dem Programm.
Bei der Deutschen Bahn fallen nicht nur Züge aus, sondern auch die Toiletten
Wer mit der Bahn zur Ausstellung reist, kann sich während der Fahrt online informieren, was die Kunden der DB mittlerweile „durchmachen“ – nicht nur bei Verspätungen, sondern auch beim Zustand der Toiletten: „343 Minuten Verspätung, keine Toilette, Evakuierung“, „Lokführer muss Pinkel-Pause für Fahrgäste einlegen“ lauten einige der aktuellen Schlagzeilen.