Amazonas-Regenwald stößt unterm Strich CO2 aus
Der südliche Amazonas-Regenwald stößt aufgrund von Waldschäden netto CO2 aus. Die Ursachen für diese Schäden sind vielfältig, so eine neue Studie des Jet-Propulsary-Lab.
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Der südliche Amazonas-Regenwald stößt durch Waldschädigungen mittlerweile deutlich mehr Kohlendioxid (CO2) aus, als er aufnimmt. Das ergibt sich laut Nachrichtenagentur dpa aus der Auswertung von detaillierten Luftaufnahmen in den brasilianischen Bundesstaaten Rondônia, Mato Grosso und Pará aus den Jahren 2016 bis 2018. Ein Team unter der Leitung von Ovidiu Csillik vom Jet-Propulsary-Lab (JPL) des California Institute of Technology im kalifornischen Pasadena zeigt, dass die Waldschäden, die dafür verantwortlich sind, ganz unterschiedliche Ursachen haben. Der Mensch spielt aber oft eine Rolle.
Die Erkenntnis, dass der Amazonas-Regenwald ein Netto-Emittent von Treibhausgasen ist und so zum Klimawandel beiträgt, ist nicht neu. Bereits im März 2021 dokumentierte eine Arbeit in „nature climate change“, dass Teilbereiche des Ökosystems bereits mehr Kohlenstoff freisetzen, als sie speichern. Diese Arbeit des JPL fokussiert auf den Regenwald des Amazonasgebiets im südlichen Amazonasgebiet. „Diese Studie hebt die Rolle der Waldschädigung in der Kohlenstoffbilanz dieser kritischen Region im Erdsystem hervor“, so die Autorinnen und Autoren laut dpa.
Amazonas-Regenwald: Emissionen lassen sich schlecht messen
Wie aber misst man die CO2-Emission dieses Ökosystems, das sich über neun Staaten und rund 6,6 Mrd. km2 erstreckt (die EU hat 4,5 Mrd. km2)? Aus der Luft. „Satellitengestützte Ansätze leiden trotz ihrer größeren Reichweite unter einer groben Auflösung, die es schwierig macht, das Ausmaß und die Intensität der Waldschädigung zu beziffern“, schreiben nun die Autorinnen und Autoren der aktuellen Arbeit im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) laut dpa. Das JPL-Team hat sich bei seiner Studie schon stark beschränkt. Ihr Flugzeug nahm 99 Messstreifen aus einer Höhe von 600 m auf und deckte so 544.300 km2 ab, das ist mehr als die Größe Frankreichs.
Technisch setzten sie auf Lidar-Technologie, eine radarähnliche Methode auf Basis von Laserstrahlen. So bestimmte die Forschungsgruppe unter anderem die Höhe der Baumkronen. Das Untersuchungsgebiet wurde jeweils zweimal im Abstand von einem bis anderthalb Jahren überflogen.
Flüge über Südamazonas zeigen vielfältige Quellen für CO2-Emissionen
Csillik und sein Team entdeckten Waldschäden auf 21,6 % der untersuchten Fläche. Davon ließen sich Schäden für 4,2 % der Gesamtfläche eindeutig auf menschliche Aktivitäten zurückführen:
- 0,7 % auf Holzfällung,
- 0,7 % auf Urbarmachung für die Landwirtschaft
- 2,8 % auf Feuer. Die Feuer im Amazonasgebiet werden der Forschungsgruppe zufolge fast alle von Menschen entzündet.
Der überwiegende Rest aber ist der Studie zufolge eine Vielzahl anderer Schadensursachen, darunter Sturmschäden. Für insgesamt 14,7 % der Gesamtfläche führt das Team um Csillik die Ursache auf kleinere natürliche und menschengemachte Störungen zurück, die nicht mit hoher Sicherheit identifiziert werden konnten. Überraschend war der große Anteil von 2,7 % an Schäden durch Windbruch; 62,1 % der Fläche zeigten keine Schäden, und auf 16,3 % der Fläche stellte das JPL-Team sogar ein deutlich erkennbares Waldwachstum fest, das ja CO2 bindet.
Für das untersuchte Gebiet des Südamazonas aber bleibt unterm Strich eine Treibhausgasemission: 44,1 Mio. t Kohlenstoff würden durch das Waldwachstum der Studie zufolge aus der Luft aufgenommen. Emittiert wurden im Bezugsraum 2016 bis 2018 jedoch 134,6 Mio. t Kohlenstoff. Die Kohlenstoffbilanz des Bodens sei nicht berücksichtigt worden.