Katastrophenschutz 13. Sep 2023 Von Elke von Rekowski Lesezeit: ca. 3 Minuten

Bundesweiter Warntag probt Zusammenspiel der Kanäle

Beim bundesweit dritten Warntag am 14. September 2023 um 11 Uhr schrillen allerorts die Alarme. Doch werden diesmal auch tatsächlich alle Bürgerinnen und Bürger erreicht?

Der bundesweite Warntag dient als Probe für den Ernstfall. Im Nachgang soll genau analysiert werden, wo es Nachbesserungsbedarf gibt.
Foto: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

Beim diesjährigen bundesweiten Warntag wird besonders auf das Zusammenspiel verschiedener Kanäle geachtet. Das ist wichtig, um im Ernstfall eine möglichst hohe Anzahl von Bürgern parallel zu erreichen. Ob dabei aktuelle Technik wie Cell Broadcast und DAB+ den noch immer bestehenden Mangel an Sirenen ausgleichen kann, muss sich noch zeigen.

So klappte der Alarm am Warntag 2022

Anfang dieses Jahres wurde Cell Broadcast neu ins Katastrophenwarnsystem eingebunden. Cell Broadcast ermöglicht Textnachrichten bis zu 93 Zeichen Länge. In einem Cluster können bis zu 15 Textnachrichten verkettet fast 1400 Zeichen Inhalt übertragen. Die Technologie ist mit der SMS vergleichbar, was den Betreibern ermöglicht, diese Nachrichten an eine breite Palette unterschiedlicher Endgeräte zu senden. Grundsätzlich sind die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, diese Warnnachrichten zu verschicken.

Lesen Sie dazu auch: Das Handy-Warnsystem Cell Broadcast startet in den Regelbetrieb

Nach Einschätzung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) steht somit jetzt eine große Bandbreite an Warnmöglichkeiten zur Verfügung. Neben dem Mobilfunkdienst Cell Broadcast zählen zu den elementaren Warnkanälen Radio und Fernsehen, Warn-Apps wie Nina, aber auch Stadtinformationstafeln, Sirenen, Lautsprecherwagen und Infosysteme der Deutschen Bahn.

Beim Medium Radio spielt neben den analogen Frequenzen auch das Digitalradio DAB+ eine immer wichtigere Rolle. Über DAB+-Kanäle sollen Warnungen automatisch empfangen werden. Zusätzlich wird es künftig auf immer mehr Geräten möglich sein, regionale Warnmeldungen abzusetzen und Textmeldungen auf die Displays der digitalen Empfangsgeräte zu senden. Abgerundet werden soll der Funktionsumfang künftig von einer Weckfunktion, die im Katastrophenfall beispielsweise nachts schlafende Menschen aufweckt, die über einen DAB+-tauglichen Radiowecker verfügen.

DAB+ wird leistungsstärker

Die neuen DAB+-Dienste wurden vom Digitalradio Deutschland e. V. vorgeschlagen und dem WorldDAB Technical Committee zur weiteren Normentwicklung und Spezifizierung vorgelegt. Das ist sinnvoll, denn schließlich geht es darum, im Ernstfall eine möglichst hohe Anzahl Menschen zu warnen – Nischenlösungen wären da wenig dienlich. Nur über internationale ETSI-Richtlinien wird eine marktweite Einführung der neuen DAB+-Dienste in Europa und Asien gelingen. Das über 100 Mitglieder umfassende WorldDAB Technical Committee plant die Veröffentlichung von Ergebnissen im ersten Quartal 2024. Anschließend ist der Weg frei für eine internationale Markteinführung, die nach Fertigstellung der ersten Chipsets erfolgen soll.

Das digitale Radio DAB+ kann helfen, bei Gefahr schneller Alarm zu schlagen

Das Warnsystem wird vom Verein Digitalradio Deutschland, also ARD, Deutschlandradio, Privatsender, Hersteller, Netzbetreiber und Landesmedienanstalten definiert. Der Verein Digitalradio Deutschland e. V., hinter dem unter anderem ARD, Deutschlandradio, Privatsender, Hersteller, Netzbetreiber und Landesmedienanstalten stehen, sieht im Vergleich zum Mobilfunk für DAB+ den Vorteil, dass das Programm über dedizierte Sendemasten verbreitet wird, die auch im Krisenfall verfügbar bleiben sollen, wenn das Mobilfunknetz womöglich überlastet ist oder wegen Unwettern ausfällt.

Mobilfunker rüsten auf

Mobilfunkbetreiber wie Vodafone arbeiten indes daran, Überlast durch schiere Masse zu vermeiden. So hat Vodafone nach eigenen Angaben auf mehr als 26 000 Mobilfunkstationen die Voraussetzungen geschaffen, dass Cell Broadcast gesendet werden kann. Tanja Richter, Technikchefin bei Vodafone Deutschland, ist von dem System überzeugt: „Mit Cell Broadcast wird die Bevölkerung in betroffenen Gebieten gezielt und schnell vor Unwettern, Bränden, Erdbeben, Überflutungen oder anderen Gefahren gewarnt.“ Laut Vodafone können mit Cell Broadcast rund 50 Mio. Smartphones in Deutschland sekundenschnell erreicht werden. Der Provider weist darauf hin, dass seit der Betriebsaufnahme im Februar 2023 über Cell Broadcast in Deutschland schon rund 200 Warnmeldungen abgesetzt worden sind. Zuvor war das System bereits gründlich getestet worden.

Beim bundesweiten Warntag kommt auch Cell Broadcast zum Einsatz, Bürgerinnen und Bürger erhalten die Warnmeldung direkt aufs Handy. Foto: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
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