Huawei will im Elsass Mobilfunkantennen bauen
In der Nähe von Hagenau baut der umstrittene Netzausrüster Huawei erstmals außerhalb von China eine Produktionsstätte für Mobilfunkinfrastruktur auf.
Der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei hat gestern bekannt gegeben, eine große Produktionsanlage im Businesspark Brumath in der französischen Region Grand Est, Elsass, anzusiedeln. Dort will das Unternehmen den Großteil seiner Mobilfunk-Basisstationen für die europäischen Kunden herstellen. Es ist für den Konzern die erste Produktionsstätte dieser Art außerhalb Chinas. Die Bauarbeiten sollten noch in diesem Jahr beginnen. Der Ausrüster will rund 200 Mio. € investieren. 2023 soll dann die Fabrik geöffnet werden.
Das Elsass soll profitieren
Huawei kündigte an, die lokale Wirtschaft zu unterstützen, indem es bei der Planung und dem Bau dieses Werks mit französischen Unternehmen zusammenarbeitet. Außerdem sollen „300 Talente in Frankreich“ eingestellt werden. Die Belegschaft soll insgesamt 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen umfassen. 20 % der Beschäftigen sollen aus China kommen.
„Die Region Grand Est verfolgt eine ambitionierte Politik, um das französische Referenzgebiet in Sachen Innovation zu werden, um die Wirtschaft von morgen aufzubauen“, erklärte Claude Sturni, Präsident der Region Grand Est. Die Elsässer wollen vor dem Hintergrund des tief greifenden digitalen Wandels „ein unangefochtener europäischer Marktführer in der Industrie der Zukunft werden“. Die Ansiedlung von Huawei bringe der Region eine hohe Sichtbarkeit und stärke diese Ambitionen.
Am Schnittpunkt Europas
Frankreich und die Region Grand Est verfügen über ein wettbewerbsfähiges industrielles Gefüge, das von hoch qualifizierten Ingenieuren und Technikern getragen werde, darin sind sich alle Protagonisten einig. Mit seinem Standort in der Nähe der deutschen Grenze befindet sich das Werk im Herzen des Huawei-Lieferantennetzes, so nah wie möglich an den europäischen Kunden des Unternehmens. Diese Produktionsanlage „am Schnittpunkt Europas“ ergänze die bereits starke Präsenz und Verwurzelung von Huawei auf dem Kontinent mit derzeit 23 Forschungs- & Entwicklungseinrichtungen, über 100 Partneruniversitäten, mehr als 3100 Zulieferern und einer leistungsstarken Lieferkette, betonen die Chinesen.
Basisstationen für 3G, 4G und 5G
Im Businesspark Brumath sollen Produkte im Wert von etwa 1 Mrd. € pro Jahr hergestellt werden. Laut Jaques Biot, Verwaltungsratsvorsitzender von Huawei Frankreich, werden dort demnächst Basisstationen für 3G, 4G und 5G hergestellt und montiert werden. Aber auch Motherboards würden vor Ort produziert.
Ob das allerdings die zunehmenden Bedenken gegen den chinesischen Ausstatter reduziert, darf bezweifelt werden. Gerade Huawei wird in vielen Ländern als sogenannter Hochrisikoanbieter gewertet, weshalb viele die Beteiligung des Konzerns an dem Ausbau neuer Mobilfunknetze für die fünfte Generation 5G ablehnen.
Schweden lehnen Huawei ab
So haben unlängst die Schweden die Versteigerung ihrer 5G-Lizenzen verschoben. Wegen eines Rechtsstreits erfolgte die Auktion einige Monate später als geplant. Im hohen Norden waren die chinesischen Anbieter Huawei und ZTE vom 5G-Ausbau ausgeschlossen worden. Der dortige Geheimdienst sieht in den Unternehmen eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes. Ein Vorwurf, der weltweit noch immer nicht belegt wurde. Dennoch ist Huawei mit seinem Einspruch vor einem Gericht in Stockholm gescheitert.
US-Amerikaner erweitern schwarze Liste
Die USA haben den Netzausrüster und Smartphone-Anbieter längst auf eine schwarze Liste gesetzt. Das Unternehmen hat keinen Zugang mehr zu amerikanischer Technologie – auch nicht zu Googles Betriebssystem Android. Noch in den letzten Tagen der Trump-Regierung sorgte die dortige Administration dafür, dass weitere chinesische Anbieter mit Sanktionen belegt wurden. Besonders heftig traf es den Smartphone-Riesen Xaomi.
Zunächst hatte das Unternehmen von Huaweis Ausschluss profitiert und sich weltweit auf Platz drei der Smartphone-Anbieter – nach Samsung und Apple – gesetzt. Jetzt ist es auch auf der schwarzen Liste gelandet. Chinas Regierung verurteilte das Vorgehen und will „Maßnahmen zum Schutz chinesischer Unternehmen“ ergreifen. Es ist nämlich nicht davon auszugehen, dass sich unter der Biden-Regierung an dieser US-Strategie etwas ändert.