Glasfaser: Warum Open Access im Flächenausbau wichtig ist
Beim Ausbau von Glasfaser in der Fläche kann Open Access eine wichtige Stellschraube sein, um den Zielen der Gigabitstrategie des Bundes näherzukommen. Auch auf den Fiberdays herrschte reges Interesse an diesem Thema. Eins scheint aus Sicht der Branche sicher: Ohne Zusammenarbeit wird der flächendeckende Ausbau mit Glasfaser hierzulande kaum möglich sein.
Die Fiberdays (15. bis 16. 3. 2023, Wiesbaden) haben sich mittlerweile als eine der wichtigsten Veranstaltungen rund um den Glasfaserausbau in Deutschland etabliert. Die Themenbereiche sprechen dabei vor allem die Vielzahl von verschiedenen Infrastrukturprovidern und Carriern an, die hierzulande den Glasfaserausbau betreiben. Initiiert wird die Messe vom Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), dem Interessenverband von Glasfaseranbietern.
Wenn die Glasfaser ins Haus kommt
Bezüglich der Ausbaufortschritte herrschte in diesem Jahr in der Branche überwiegend Zufriedenheit. Die unterschiedlichen lokalen und überregionalen Betreiber konnten nach eigenem Bekunden die verlegten Strecken gut vorantreiben und die Nachfrage nach entsprechenden Glasfaserprodukten sei sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld nach wie vor stabil.
„Wir sehen in Summe einen stetigen, starken Breitbandausbau – so stark, dass bundesweit immer noch Tiefbaukapazitäten für den eigenwirtschaftlichen und geförderten Ausbau fehlen. Aufträge und finanzielle Ressourcen sind also mehr als reichlich vorhanden. Daher gehe ich davon aus, dass wir weiterhin mit Volldampf ausbauen“, erklärte Norbert Westfal, Präsident des Bundesverbands Breitbandkommunikation. Er betonte, dass die im Breko organisierten Carrier derzeit rund 70 % des Ausbaus von Fiber-to-the-Home (FTTH) stemmen.
Neben den im Breko organisierten Unternehmen war auch die Deutsche Telekom mit einem eigenen Stand bei den Fiberdays vertreten. Insgesamt waren es rund 230 Aussteller auf rund 10 000 m2. Rund 6500 Besucherinnen und Besucher kamen an den beiden Messetagen nach Wiesbaden und zeigten reges Interesse an den in Vorträgen und Konferenzen erörterten Themen.
So kommt Glasfaser bis in die Wohnung
Glasfaser: Infrastruktur mitnutzen
Ein Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf dem Thema Open Access. Je weiter der Ausbau der Netze voranschreitet, desto größer ist das Interesse von Mitbewerbern, ihre Produkte auf dem Netz eines anderen Infrastrukturbetreibers anzubieten. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) regelt im 2021 in Kraft getretenen Telekommunikationsgesetz, dass Betreiber von (Glasfaser-)Netzen anderen Providern einen „diskriminierungsfreien“ Zugang zu ihrer Infrastruktur gewähren müssen. Das bedeutet, dass diese Provider ihre Produkte wettbewerbsfähig in den Netzen der jeweiligen Betreiber anbieten können. Dazu ist es erforderlich, dass die Entgelte entsprechend reguliert sind. Zudem müssen es die Dienste des Netzbetreibers ermöglichen, dass die Produkte eines Wettbewerbers überhaupt technisch angeboten werden können.
Die Technik und Entgelte sind allerdings auch häufig genau die Hindernisse, die eine reibungslose Einspeisung von Produkten Dritter in Betreibernetze verhindern. Open Access bedeutet nämlich auch, dass die Netztechnologie vom Betreiber der Infrastruktur vorgegeben wird und der Provider sie auch nutzen muss. Wenn beispielsweise ein Betreiber ein GPON-basiertes Netz (Gigabit Passive Optical Network) aufgebaut hat und ein Wettbewerber seine Produkte über die aktive Direktverbindung Point-to-Point vermarktet, ist eine Einspeisung über bestehende Glasfaser-Router in den jeweiligen lokalen Technikstationen (Points of Presence, PoPs) in einem Versorgungsgebiet technisch nicht realisierbar.
Das waren die Fiberdays 2023
Mitverlegung beim Glasfaserausbau beliebt
Oft kommt daher schon beim Ausbau der Wunsch von Wettbewerbern ins Spiel, die eine Mitverlegung anfragen. Dabei ist der originär ausbauende Betreiber laut Bundesnetzagentur verpflichtet, in seiner Schachtung zusätzlich Leerrohre für Mitbewerber zu verlegen. Neben erhöhten Aufwänden bei Genehmigungen und dem Schachtbau steigen dadurch auch die Planungsaufwände für den ursprünglichen Carrier. Die zusätzlichen Kosten kann dieses Unternehmen erst im Nachgang vom Mitbewerber einfordern, weshalb dieses Thema gerade bei lokalen Carriern nicht sehr beliebt ist.
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