Earth Hour 2024: Was bringt die Aktion wirklich?
Licht ausschalten für den Klima- und Umweltschutz klingt erst mal gut. Doch wie viel wird durch die Aktion Earth Hour wirklich erreicht?
Licht ausschalten für den Klima- und Umweltschutz, das ist das Ziel der vom World Wide Fund For Nature (WWF) initiierten Earth Hour sowie der seit 2020 immer im September stattfindenden Earth Night. Wie die Namen schon ausdrücken, schalten Menschen auf der Welt einmal zu einer festgelegten Ortszeit das Licht für eine Stunde aus und einmal für eine ganze Nacht.
Nur eine symbolische Aktion?
Bei der Earth Night thematisieren die Organisatoren „Paten der Nacht“ neben dem symbolischen Effekt zum Schutz des Planeten vor allem die zunehmende weltweite Lichtverschmutzung sowie deren Einfluss auf Lebewesen. Unterstützt wird die Aktion sowohl von namhaften Persönlichkeiten und Organisationen als auch von Sternwarten.
Effekte auf Umwelt
Wie viel Strom durch das Abschalten der künstlichen Beleuchtung tatsächlich gespart wird, lässt sich dabei nur grob abschätzen. Noch schwieriger ist die Bewertung der Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Tiere und Pflanzen. Der Veranstalter der Earth Hour macht auch deutlich, dass es sich dabei nicht um eine Stromsparaktion, sondern eine „symbolische Aktion für mehr Klimaschutz“ handelt. Eine Wirkung erziele diese, indem sie viel Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für den Klimaschutz generiere und ein starkes Signal an die Politik sende, mehr und bessere Maßnahmen umzusetzen.
Wer nach konkreten Zahlen sucht, findet allenfalls ältere Studien und Hochrechnungen. Beispielsweise hatte 2019 das Vergleichsportal Verivox anlässlich der Earth Hour errechnet, dass das einstündige Abschalten einer 60-W-Glühbirne in jedem deutschen Haushalt 2,5 Mio. kWh Strom einsparen würde. Im Vergleich dazu wären es bei sparsameren LED-Lampen 500 000 kWh. Am größten sei das Energiesparpotenzial, wenn die Nutzungsdauer bei Föhnen, Staubsaugern und Wäschetrocknern reduziert werde.
Energieersparnis schwer messbar
Das sieht zwar nach viel aus, ist aber im globalen Energieverbrauch eher wenig. So schaute sich Jule Zentek aus der WDR-Wissenschaftsredaktion 2023 die Ergebnisse verschiedener Forschungen an und kam zum Ergebnis: „Energie lässt sich mit der einen Stunde Dunkelheit kaum sparen. Dafür sei die Strommenge, auf die verzichtet werde, einfach viel zu gering.“ Weltweit würden „nur“ einige Lichter abgeschaltet, weshalb der Effekt energie- und klimatechnisch insgesamt kaum spürbar sei.
Die Auswirkungen der Earth Hour bezüglich der Lichtverschmutzung auf Tiere und Klima untersuchte 2018 Andreas Jechow vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Berlin. Doch direkte Effekte waren während der kurzen Zeit der Reduktion schwer messbar. Zudem handelte es sich lediglich um eine von etwa 4000 nächtlichen Stunden im Jahr. Aus wissenschaftlicher Sicht seien deshalb Kontrollstudien notwendig, hieß es in der 2019 veröffentlichten Studie mit dem Titel „Observing the Impact of WWF Earth Hour on Urban Light Pollution: A Case Study in Berlin 2018 Using Differential Photometry“. Stromverbräuche oder Treibhausgasemissionen wurden dabei nicht betrachtet.