Bosch setzt konsequent auf 5G
Mobilfunk der fünften Generation wird zentraler Baustein der Fabrik der Zukunft.
Bosch hat Lizenzen für lokale 5G-Netze – sogenannte Campusnetze – für ausgewählte deutsche Standorte bei der Bundesnetzagentur beantragt. Erstmals war bei der letzten Versteigerung von Frequenzen für das 5G-Netz ein Bereich von 100 MHz ausgespart worden, um ihn lokal in Fabriken oder der Landwirtschaft unabhängig von den Mobilfunkbetreibern nutzen zu können. „Als IoT-Unternehmen hat Bosch frühzeitig Forschungsaktivitäten im Bereich 5G gestartet“, sagt Michael Bolle, Bosch-Geschäftsführer und CDO/CTO der Bosch-Gruppe. „Der neue Kommunikationsstandard ist ein Schlüssel für das automatisierte und vernetzte Fahren und ein wesentliches Element für die Fabrik der Zukunft.“
Die Frequenzen werden zunächst für bis zu zehn Jahren befristet zugeteilt. Dafür wird eine Gebühr fällig, die aus einem Sockelbetrag von 1000 € besteht. Hinzu kommen weitere Beträge, die sich aus der lizenzierten Bandbreite zwischen 10 MHz bis maximal 100 MHz, der Laufzeit und der Fläche des Zuteilungsgebietes berechnen.
5G verbessert Produktion
Nach Lizenzierung der Frequenzen durch die Bundesnetzagentur plant Bosch, die Netze im kommenden Jahr gemeinsam mit Partnern auszubauen. Für die kommenden Monate sind ausführliche 5G-Tests in eigenen Werken und am Forschungsstandort in Renningen geplant. „Private Campusnetze sorgen für ein Höchstmaß an Sicherheit und Unabhängigkeit. 5G beschleunigt und verbessert die industrielle Produktion. Mit lokalen 5G-Netzen kommen wir unserer Idee von der Fabrik der Zukunft einen großen Schritt näher“, so Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, zuständig für die Industrietechnik. Zunächst hat Bosch für das Industrie-4.0-Leitwerk in Stuttgart-Feuerbach sowie den Forschungscampus in Renningen 5G-Lizenzen beantragt. „Die ausgewählten Standorte leisten Pionierarbeit, die dem gesamten Bosch-Verbund aus rund 280 Werken weltweit zugutekommt“, erläutert CTO Bolle.
Sein Kollege Narjok erklärt: „In unserer Vision der Fabrik der Zukunft sind nur noch Boden, Wände und Decke statisch und fest. Alles andere ist flexibel, mobil und ordnet sich immer wieder neu.“ Zu diesen mobilen Komponenten zählt er Roboter, autonome Transportfahrzeuge und neuartige Assistenzsysteme wie Datenbrillen, die die Werker bei ihrer Arbeit optimal unterstützen.
Kurze Reaktionszeiten
Voraussetzung für diese Art der Flexibilität ist eine hochleistungsfähige drahtlose Infrastruktur für die effiziente Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Anlagen: „Es geht um eine zuverlässige, sichere und schnelle Datenübertragung mit kurzen Reaktionszeiten – all das lässt sich mit 5G realisieren“, sagt Andreas Müller, Bosch-Forscher und Vorsitzender der internationalen Initiative 5G-Acia (5G Alliance for Connected Industries and Automation).
5G ist aber nicht nur wichtig für die effiziente Vernetzung mobiler Endgeräte und drahtloser Sensoren, sondern schafft gleichzeitig die Grundlage für komplett neue Systemkonzepte. Die Steuerung eines mobilen Roboters in Echtzeit kann dank 5G beispielsweise aus einer lokalen Fertigungscloud heraus erfolgen. Das reduziere Kosten, erhöhe die Flexibilität und vereinfache die Wartung. Auch die Bedienung der Maschinen durch den Menschen lasse sich optimieren. „Geht man heute in eine Fabrik, hängt an nahezu jeder Maschine ein Bediengerät mit einem Not-Halt-Schalter. Wenn ich den Schalter drücke, bleibt die Maschine stehen“, erklärt Müller. „Mit 5G können viele dieser stationären Bedienelemente durch ein mobiles Endgerät ersetzt werden, inklusive der Not-Halt-Funktion. Auf diese Weise wird die Arbeit komfortabler und wir sparen gleichzeitig Kosten.“
Sicherheit in der eigenen Hand
Lokale 5G-Netze machen die Industrie unabhängiger, denn sie können ohne Abhängigkeit von Dritten ihr eigenes Netz aufbauen und betreiben und dieses passgenau auf die oftmals sehr spezifischen industriellen Anwendungen ausrichten. Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt: Bei lokalen 5G-Netzen bleibt der operative Betrieb gewahrt, auch wenn die öffentlichen Netze in der Region überlastet sind. „Mit Campusnetzen können wir selbst kontrollieren, wie das Netzwerk aufgebaut und abgesichert ist und welches Equipment zum Einsatz kommt. Und es ist ersichtlich, wer Zugriff auf bestimmte Komponenten und Daten hat“, sagt Müller. Damit verringern Unternehmen Risiken und gewährleisten die Datenhoheit. Die Anbindung an das Internet und die öffentlichen Netze erfolgt über dezidierte Schnittstellen und werde fortlaufend überwacht.