Aachener Ingenieurpreis geht an die BASF-Managerin Melanie Maas-Brunner
Am 2. September wurde Melanie Maas-Brunner, Chief Technology Officer bei BASF, der Aachener Ingenieurpreis verliehen.
Als eine der wenigen Frauen in einer von Männern dominierten Fabrikwelt ist sie weit nach oben gelangt. Respekt habe sie sich verschafft – „durch intensives Zuhören”, wie sie selbst sagt. Dabei habe sie nie das Gefühl gehabt, dass ihr Geschlecht eine Rolle spielt; sie sei immer nach ihrer Leistung beurteilt worden. Und geleistet hat sie einiges. Derzeit leitet Melanie Maas-Brunner das größte von einem Unternehmen betriebene Chemieareal der Welt – den Standort Ludwigshafen. Damit hat die Forschungschefin der BASF eine Aufgabe inne, wie es sie in der Chemie vermutlich kein zweites Mal gibt.
Nun erhielt Maas-Brunner den Aachener Ingenieurpreis, vergeben von der RWTH Aachen und der Stadt Aachen mit Unterstützung des VDI. Warum die Wahl auf sie fiel, begründet Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen so: „Sie strebt immerzu nach Innovationen, die ihren Weg in den realen Betrieb finden. In ihrem Denken und Handeln gleicht sie dabei einer Ingenieurin mit dem Blick für technisches Potenzial.“
Maas-Brunners Karriere begann mit dem Chemie-Leistungskurs in der Schule
Die Begeisterung für Chemie begann bei der 55-Jährigen im Leistungskurs bei einem sehr engagierten Lehrer. Folgerichtig die Entscheidung, anschließend an der RWTH Aachen Chemie zu studieren – und zu promovieren. Ihre Doktorarbeit fertigte sie auf dem Gebiet der homogenen Katalyse an. Wegen ihres Promotionsthemas wurde sie beim Eintritt in die BASF 1997 in der Pflanzenschutz-Einheit verortet. Doch sie wollte ins traditionsreiche Ammoniak-Labor und konnte die Verantwortlichen von sich überzeugen. So erforschte sie einen neuen, gesundheitlich unbedenklichen Weichmacher für Plastik – für Anwendungen in der Medizintechnik sowie in Kinderspielzeug. Ein erfolgreiches Projekt bis heute.
Sie solle nicht immer Widerworte geben, schrieb ihr einer ihrer früheren Chefs in eine Bewertung. Das habe sie ihm nicht übel genommen, gesteht sie lachend. Weil sie viel erreichen möchte, diskutiere sie eben viel – ohne das könne sie nicht akzeptieren, wenn jemand die Richtung vorgebe. Dieses Konzept scheint aufzugehen.
Transformation zur klimaneutralen Chemie am BASF-Standort Ludwigshafen
Seit 2021 leitet sie nun das größte Chemiewerk der Welt. Ihr Ziel: dafür zu sorgen, dass der Standort Ludwigshafen wettbewerbsfähig bleibt und bei der Transformation hin zur klimaneutralen Chemie vorangeht. Dafür sucht die Vorständin den direkten Kontakt zu Mitarbeitenden und Arbeitnehmer-Vertretungen am Standort. Und nimmt sich Zeit, zuzuhören und sich auszutauschen. Wichtig sei ihr, Entscheidungen für die Mitarbeitenden nachvollziehbar zu machen. Sie setzt auf Transparenz und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Sich selbst beschreibt Melanie Maas-Brunner als pragmatisch und zupackend. In ihrer Freizeit ist sie gern in den Bergen unterwegs. Einige Viertausender gehören zum Repertoire – und mit dem Kilimandscharo ist ein „fast“ Sechstausender dabei. Wichtig beim Bergsteigen seien Ausdauer, ein Plan und ein Ziel – und ein gutes Team, genau wie im Arbeitsleben.
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Ehrgeizige Klimaziele und EU-Rahmenbedingungen fordern die Chemieindustrie heraus
Dennoch: Wie fast überall in der Chemie sieht sich auch die CTO der BASF enormen Herausforderungen gegenüber: „Wir müssen unsere Energieversorgung neu ordnen“, kommentiert sie. Die ehrgeizigen Klimaziele seien einzuhalten und die von der EU mit ihrer „Chemicals Strategy for Sustainability“ neuen Rahmenbedingungen für Chemikalien zu erfüllen. „Grundlage für die Transformation ist unsere Innovationskraft, die auf einer starken und leistungsfähigen Forschung und Entwicklung basiert.“ Mit rund 10 000 hochqualifizierten Mitarbeitenden in F&E sowie Aufwendungen in diesem Bereich von rund 2,3 Mrd. € ist BASF führend in der Chemieindustrie.
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Und was bedeutet der Aachener Ingenieurpreis für sie? Sie freue sich sehr über diese Auszeichnung, besonders glücklich sei sie, dass ihre eigene Uni, die RWTH Aachen, diesen Preis überreicht. Sie verdanke der Universität sehr viel, besonders ihre solide Ausbildung. Denn diese habe ihr ihren Berufswunsch ermöglicht – als Forscherin in der chemischen Industrie zu arbeiten und reale Produkte zu erforschen und herzustellen.
Mal sehen, was für die zielstrebige Chemikerin als nächstes kommt: Im nächsten Jahr gilt es bei der BASF eine Nachfolge für CEO Martin Brudermüller zu finden.