Geisternetze: Gefährliches Treibgut auf den Weltmeeren
Sie töten Meeresbewohner und gefährden Schifffahrt und Infrastruktur erheblich. Ein Pilotprojekt zur Suche solcher Geisternetze in der Ostsee wurde heute beendet.
Als würde nicht schon genügend Mikro- und Makroplastik im Meer schwimmen. Nun kommen auch noch immer mehr sogenannte Geisternetze hinzu, also von den Fischern auf dem Meer verlorene oder absichtlich zurückgelassene Fischereinetze. Oder sie werden von Sportbooten und Arbeitsschiffen überfahren und dabei abgerissen. Fische, Robben und Delfine, ja, sogar Wale und auch Seevögel verheddern sich darin und verenden elend. Studien zufolge treiben mehr als 640 000 t solcher Geisternetze in den Weltmeeren.
Grund genug für das Land Mecklenburg-Vorpommern, gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation WWF in der Ostsee solch gefährliches Treibgut aufzuspüren und zu bergen. Insgesamt 200 000 € aus Mitteln der Fischereiabgabe standen für ein Pilotprojekt zur Verfügung, das die Umweltminister der Länder bereits 2019 beschlossen hatten. Auch das Bundesumweltministerium hat inzwischen reagiert: Ministerin Steffi Lemke hat angekündigt, einer entsprechenden internationalen Initiative beitreten zu wollen.
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WWF hat bereits 26 t Schleppnetze aus der Ostsee geborgen
Der WWF hat seit 2015 eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 26 t Schlepp- und Stellnetze geborgen – in Fischereigebieten der Ostsee von Usedom bis hoch zur Flensburger Förde. Derweil macht sich Bundesumweltministerin Lemke stark für mehr Anstrengungen bei der Bergung solch gefährlicher Geisternetze. „Angesichts der Größe des Problems kann es keine Dauerlösung sein, dass Ehrenamtliche diese Arbeit verrichten, finanziert über Umweltorganisationen“, sagte Lemke der Nachrichtenagentur dpa. „Bei den Geisternetzen werden wir im Rahmen des globalen Plastikabkommens eine Lösung finden müssen, die die Verursacher stärker in die Haftung nimmt.“ Es könne nicht dauerhaft gesellschaftliche Aufgabe sein, den Müll aufzuräumen auf See. Die Verursacher des Plastikmülls müssten mit in die Pflicht genommen werden
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Um Geisternetze zu bergen, stehen laut Bundesministerin Lemke auch Mittel aus dem europäischen Fischereifonds bereit. „Wir hatten auf europäischer Ebene bereits Littering-Initiativen, die dafür eben auch öffentliches Geld zur Verfügung gestellt haben.“ Deutschland werde noch einer internationalen Initiative beitreten, die das Thema Geisternetze angehe. „Das ist kein deutsches oder europäisches, sondern ein globales Problem.“ Deshalb setzt sich Lemke dafür ein, das Thema in ein globales Plastikabkommen aufzunehmen.