Flutkatastrophe 18. Aug 2021 Von Regine Bönsch Lesezeit: ca. 2 Minuten

Analoge Technik statt Digitalfunk für Feuerwehr und Polizei

Der digitale Behördenfunk hat in der Flutkatastrophe versagt. Helferinnen und Helfer konnten mancherorts so nicht kommunizieren, konnten aber alte Analogtechnik reaktivieren. Ein wunder Punkt im Hightechland Deutschland – ebenso wie die Mankos bei der Frühwarnung.


Foto: S.Wilke & BDBOS

Funkgeräte entstauben, aufladen und dann die Relaisstationen wieder in Betrieb nehmen. So konnte analoge Technik aus der Mottenkiste den Digitalfunk ersetzen. Nachzulesen ab morgen Abend auf der Onlineseite der VDI nachrichten. Denn an so einigen Stellen war der digitale Funk für Feuerwehren, Polizei und Hilfsorganisatoren ausgefallen. „Bei uns war der ganze Digitalfunk drei Tage großflächig ausgefallen, einfach abgesoffen, weggespült“, sagt Harald Schmitz, Brand- und Katastropheninspektor (BKI) des Landkreises Vulkaneifel, gegenüber den VDI nachrichten und ergänzt: „Aber wir hatten zum Glück noch analoge Geräte.“

Hilfsorganisationen nutzten analogen Funk

Die Relaisstationen im Landkreis lagen glücklicherweise auf den Bergen und konnten reaktiviert werden. „Darüber lief die Alarmierung für über 1400 Einsätze“, erklärt Schmitz. Zahlreiche Hilfsorganisationen setzten ihre eigenen analogen Funkgeräte ein und nutzten das Funknetz des Landkreises Vulkan­eifel. Mittlerweile ist die digitale Technik wieder voll einsatzfähig. „Die analogen Geräte haben wir erst mal wieder eingemottet, werden sie aber noch lange nicht zum Elektroschrott geben“, resümiert Schmitz. Andere Landkreise erzählen ähnliche Geschichten.

Zuständige Behörde beschwichtigt

Das Versagen des Behördenfunks – man könnte alles auf „höhere Gewalt“ schieben – hat auch mit einer gewissen behördlichen Kurzsichtigkeit zu tun, so formuliert es unser Autor in seinem Beitrag. Warum wurden Basisstationen dort errichtet, wo Wasser fließt? Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, kurz BDBOS, hüllt sich in Schweigen. Zahl und Lage seien geheim, so ein Sprecher der Behörde, die dem Bundesinnenministerium untersteht. Und es wird beschwichtigt: Das Netz sei vom Stromausfall betroffen gewesen. Mithilfe mobiler Netzersatzanlagen sei der Betrieb dann doch gewährleistet gewesen. Immerhin denkt man jetzt über weitere „Netzhärtung“ für die Stromversorgung und die Netzanbindung nach.

Resiliente Frühwarnsysteme sind gefragt

Fest steht auch, widerstandsfähige Alarmsysteme hätten Mitte Juli Menschenleben retten können. Darüber berichtet die Wochenzeitung VDI nachrichten in ihrer am Freitag erscheinenden Print-Ausgabe. Cell Broadcast, so heißt das neue Zauberwort. Demnächst sollen vor einer potenziellen Katastrophe Textmeldungen auf die Smartphones der Betroffenen gesendet werden.

Bund und Länder haben daher vergangene Woche beschlossen, die Technik zur Warnung der Bevölkerung in Deutschland einzuführen. Demnächst soll eine entsprechende Gesetzesgrundlage vorgestellt werden. Außerdem soll das Sirenennetz in den Kommunen bis 2023 mit bis zu 88 Mio. € instand gesetzt und ausgebaut werden.

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