Warum die Bundeswehr bei der Katastrophe im Ahrtal tagelang im Funkloch saß
2021, gleich zu Beginn des Einsatzes nach der Flut im Ahrtal, kollabierte die interne Kommunikation der Bundeswehr. Hintergrund war die funktechnische 30-km-Ruhezone rund um das Radioteleskop Effelsberg, die den Betrieb des Satellitendienstes Iridium blockierte.
Was der normale Mensch nicht weiß, ist, dass die Gegend um ein so empfindsames Messinstrument wie ein Radioteleskop teilweise streng geschützt ist. Das Unwissen der Bevölkerung preisen die Astronomen beim Radioteleskop Effelsberg in der Eifel, in einem kleinen Seitental des Ahrtals, mit ein. Dass das aber einer Einrichtung wie der Bundeswehr nicht bekannt ist, damit hatten die Sternengucker nicht gerechnet. Zutage trat dies zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: als nämlich im Juli letzten Jahres nach der verheerenden Flut in dieser Gegend die Angehörigen der Truppe bei den Hilfsarbeiten nicht mehr über ihre Satellitentelefone kommunizieren konnten.
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Vorher hatte die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde eine 30 km große Schutzzone um Effelsberg eingerichtet, in der Telefone des Satellitendienstes Iridium nicht senden dürfen. Das Problem bei den Iridium-Satelliten sind nach Angabe von Benjamin Winkel Intermodulationen. Winkel leitet das sogenannte Spektrum-Management beim Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn, das Effelsberg betreibt. Intermodulationen sind nicht die Frequenzen des eigentlichen Nutzsignals, sondern spektrale Nebenaussendungen, die mehr oder weniger zufällig genau in den geschützten Frequenzbereich der Radioastronomie fallen.
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Winkel kann sich noch lebhaft erinnern: „Wir bekamen in Effelsberg ein paar Tage nach der Sperre einen Anruf eines Menschen von der Bundeswehr, der sich gewundert hat, warum funktechnisch in diesem Gebiet nichts geht. Und ob wir Jammer betreiben würden, also einen Stördienst. Wir haben direkt an die Bundesnetzagentur verwiesen, die das dann schnell behoben hat.“
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