Unwetterkatastrophe 21. Jul 2021 Von Regine Bönsch Lesezeit: ca. 2 Minuten

Telekom-Chef Höttges: „Aus der Nähe begreift man“

Die dramatischen Bilder der Flutkatastrophe berühren auch gestandene Manager wie Telekom-Chef Tim Höttges, der gestern in den betroffenen Gebieten unterwegs war. Er weiß: Der Wiederaufbau des Mobilfunks hat höchste Priorität, denn bis das Festnetz wieder aufgebaut ist, dürften Monate vergehen.

Reparieren? Die Flut hat Stromkabel und Telekommunikationsleitungen zerstört. Da hilft vielerorts nur noch Neuaufbau und bis dahin Provisorien.
Foto: Deutsche Telekom

Telekom-Chef Tim Höttges hat gestern gemeinsam mit seinem Technik-Chef Walter Goldenits das Katastrophengebiet besucht. „Aus der Distanz ahnt man nur, aus der Nähe begreift man“, so sein Resümee und er ergänzt: „Die Situation vor Ort hat mich erschüttert und berührt.“

Die beiden Topmanager haben bewusst nur Orte besucht, wo ein Zugang in der gebotenen Zurückhaltung möglich war, und sich ein Bild vom Ausmaß verschafft. Die durch die Flutwelle angerichtete Zerstörung sei nur schwer zu fassen – schon gar nicht in Worte, erklärt Höttges und stimmt dabei Bundeskanzlerin Angela Merkel zu. „Überall Schlamm, Autos, die im zweiten Stockwerk von Gebäuden stecken, zerstörte Häuser, Straßen und Brücken …“ Gleichzeitig habe ihn aber auch die Solidarität berührt. Ob an der Ahr oder in der Eifel – überall agieren viele freiwillige Helferinnen und Helfer, packen an, teils an der Belastungsgrenze.

Spezialteams in Katastrophengebieten unterwegs

Ähnlich wie Vodafone und Telefónica setzt auch die Deutsche Telekom alles daran, die zerstörte Infrastruktur schnellstmöglich wiederaufzubauen oder zumindest geeigneten Ersatz zu finden. Wir beschreiben wie die Situation im Krisengebiet aussah auf unserer Homepage. Aus ganz Deutschland kommt Unterstützung in die Krisengebiete. So ist beispielsweise die Produktion Technische Infrastruktur, kurz PTI, eine interne Instandhaltungsabteilung aus Frankfurt, in Bad Neuenahr unterwegs.

Technik unter Wasser. Foto: Deutsche Telekom

Dort im Ahrtal, in dem es die meisten Toten und mit die größte Zerstörung gab, arbeiten auch die Techniker von Vodafone. Bei Ahrweiler und Schuld bauen sie sogenannte Instant Networks auf. Die kleinen Mobilfunkeinheiten können Bereiche von wenigen Hundert Metern mit WLAN verbinden – wichtig für Einsatzleitzentralen –, kleinere Mobilfunknetze aufbauen, bieten aber auch die Chance zum Laden von mobilen Geräten. Das Backbone, also die Verbindung zum Kernnetz der Düsseldorfer, läuft über Inmarsat-Satelliten. Das Expertenteam des Düsseldorfer Netzbetreibers ist aus Ungarn angereist. Sie sind Teil einer 50-köpfigen Notfalltruppe des Mobilfunkbetreibers, die schon in Katastrophen auf der ganzen Welt gearbeitet hat.

Die Wiederherstellung der Mobilfunkversorgung hat oberste Priorität, erklärte auch Höttges auf seiner Tour. Angesichts der zerstörten Glasfaser- und Kupferleitungen müssten viele Menschen auf Mobilfunk ausweichen.

Aufbau von Festnetz dauert Monate

Mobilfunk hat jetzt höchste Priorität, muss an vielen Stellen das Festnetz ersetzen. Foto: Deutsche Telekom

Zunächst werde die Mobilfunk-Grundversorgung wiederhergestellt. 90 % der zunächst betroffenen Standorte sind wieder am Netz, viele funken allerdings noch nicht mit LTE (4G), sondern mit Edge (2G). Viele per zusätzlich eingerichtetem Richtfunk, da die Glasfaseranbindungen komplett zerstört wurden und jetzt wiederhergestellt werden müssen. Im zweiten Schritt wollen Telekom-Techniker die Kapazität im Mobilfunk deutlich ausweiten. Denn schon jetzt ist absehbar, dass der Wiederaufbau der Festnetzinfrastruktur Monate dauern werde. „Wir fangen im Festnetz an vielen Stellen bei null an.“ Doch es gibt auch technische Helfer: So können die Bonner mit Containern eine Art „digitalen Zwilling“ der Vermittlungsstellen kreieren, die zerstört wurden.

Sowohl Vodafone als auch die Telekom zählen zu den ersten Unternehmen, die großzügig spenden wollen. Jeweils 1 Mio. € soll an die Betroffenen fließen. Den eigenen Mitarbeitenden, von denen so einige im Katastrophengebiet wohnen, soll über Sozialfonds und Stiftung geholfen werden. Für Höttges steht fest: „Die Bilder der Flutkatastrophe werden in einigen Wochen vielleicht aus den Nachrichten verschwunden sein. Aber sie bleiben in den Köpfen derer, die sie gesehen haben.“

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