Schnelles Glasfaserinternet: Viele Anwender werden ausgebremst
Viele Menschen in Deutschland warten nach wie vor vergeblich auf schnelles Internet per Glasfaseranschluss. Eine aktuelle Umfrage zeigt jetzt: Fast jeder Dritte wäre an einem Anschluss interessiert, kann aber zurzeit keinen bekommen.
Nur knapp jeder fünfte Bundesbürger (19 %) verfügt bereits über einen Glasfaseranschluss im Haus (Fiber to the Home, FTTH), zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage, die das Vergleichsportal Verivox in Auftrag gegeben hat. Dafür, dass 30 % auf FTTH verzichten müssen, gibt es zwei Gründe. Knapp 14 % haben als Mieterinnen und Mieter kaum Einfluss darauf, weitere 16 % wohnen außerhalb der Ausbaugebiete und müssen deshalb auf Glasfaserinternet verzichten.
Mehr Tempo beim Glasfaserausbau
Auf einer Warteliste für einen FTTH-Anschluss stehen 9 % der Befragten und 11 % haben sich noch nicht entschieden, ob sie auf Glasfaserinternet setzen wollen oder nicht. Für 22 % der Menschen in Deutschland ist ein Glasfaseranschluss keine Option, wie die Umfrageergebnisse zeigen.
Nord-Süd-Gefälle bei Glasfaser
In Süddeutschland gibt es mit einem Anteil von 16 % besonders wenige Glasfaseranschlüsse. Am schnellsten kommen die Menschen in Norddeutschland im Internet voran – hier ist der Anteil der FTTH-Anschlüsse mit 25 % bundesweit am höchsten.
Glasfaser: Warum Open Access im Flächenausbau wichtig ist
Im Schnitt liegt die FTTH-Quote im ländlichen wie im städtischen Raum bei 19 %, hier gibt es also kaum Unterschiede. Dennoch gebe es beim Glasfaserausbau (noch) eine Tendenz zum Ballungsraum. Oft konzentrierten sich die verfügbaren Anschlüsse noch auf Metropolregionen, heißt es. Laut aktuellen Zahlen des Branchenverbands VATM werde trotz der stabilen und zukunftssicheren Technik derzeit nur rund ein Viertel der verlegten Glasfaseranschlüsse auch tatsächlich aktiviert. Der Hauptgrund: Das Preis-Leistungs-Verhältnis von DSL- und Kabelzugängen werde vielfach noch als ausreichend gesehen – zumindest in städtischen Regionen, wo diese Technologien gut ausgebaut seien.
So kommt Glasfaser bis in die Wohnung
Kupfernetz als Bürde für Glasfaserausbau
„In Deutschland wurde sehr lange auf DSL-Vectoring und die aufgerüsteten Kabelnetze gesetzt“, sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications beim Verbraucherportal Verivox. Das über viele Jahre gut funktionierende Kupfernetz habe sich rückwirkend als Bürde erwiesen, denn es habe Investitionen in neue Technologien weniger dringlich erscheinen lassen. „In Estland und Schweden hingegen wurde bereits damit begonnen, das Kupfernetz abzuschalten“, so Theumer.
Flächendeckender Glasfaserausbau bis 2030 bleibt herausfordernd
Nach Jahren des Zögerns zieht der aufwendige Glasfaserausbau inzwischen an. Die Bundesregierung hat mit der Gigabitstrategie das Ziel vorgegeben, bis 2030 flächendeckend Glasfaser auszubauen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, gibt es allerdings noch viel zu tun, betonte der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) kürzlich anlässlich des ersten Jahrestages der Gigabitstrategie. Der Weg sei noch weit, konstatierte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Er fordert, dass die geplanten Maßnahmen schneller umgesetzt werden und dass insbesondere bei der Problematik des Doppelausbaus eine praxisgerechte Lösung angestrebt wird. Außerdem sollten sich Länder und Kommunen stärker engagieren.
Auch Thomas Braun, Präsident des Breitbandverbandes Anga, sieht noch Handlungsbedarf: Das Glasfaserbereitstellungsentgelt, das Telekommunikationsunternehmen befristet für die Errichtung der gebäudeinternen Glasfaserinfrastruktur erheben dürfen, erfülle seinen Zweck bisher nicht. Die gesetzlich festgelegten Beträge sind nach Ansicht des Verbandes zu niedrig und sollten auf die tatsächlich durchschnittlich entstehenden Kosten angehoben werden.