Klimaforschung 13. Aug 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 2 Minuten

Tauen der Permafrostböden mindert CO2-Aufnahme

Arktische Meere nehmen künftig weniger CO2 auf – Permafrost-Erosion könnte Klimaschutzerfolge schmälern, zeigt eine neue Studie.

Erosion von Permafrost, hier auf der Insel Muostach in der Laptewsee in Sibirien, kann zu einer geringeren Fähigkeit des Arktischen Ozeans führen, CO2 aufzunehmen und zu binden.
Foto: David M. Nielsen

Die Ozeane spielen eine entscheidende Rolle im Klimasystem der Erde. Sie nehmen etwa 30 % der vom Menschen verursachten Treibhausgase auf und bremsen so den Klimawandel. Besonders der Arktische Ozean speichert aufgrund seiner kalten Temperaturen viel CO2. Doch dieser Effekt könnte bald nachlassen, zeigt eine neue Studie der Universität Hamburg. Demnach beeinträchtigt die Erosion von Permafrostböden an den Küsten des Arktischen Ozeans die CO2-Aufnahme des Meerwassers. Veröffentlicht wurde die Untersuchung im Fachmagazin „Nature Climate Change“. Das Forschungsteam um den Erdsystemforscher David Nielsen hat erstmals den Einfluss dieses Phänomens in Klimamodellen quantifiziert.

Die Ergebnisse sind alarmierend: Pro Grad Celsius globaler Erwärmung nimmt der Arktische Ozean jährlich 1 Mio. t bis 2 Mio. t CO2 weniger auf als bisher angenommen. Dies entspreche etwa einem Zehntel der jährlichen CO2-Emissionen des europäischen Straßenverkehrs, so die Universität in einer Mitteilung.

Tauen die Permafrostböden, gelangen Partikel in den Ozean, was die CO2-Aufnahme sinken lässt

Der Grund für die sinkende Aufnahmefähigkeit des Arktischen Ozeans liegt im Auftauen und Abtragen der seit Jahrtausenden gefrorenen Permafrost-Küstenstreifen. Dabei gelangen große Mengen Sedimente ins Meer. Die darin enthaltenen Partikel reagieren mit dem Meerwasser und erhöhen den Kohlenstoffgehalt. Dadurch wird die Fähigkeit des Wassers, weiteres CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen, um 10 % bis 15 % verringert. „Wir können den Meeren dankbar sein, dass sie einen großen Teil unserer Treibhausgase aufnehmen“, sagt Nielsen. „Doch vielleicht setzt sich diese Dienstleistung der Meere nicht unbegrenzt fort. Wenn wir wissen wollen, ob wir uns auch in Zukunft auf ihre Wirkung verlassen können, müssen wir die Mechanismen der CO2-Aufnahme genau verstehen.“

Nielsens Studie leistet einen wichtigen Beitrag, um den Einfluss der Permafrosterosion besser zu verstehen und in künftige Klimavorhersagen einfließen zu lassen. Denn die Erosion könnte sich bis zum Jahr 2100 verdoppeln oder gar verdreifachen. Was bedeutet das für den Klimaschutz? Die Forschung zeigt klar: Je stärker die Erderwärmung, desto mehr verstärkt sich auch der Effekt der Küstenerosion. Es bleibt abzuwarten, ob der weltweite Klimaschutz erfolgreich genug ist, um diese Entwicklungen zu bremsen. Anderenfalls ergibt sich möglicherweise eine Rückkopplung zwischen dem Abtauen der Permafrostböden durch den Klimawandel und der sinkenden Fähigkeit des Arktischen Ozeans, CO2 zu binden.

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