Der Streit um Frequenzen zwischen TV, Mobil- und Behördenfunk geht in die nächste Runde
Bis 2030 sind die Frequenzen für das terrestrische Fernsehen (DVB-T2) gesichert. Und dann? Wie es mit dem Fernsehen in Deutschland weitergehen könnte.
DVB-T2 heißt offiziell der zugrunde liegende Standard, mit dem in Deutschland Antennenfernsehen über Sendemasten an 12 Mio. Personen ausgestrahlt wird. Terrestrisches Fernsehen nennen das die Fachleute. Die Empfangsantennen dazu sind etwa so groß wie eine halbe DIN-A4-Seite; flache Kunststoffboxen mit empfangstechnischem Innenleben oder kleine Stäbe. Eines scheint klar: Das ist zwar altmodisch, wird uns aber noch lange begleiten.
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Wenn wir uns da mal nicht irren. Denn die Rahmenbedingungen, wer auf welcher Frequenz was senden können sollte, darüber gibt es internationale Vereinbarungen. Und die werden auf der Weltfunkkonferenz WRC (World Radio Conference) alle paar Jahre festgelegt. Die letzten waren 2015 und 2019 und haben den aktuellen Bereich für DVB-T2 in Europa bis 2030 gesichert. Im November diesen Jahres aber startet die nächste WRC in Dubai – und da wird neu verhandelt.
Muss das Fernsehen Frequenzen abgeben, damit der Mobilfunk noch mal absahnen kann?
Was in Dubai droht, ist Stunk beim Funk: „Wir wollen das UHF-Band dauerhaft für Kultur und Rundfunk sichern“, steht im Koalitionsvertrag der im Bund regierenden Ampelkoalition. Nicht umsonst. Denn die Begehrlichkeiten der Mobilfunkbetreiber wie auch des Behördenfunks in Deutschland sind groß. UHF-Band (UHF: Ultra High Frequency) nennt sich der Frequenzbereich, in dem heute die Fernsehsender und Funkmikrofone in Deutschland ihr Signal terrestrisch versenden.
Möglicherweise könnte dieses bisher 224 MHz breite TV-Frequenzband auf der WRC in Dubai zusammenschnurren auf nur noch schmale 130 MHz. Dabei hat das terrestrische Fernsehen im UHF-Band bereits nach den letzten WRC mehrfach Federn lassen müssen. Diese sogenannte digitale Dividende wurde danach in Deutschland meistbietend an den Mobilfunk versteigert.
Der Ausgang der WRC 2023 ist also ungewiss, und so steht Antennen-TV in Deutschland vor einer unsicheren Zukunft. Deutschland wird in Dubai durch die Bundesnetzagentur vertreten. Befragt nach Konfliktfällen bei der Frequenzvergabe, sagte dessen Präsident Klaus Müller zu VDI nachrichten, es sei bisher immer wieder gut gelungen, verschiedene Interessen in einen fairen Ausgleich zu bringen. Er hofft, dass technische Entwicklungen einen „Ausgleich in einem noch größeren Ausmaß erlauben könnten, als das in der Vergangenheit der Fall war“.