Netzbetreiber geben für die Fußball-EM mächtig Gas
Damit die Kommunikation rund um die Fußball-EM auf höchstem Niveau läuft, bringen die Mobilfunkbetreiber in Deutschland Stadien und Infrastruktur technisch in Bestform.
Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland bauen die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica O2 ihre Mobilfunknetze deutlich aus. Ab dem 14. Juni werden Millionen Fans in den Stadien und Fanmeilen der zehn Austragungsorte erwartet. O2 Telefónica kündigte am Montag, dem 27. Mai, in München an, dass die EM „Rekorde bei der Streaming-Nachfrage brechen könnte“.
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Die besten und umstrittensten Szenen wie Traumtore, Elfmeter und Fouls werden millionenfach in den sozialen Medien geteilt. Spiele werden im Biergarten, im Schwimmbad oder unterwegs gestreamt. Anreisende nutzen ihr Smartphone, um Fahrpläne abzurufen und Tickets herunterzuladen. Deshalb haben die Mobilfunkanbieter ihre 5G-Netze für schnelle Übertragungen und hohe Bandbreiten aufgerüstet. Auch in den Stadien selbst wird alles vorbereitet, um technisch topfit zu sein.
Mobilfunkanbieter teilen sich die Aufgaben
Die Telekom spielt als Netzausrüster, nationaler Förderer und TV-Rechteinhaber eine zentrale Rolle. Sie hat 50 km Glasfaserkabel in den zehn EM-Stadien verlegt. In den Stadien arbeiten die Netzbetreiber zusammen: Einer übernimmt die Federführung, die anderen schließen sich mit ihrer Technik an. In Gelsenkirchen, Köln und Leipzig übernimmt Vodafone den Ausbau, von dem auch die Telekom und O2 profitieren. In den anderen sieben Stadien ist es umgekehrt.
Auf den Fanmeilen an den Spielorten, an Bahnhöfen und Parkplätzen sowie in den Trainingsquartieren der Nationalmannschaften setzen die Netzbetreiber auf mobile 5G-Sender und temporäre Masten. O2 baut beispielsweise eigene 5G-Sender unter anderem im Münchner Olympiapark und auf dem Platz der Republik in Berlin auf. Vodafone errichtet mobile Basisstationen im Dortmunder Westfalenpark und stattet Litfaßsäulen in Düsseldorf mit 5G-Technik aus.
Beim Fußball steigt der Datenverkehr rasant an
Die Deutsche Telekom erreicht mit ihren 5G-Antennen bereits rund 96 % der Haushalte in Deutschland, O2 95 % und Vodafone 91 %. Vodafone will sein Netz bis zum Anpfiff der Europameisterschaft mit 650 Baumaßnahmen an 50 Standorten verstärken. Die Telekom plant den Ausbau ihres Mobilfunknetzes an 430 Standorten.
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Vodafone-Managerin Tanja Richter erwartet während der EM einen rasanten Anstieg des Datenverkehrs im 5G-Netz. Laut O2 ist Fußball ohnehin ein Zugpferd für die mobile Datennutzung. Im vergangenen Jahr seien sieben der zehn höchsten Traffic-Werte auf Champions-League-Spiele mit deutscher Beteiligung zurückzuführen gewesen. Die Telekom hat ihr Mobilfunknetz in allen zehn Arenen deutlich ausgebaut und rund 750 neue 5G-Antennen installiert, davon 300 für die Tribünen und 450 für den Innenraum.
Dreimal höherer Datendurchsatz im Mobilfunk
Der Mobilfunk muss für die Datenmengen der Zuschauer bei der Europameisterschaft gerüstet sein, besonders in und um die Stadien sowie in den Fanzonen. Bei Sportereignissen ist der Datenverkehr besonders hoch, wie bereits geschrieben. In den Stadien beträgt die Datendurchsatzrate zur Fußball-EM das Dreifache der bisherigen Leistung. Statt bis zu 375 Mbit/s erreicht die Telekom nun auf den Rängen bis zu 1,2 Gbit/s. Dadurch werden die Fans beim Surfen oder Versenden von Nachrichten spürbare Verbesserungen erleben.
Die Telekom setzt auf die 3,6-GHz-Frequenz für besonders schnelle Übertragungen. Diese Frequenz kommt in neun von zehn Stadien zum Einsatz, außer in Köln, wo es aus statischen Gründen nicht möglich ist. Zusätzlich nutzt die Telekom 5G und LTE auf den Frequenzbändern 900 MHz, 1,8 GHz, 2,1 GHz und 2,6 GHz. In allen zehn Stadien ist die erweiterte Mobilfunkversorgung bereits einsatzbereit. Die Technik bleibt nach dem Turnier in den Stadien und sorgt auch bei Ligaspielen für starken Mobilfunk.
Temporäre Lösungen und Glasfaserausbau
Um stark frequentierte Bereiche wie Fanzonen zu versorgen, setzt die Telekom auf temporäre mobile Antennen. In Berlin am Reichstag, in Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Köln und Stuttgart kommen 18 „Mobilfunkmasten to go“ zum Einsatz. Diese Container mit 5G- und LTE-Antennen können schnell aufgestellt werden.
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Auch das Festnetz spielt eine wichtige Rolle. Insgesamt verlegt die Telekom in den Stadien rund 65 km Glasfaser. Diese sollen den Medien ausreichend Kapazität und Geschwindigkeit für die Berichterstattung bieten. Über 900 zusätzliche Switches und mehr als 1300 Access Points werden in den Stadien installiert. Zusätzlich versorgen 53 dedizierte 5G-Router die Medien über Mobilfunk mit schnellem Internet.
Final-Vorbereitungen
Zum Finale im Berliner Olympiastadion werden rund 1200 Medienvertreter erwartet. Die Telekom hat bereits einen Großteil der Switches installiert und die Verkabelung abgeschlossen. Nach dem Ende der Bundesliga-Saison beginnen nun die letzten Arbeiten. Jedes Stadion ist über zwei redundante Glasfaserleitungen mit dem internationalen UEFA-Sendezentrum (IBC) in Leipzig verbunden. Vom IBC aus gehen die Signale als Fernsehbilder in die Welt. (Mit Material der dpa)