KI spürt Schädlinge auf Apfelbäumen zuverlässig auf
Künftig soll mithilfe von künstlicher Intelligenz der Ertrag von Obstbäumen genau dokumentiert werden. So lassen sich Schädlinge besser erkennen und der Chemieeinsatz verringern.
Die Erträge im Obstanbau schwanken derzeit von Jahr zu Jahr, und bei Schädlingsbefall wird oft großflächig Chemie eingesetzt. Künstliche Intelligenz (KI) könnte hier eine bessere Planung ermöglichen. In einem Forschungsprojekt, das das Bundeslandwirtschaftsministerium mit 2,75 Mio. € fördert, werden die Apfelbäume auf dem Versuchsfeld Esteburg in Jork im Alten Land bei Hamburg mit Kameras überwacht. Ein Traktor fährt durch die Baumreihen und nimmt die Bäume mit einer fest installierten Kamera auf.
Daumenkino von jedem Baum
Mithilfe der Kamera und mit Unterstützung von KI erhalten die Obstbauern einen kompletten Überblick über jeden Apfel und jedes Blatt. „Mithilfe der KI bekommen wir über das Jahr so etwas wie ein Daumenkino von jedem Baum“, erklärt Benjamin Schulze, Projektleiter vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (Ifam) in Stade. Die Bauern – oder in diesem Fall zunächst die Forschenden – können genau analysieren, was jeder einzelne Baum individuell benötigt. „Es geht darum, mehr Sicherheit zu bekommen, statt pauschal zu handeln“, so Schulze. Derzeit können einzelne falsche Entscheidungen bereits zu einem Totalverlust des Obstertrags führen.
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Künftig soll digital ermittelt werden, wie viele Äpfel ein Baum trägt, welche Blüten zu Früchten werden und wie sich der Ertrag auf der gesamten Anbaufläche verhält. Auch Dürrestellen auf dem Feld können so erkannt werden. Pestizide, Blütenregulierung und Wasser können gezielter eingesetzt werden. Die Ernteprognose werde einfacher, sagt Schulze: „Das Charmante ist, dass wir jeden Baum als Individuum betrachten.“ Die Resonanz der Landwirte, die sich bereits Kameras ausleihen können, ist durchweg positiv.
Roboter transportieren die schweren Obstkisten
Neben der fotografischen Erfassung könnte bald ein Roboter die schweren Obstkisten zwischen den Reihen transportieren. „Das kann den Obstbauern schwierige Arbeit abnehmen“, sagt Matthias Görgens, stellvertretender Leiter der Obstbauversuchsanstalt Jork der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Gepflügt werden muss allerdings noch per Hand.
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Das Projekt „SAMSON“ („Smarte Automatisierungssysteme und -services für den Obstanbau an der Niederelbe“) ist Anfang 2023 gestartet und läuft über drei Jahre. Beteiligt sind das Fraunhofer Ifam, die HAW Hamburg, die Hochschule 21 und die TU Hamburg. (dpa/hoc)