Erderwärmung: Wie unser Planet wieder abkühlen kann
Die Erderwärmung macht krank. Aber es gibt Wege aus dem Dilemma – wenn Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und öffentliche Hand an einem Strang ziehen.
Hitzewellen wie in den letzten beiden Sommern werden zur größten direkten klimabedingten Gesundheitsbedrohung für die Menschen in Europa. So formulierte es die Europäische Umweltagentur (EEA) in ihrem letzte Woche vorgestellten Bericht. Und die Belastungen nehmen noch zu, wenn nichts gegen die Erderwärmung unternommen wird.
Hitze beeinträchtigt jung und alt, gesund und krank. Nicht nur in südlichen Ländern, sondern auch immer öfter in Deutschland. Dabei seien vor allem die Menschen in den Städten betroffen, „nicht nur weil dort schon 70 % der deutschen Bevölkerung leben, sondern auch aufgrund der urbanen Wärmeinseln“, warnt Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Freiburg (ZMMF) beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. In solchen Wärmeinseln sei die Hitzebelastung besonders groß, weil es sich dort tagsüber stark aufheizt, in den kurzen Sommernächten aber nicht genügend abkühlt.
Koordinierte Aktionspläne, mehr städtisches Grün und Gebäudeklimatisierung sind nötig
Was es braucht, sind koordinierte Aktionspläne, mehr städtische Begrünung und Schattenspender, bessere Gebäude- und Raumklimatisierung sowie für die Berufstätigen angepasste Arbeitszeiten. Der Maßnahmenkatalog ist lang und so vielfältig wie die Branchen, die daran beteiligt sind.
Das ist bitter nötig, denn die Lage vieler Kindergärten und Schulen, aber auch der Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser in städtischen Bezirken, in denen sich die sommerliche Hitze regelrecht aufstaut, ist dramatisch. Der Temperaturanstieg wirkt dabei direkt auf die menschliche Gesundheit, aber auch auf die Produktivität am Arbeitsplatz.
Krankenhäuser, Kommunen, Sozialdienste und Schulen auf Hitzeperioden vorbereiten
„Es bedarf grundlegender Veränderungen im Gesundheitssystem und im Städtebau, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit aufzufangen. Krankenhäuser, Kommunen, Sozialdienste und Schulen müssen sich auf länger andauernde Hitzeperioden vorbereiten“, fordert Nico Pastewski, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Gesundheit der VDI Technologiezentrum GmbH.
Nötig seien nicht nur gezielte Förderprogramme, sondern auch eine Dialogplattform zwischen den betroffenen Organisationen und Branchen – von A wie Abwassertechnik bis Z wie Zivilschutz. „Was passiert, wenn im Notfall nicht alle Akteure einem gemeinsamen Notfallplan folgen, haben wir bei der Flutkatastrophe 2021 gesehen“, warnt Pastewski.
Weniger Glasflächen am Bau, mehr innovative Materialien zur Dämmung
Möglichkeiten zur Klimaanpassung im Bauwesen und in der Stadtplanung gibt es zuhauf, man muss sie nur umsetzen. Hellere Fassaden und Dächer reflektieren mehr Sonnenlicht, geeignetes Isolier- und Dämmmaterial sowie weniger Glasflächen an Gebäuden tragen zur höheren Wärmeabstrahlung bei. Dadurch wird die Gebäudekühlung wesentlich effektiver als mit Klimaanlagen, die selbst Wärme produzieren.
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