5G: Industrie setzt auf eigene Mobilfunknetze
Die Nachfrage nach industrieeigenen 5G-Mobilfunknetzen kommt aktuell in Schwung. Damit entsteht laut Bundesnetzagentur „ein Raum für Innovationen für den Industriestandort“.
Was haben BASF, die Lufthansa und der Hamburger Hafen gemein? Alle drei sind vorne mit dabei, wenn es um die sogenannten Campusnetze geht. Damit sind lokal begrenzte 5G-Mobilfunknetze für Unternehmen gemeint. Ihre Reichweite erstreckt sich dabei auf ein Firmengelände, eine Halle oder ein Feld. Gedacht sind sie insbesondere für Industrie 4.0, aber auch für die Land- und Forstwirtschaft.
Raum für Innovationen
„Mit den Frequenzen für lokale 5G-Netze verschaffen wir dem Industriestandort Raum für Innovationen“, erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, am Montag dieser Woche. Jetzt kommt die Nachfrage nach eigenen 5G-Mobilfunknetzen unter deutschen Firmen in Schwung. Das attestiert auch der Behördenchef: „Wir verzeichnen ein großes Interesse an den Frequenzen und rechnen weiterhin mit zahlreichen Anträgen.“ Inzwischen sollen 74 Unternehmen ein lokales Spektrum zur Eigennutzung bekommen haben – deutlich mehr als im Juni, als es 46 waren. Weitere vier Anträge lägen vor.
Konzerne und Hochschulen dabei
Als erste Firmen griffen der Chemiekonzern BASF, die Messe in Frankfurt/Main und der Hamburger Hafen zu. Mittlerweile sind Audi, Daimler, Weidmüller, Evonik usw. dabei, und einige Technische Hochschulen wie die RWTH Aachen.
Die Bundesnetzagentur hatte im Frühjahr 2019 5G-Lizenzen an die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und United Internet versteigert. Einen Teil des Spektrums hielt sie zurück. Die Behörde offeriert den Frequenzbereich zwischen 3700 MHz und 3800 MHz seit November für Campusnetze.
Kooperationen mit Netzausrüstern und Mobilfunkern
Doch mehrheitlich große Industriekonzerne wie die Automobilbauer haben die Mittel und vor allem das Know-how, um eigene Campusnetze aufzubauen. Kooperationen mit Netzausrüstern wie Nokia und Ericsson, aber auch mit Netzbetreibern sind daher beliebt. Die Mobilfunkkonzerne haben mittlerweile ihre eigenen Campusnetz-Abteilungen aufgebaut. Vodafone soll in Gesprächen mit 200 Firmen sein. Schon haben die Düsseldorfer beispielsweise in einem Hangar der Lufthansa ein Netz aufgebaut, auf dem Gelände des Universitätsklinikums der NRW-Landeshauptstadt soll ein großes 5G-Netz errichtet werden.
Pioniere bei den Campusnetzen
Pioniere waren bereits im Frühjahr 1019 Leuchtmittelhersteller Osram und die Deutsche Telekom. Sie zeigten, wie sich beispielsweise Maschinen drahtlos in einem realen Produktionsumfeld vernetzen lassen. Aber auch ZF Friedrichshafen gehörte schon im letzten Jahr zu den Vorreitern. „Mit unseren Campusnetzen liefern wir schon heute eine neue Lösung für unsere Industriekunden. Basierend auf LTE, können wir bereits viele Anwendungen verwirklichen“, sagte damals Claudia Nemat, Telekom-Vorstand Technik und Innovation. „In Zukunft werden diese Netze mit 5G noch leistungsfähiger und flexibler sein.“ Und auch heute sind viele Campusnetze noch auf LTE-Technik, also 4G, aufgebaut. Doch 5G holt mit großen Schritten auf. Der Übergang zwischen beiden Mobilfunktechniken ist ohnehin fließend, zumal Teile eines 5G-Netzes immer auch 4G-Komponenten und -Standards nutzen.