Carbon Dioxide Removal 19. Jan 2023 Von Holger Kroker Lesezeit: ca. 3 Minuten

Klimaziele: Technik zur CO2-Entnahme ist da, jetzt muss die Politik liefern

In den kommenden Jahren müssen viele Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt werden, will man die Pariser Klimaziele erreichen. Wie das gehen kann, zeigen Forschende in einem Sachstandsbericht, der heute in Oxford vorgestellt wurde.

Damit das Pariser Klimaziel von maximal zwei Grad höheren Temperaturen erreicht werden kann, dürfen nur noch rund 1150 Mrd. t Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangen.
Foto: PantherMedia / Nickbert

Wenn es die Menschheit ernst mit ihren Klimaschutzzielen meint, muss sie sich ungeheuer anstrengen. Damit auch nur das Minimalziel des Pariser Klimaschutzabkommens von deutlich weniger als zwei Grad höhere Temperaturen erreicht werden kann, dürfen nur noch rund 1150 Mrd. t Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangen.

Ändern die Völker ihr Verhalten nicht, reicht dieses Budget gerade einmal bis 2050. Allein aufs Emissionseinsparen will sich daher niemand mehr verlassen. Und so gewinnt der zweite, bislang wenig beachtete Pfeiler der Klimaschutzstrategie an Bedeutung: die Entfernung von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre, im internationalen Klimajargon Carbon Dioxide Removal oder CDR genannt. „Beim CO2 geht es nicht mehr um ein Entweder-Oder, sondern wir brauchen beides“, betont etwa Oliver Geden, Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin.

Erster Sachstandsbericht zur Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre

Doch bei den CDR-Maßnahmen muss sich die Welt sogar noch mehr ins Zeug legen als bei den Einsparungen. Der erste Sachstandsbericht zur Kohlendioxidentnahme, der jetzt in Oxford vorgestellt wurde, bemängelte, dass die meisten Staaten noch nicht einmal Ziele wie bei den Emissionsminderungen formuliert hätten.

„Wenn wir die Klimaschutzpläne mit den notwendigen Mengen vergleichen, dann sehen wir sowohl kurzfristig bis 2030 als auch langfristig bis 2050 eine beträchtliche Lücke“, kritisiert Jan Christoph Minx vom Berliner Mercator Institute on Global Commons and Climate Change. Minx und Geden gehören zu den Leitautoren des neuen Sachstandsberichts, der künftig jährlich aktualisiert werden soll. Weitere Hauptautoren kommen aus den USA und Großbritannien.

Weltweit werden etwa 2 Mrd. t Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt

„Das ist noch ein recht neues Feld und selbst relativ grundlegende Fragen sind noch nicht ganz geklärt“, berichtet Minx. Sogar die Daten über den Umfang der derzeit schon laufenden CDR-Maßnahmen mussten die beteiligten Wissenschaftler erst zusammenstellen. Inventare wie bei den Emissionen gibt es nicht, und so sind die Zahlen des Berichtes Schätzungen. Danach werden momentan rund 2 Mrd. t CO2 jährlich aus der Atmosphäre entfernt. Verglichen mit der Emissionsmenge von zuletzt gut 40 Mrd. t CO2 kein schlechter Wert.

Blickt man genauer hin, sieht es nicht mehr so gut aus. Nahezu die gesamte Leistung geht auf das Konto der Forstwirtschaft, der Anteil neuartiger Methoden ist mit insgesamt 2 Mio. t CO2 verschwindend gering. In industriellem Maßstab gibt es nach Erkenntnissen der Forscher erst ein Biomassekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung, das im US-Bundesstaat Illinois rund 1 Mio. t CO2 pro Jahr tief im Untergrund versenkt.

Anlagen im industriellen Maßstab werden kurzfristig benötigt

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