Zwei Preisträgerinnen erhalten Conrad-Matschoß-Preis
Daniela Mysliwietz-Fleiß von der Uni Siegen und Anke Woschech vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden sind die Preisträgerinnen des Conrad-Matschoß-Preises 2021. Der technikgeschichtliche Preis des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) wird alle zwei Jahre vergeben.
Im Rahmen seiner technikgeschichtlichen Tagung „150 Jahre Conrad Matschoß – Technikgeschichte für die Gegenwart“ hat der VDI gestern zwei technikgeschichtliche Arbeiten ausgezeichnet. Daniela Mysliwietz-Fleiß und Anke Woschech überzeugten die Jury und wurden mit dem Conrad-Matschoß-Preis 2021 geehrt. Die beiden promovierten Wissenschaftlerinnen teilen sich den mit 4000 € dotierten Preis des VDI.
Daniela Mysliwietz-Fleiß von der Uni Siegen stellt in ihrer Dissertation „Die Fabrik als touristische Attraktion“ die bürgerliche Identitätsbildung und -findung in den Dekaden um 1900 in den Mittelpunkt. Auf innovative Weise arbeitet sie laut Jury heraus, wie sich der Besuch von Fabriken, Gruben und anderen Produktionsstätten in dieser Zeit als touristische Attraktion für das Bürgertum etablieren konnte. Das Buch thematisiere damit auch das Verhältnis von Technik und Produktion einerseits sowie Technik und Öffentlichkeit andererseits. Mit dem Fabriktourismus beleuchtet Mysliwietz-Fleiß laut Jury nicht nur ein bisher unerforschtes Terrain, sondern sie stellt vielfältige Quellen zu Fabrik und Fabrikbesuch vor, die Aufschluss über eine sich ändernde Wahrnehmung von Fabrik und Fabrikarbeit geben.
Dissertation „Ingenieure auf der Leinwand“ macht das Rennen
Konkret auf die Darstellung des Berufsbildes Ingenieur und Ingenieurin in der ersten Hälfte der 1930er Jahre geht Anke Woschech vom Deutschen Hygiene Museum Dresden in ihrem Buch „Ingenieure auf der Leinwand“ ein.
Anhand mehrerer deutscher Zukunftsfilme aus dieser Zeit geht sie der Frage nach, welche Bewertungen die Filme der Technik, dem technischen Fortschritt und dem Wirken der Ingenieurinnen und Ingenieure zuschreiben. Kritisch beschreibe sie zum einen die jeweiligen zeitgenössischen technischen Visionen in ihrem breiteren Kontext. Zum anderen analysiert sie die Filme und beantwortet laut Jury im Detail, welche Hoffnungen, Erwartungen und Ängste an die Technikvisionen geknüpft waren. Die Jury erklärt, dass Woschech auf innovative Weise zeige, dass die Ingenieure in diesen Filmen keine einheitlichen und vor allem Krisenfiguren waren.
Insgesamt bewertete die Jury um Heike Weber, Vorsitzende des Interdisziplinären Gremiums Technikgeschichte und Leiterin des Fachgebiets Technikgeschichte an der TU Berlin, 13 Beiträge aus den Gebieten der Geschichts- und Technikwissenschaften, der Museums- und Denkmalpflege sowie des Journalismus und der Dokumentation. Mit dem Conrad-Matschoß-Preis will der VDI das Interesse für Technikgeschichte stärken, Beiträge zur besseren Verständlichkeit der Technikgeschichte fördern und die technikhistorische Forschung unterstützen. Der Preis, der alle zwei Jahre im Rahmen seiner Technikgeschichtlichen Tagung verliehen wird, fördert historische Analysen und Darstellungen der Technik und der Ingenieurinnen und Ingenieure im Rahmen von Gesellschaft, Wissenschaft und Umwelt.