Katastrophenschutz 06. Dez 2022 Von Elke von Rekowski Lesezeit: ca. 4 Minuten

Bundesweiter Warntag am 8. Dezember als Bewährungsprobe für Cell Broadcast

Wie gut funktioniert es, die Bevölkerung in einem Katastrophenfall zu warnen? Das soll am bundesweiten Warntag am 8. Dezember getestet werden. Neben den klassischen Sirenen, Hinweisen in Rundfunk und Fernsehen oder auf Tafeln an Bahnsteigen und in Zügen sowie per Warn-Apps soll nun erstmals Cell Broadcast für den Katastrophenschutz in Deutschland zum Einsatz kommen.

Warnzentrale. Der bundesweite Warntag startet am 8. Dezember um 11 Uhr.
Foto: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Die Erwartungshaltung ist hoch. Immerhin waren beim letzten bundesweiten Warntag im Jahr 2020 Pannen an der Tagesordnung. Diesmal soll alles anders und vor allem besser werden. Zumindest auf die Sirenen bezogen sind hier jedoch Zweifel angebracht. Denn nachdem viele Sirenen im Bundesgebiet in den 90er-Jahren deaktiviert und demontiert wurden, ist die erforderliche Dichte bisher vielerorts noch nicht wieder erreicht worden. So soll in Berlin nicht über Sirenen gewarnt werden, da diese noch nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen beziehungsweise schlichtweg noch nicht angesteuert werden können. Auch andere Kommunen machen nicht mit, wenn am 8. Dezember um 11 Uhr per Sirenenalarm gewarnt wird.

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Smartphones und Handys waren bereits zum Warntag 2020 in den Fokus gerückt. Mit mehr als 62 Mio. Smartphones (Statista, 2021) in Deutschland ist es zumindest theoretisch möglich, allein darüber drei Viertel der Bevölkerung zu erreichen. Apps wie Nina und Katwarn werden bereits für Warnungen der Bevölkerung vor Gefahren eingesetzt, sei es im Rahmen der Coronapandemie, bei Großbränden oder außergewöhnlichen Wetterereignissen.

Die Apps haben allerdings einen entscheidenden Nachteil: Sie müssen von den Mobilfunknutzern auf ihren Endgeräten proaktiv installiert werden. Dies ist nicht verpflichtend und beispielsweise Nina hat derzeit nur 8,8 Mio. Nutzende, was bedeutet, dass nur ein Bruchteil der Mobilfunknutzer im Ernstfall wirklich erreicht werden kann.

Warntag: Hoffnung Cell Broadcast

Mit der technischen Richtlinie TR DE-Alert hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) daher in diesem Jahr den Weg für einen proaktiven Weg der Warnung geebnet. Diese beschreibt die Möglichkeit, Push-Mitteilungen auf Mobilfunkgeräte zu senden, um vor Gefahrenlagen warnen zu können. Dazu stellen die zuständigen Behörden fest, ob und in welchem Ort, in welcher Region oder sogar bundesweit eine entsprechende Lage vorliegt, die eine Warnung erforderlich macht. Mittels Cell Broadcast werden diese Warnungen dann auf die entsprechenden Endgeräte im Mobilfunknetz gesendet.

Cell Broadcast (CB) ermöglicht Textnachrichten bis zu 93 Zeichen Länge. In einem Cluster können bis zu 15 Textnachrichten verkettet gesendet werden, was fast 1400 Zeichen Inhalt ermöglicht. CB ist in weiten Zügen mit der SMS-Technologie vergleichbar, was den Betreibern ermöglicht, diese Nachrichten an eine breite Palette unterschiedlicher Endgeräte zu senden. Grundsätzlich sind die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, diese Warnnachrichten zu verschicken.

Netzbetreiber gehen zuversichtlich in den Warntag

Die Netzbetreiber führen bereits seit einiger Zeit Tests durch, damit am 8. Dezember nichts schiefläuft. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass das klappt“, sagt Telekom-Sprecher Philipp Kornstädt. Bereits Mitte November hatten die Mobilfunkprovider ihre Kunden per SMS über den Warntag informiert.

Die Mobilfunkbetreiber können bei regionaler Eingrenzung die Broadcasts bis auf eine Mobilfunkzelle genau versenden, sodass sehr randscharfe örtliche Eingrenzungen möglich sind. Im Wesentlichen unterscheidet sich das CB-Prinzip von der herkömmlichen SMS davon, dass das Cell Broadcasting gleichzeitig an alle Funkteilnehmer in einer Zelle gepusht wird, ohne dass ein Filtering (Stichwort Rufnummer) erfolgt. Dadurch ist die Netzauslastung geringer und es sollte praktisch verzögerungsfrei erfolgen.

Warntag: Nicht für alle Smartphone-Nutzende erfolgreich

Kornstädt verweist allerdings auch darauf, dass der Blick auf den Warntag unterschiedlich ist. Für die Telekom als Netzbetreiber sei es ein Erfolg, wenn die Warnungen über das Mobilfunknetz ausgesendet werden würden. Für Kunden hingegen sei es wichtig, dass ihr Endgerät warne. Und das, da sind sich alle Verantwortlichen einig, wird längst nicht bei allen Handys und Smartphones der Fall sein.

Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sind vor allem ältere Handys oft nicht für den Empfang der Geräte geeignet. Das BBK hat eine Liste mit Geräten veröffentlicht, bei denen der Empfang funktioniert. Hier finden sich auch Modelle, die nicht für den Empfang geeignet sind, etwa ältere Apple-Modelle als das iPhone 6s.

Warntag: Cell Broadcast braucht stabile Netze

Bei einigen Smartphones ist es erforderlich, dass in den Einstellungen einmalig Notfallbenachrichtigungen aktiviert werden, weil sie ansonsten unterdrückt werden könnten. Probleme beim Empfang erwartet Kornstädt bei einigen Geräten, bei denen die Anwender keine Updates durchgeführt haben. Zudem gebe es einige Hersteller schon gar nicht mehr, Updates seien hier überhaupt nicht möglich. Auch bei im Ausland gekauften Geräten könnte es unter Umständen Empfangsprobleme geben.

Um solche und andere Probleme zu finden und zu beheben, soll der Test stattfinden. So funktioniert die Cell-Broadcast-Technologie zum Beispiel grundsätzlich nur dann, wenn das Stromnetz und auch das Mobilfunknetz störungsfrei funktionieren. Auch abgeschaltete Smartphones oder Geräte im Flugmodus lassen sich nicht per Cell Broadcast erreichen.

Warntag: Cell Broadcast auch hörbar

Bei allen anderen sollen die Warnnachrichten und der Sirenenton praktisch zeitgleich hör- und lesbar sein. Apropos hörbar: Beim Cell Broadcast wird der Signalton so getriggert, dass er selbst auf einem Smartphone im lautlosen Modus hörbar sein soll. Es ist geplant einen alternierenden Ton für 5 min zu senden, bei der Entwarnung kommt ein Dauerton, also analog zum Sirenensignal.

Generell kann die Warnung in einer betroffenen Region bis zu sechsmal nacheinander ausgesendet werden, um möglichst auch Mobilfunkteilnehmer, die sich in einem temporären Funkloch befinden, nach Wiederherstellung des Netzes zu informieren. Authentifiziert wird die Warnmeldung über eine vierstellige ID-Nummer und der Text selbst enthält Links zu weiterführenden Informationen.

Das digitale Radio DAB+ kann helfen, bei Gefahr schneller Alarm zu schlagen

Warntag: Feedbackseite eingerichtet

Ob alles wie geplant funktioniert, bleibt abzuwarten. Das BBK hat eine Feedbackwebseite eingerichtet. Hier können Menschen über ihre Erfahrungen am Warntag berichten.

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