Kältetechnik: Transatlantisches Tauziehen um Reduzierung von F-Gasen entbrannt
Das EU-Parlament stimmt morgen über eine drastische Reduzierung von klimaschädlichen fluorierten Treibhausgasen, den sogenannten F-Gasen, ab. Die in Klima- und Schaltanlagen sowie Wärmepumpen enthaltenen Kältemittel sollen schneller als geplant verboten werden. Europäische Anlagenbauer begrüßen das. US-amerikanischen und japanischen Herstellern schmeckt dies gar nicht.
In Brüssel ist ein transatlantischer Streit um Wärmepumpen und industrieller Kühlaggregate entflammt. Die sogenannten F-Gase, die derzeit noch in Kühlgeräten, elektrischen Schaltanlagen und Wärmepumpen in der Mittel- und Hochspannungstechnik zu finden sind, weisen ein bis zu 16 000-fach höheres Treibhausgaspotenzial als CO2 auf.
Grund genug, diese Stoffe mit Blick auf die europäischen Klimaschutzziele möglichst rasch zu ersetzen. Doch während die marktführende deutsche Klima- und Wärmetechnik sich bereits seit zehn Jahren auf Ersatzmittel in ihren Anlagen einstellt, beharren japanische und US-amerikanische Global Player in ihren europäischen Produktionsstätten auf dem Einsatz bestimmter F-Gase.
Bundeswirtschaftsminister Habeck räumt Wärmepumpe besonderen Stellenwert ein
Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat der Wärmepumpe zur Erreichung der Klimaziele einen besonderen Stellenwert eingeräumt. Die im März 2022 von der Ampelkoalition beschlossene Wärmepumpeninitiative sieht einen Hochlauf von derzeit 1,5 Mio. Wärmepumpen auf 6 Mio. Stück im Jahr 2030 vor. Der überwiegende Teil der Gebäudewärme soll dann aus regenerativen Energien kommen. Wärmepumpen stehen deshalb auch im Fokus des Kommissionsvorschlags zur Überarbeitung der F-Gas-Verordnung. Dieser sieht einen schnelleren Ausstieg aus den fluorierten Kältemitteln vor.
Anfang März endete eine Abstimmung des Umwelt- und Industrieausschusses im EU-Parlament (ENVI) in dem Votum für ein Totalverbot von F-Gasen. Seitdem versuchen Lobbyisten im Auftrag von US-Multis und japanischen Firmen, die Entscheidung im Brüsseler Gesamtplenum noch zu drehen. Die Repräsentanten von General Electric, Honeywell, 3M und Dupont sprechen sich für die Beibehaltung bestimmter F-Gase in der Produktion aus. Und auch die japanischen Firmen Japan Refrigeration and Air Condition Industry, Hitachi Energy sowie Daikin Industries versuchen hinter den Kulissen, Einfluss für eine Beibehaltung des Status quo zu nehmen.
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Thermo King und Trane suchen ihre Position auf dem europäischen Kontinent zu behaupten
Vor allem der US-Gigant „Trane Technologies“ gehört zu den konsequentesten Gegnern der europäischen Umweltgesetzgebung. Das US-Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Unter den Marken Trane und Thermo King finden sich die Maschinen in Europa in Kühlfahrzeugen und großen Kühlanlagen von Discountern und Lebensmittelmärkten. An über 38 Produktionsstandorten mit 39 000 Mitarbeitenden weltweit erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 14,14 Mrd. $ und wies einen Jahresüberschuss von 1,42 Mrd. $ aus. Auch wenn der Nettoumsatz am Gesamtergebnis in Europa mit nur 12,7 % für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesen wird, mischen die von Trane Technologies beauftragten Consulting-Agenturen in der EU-Hauptstadt kräftig mit.
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