Umwelt 03. Mai 2022 Von Fabian Kurmann Lesezeit: ca. 3 Minuten

Limit für nachhaltigen Ressourcenverbrauch ab morgen überschritten

Der „German Overshoot Day“ ist dieses Jahr am 4. Mai. Bis zu diesem Tag hat die Bundesrepublik rechnerisch so viele Ressourcen verbraucht, wie sie – wenn Deutschland nachhaltig handeln würde – für ein ganzes Jahr reichen müssten. Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg stellt zehn Ansätze für einen nachhaltigeren Alltag vor.

2022 ist bis zum 4. Mai in Deutschland die Menge an Ressourcen verbraucht, die in einem nachhaltigen Deutschland für ein ganzes Jahr reichen würde. Alles, was ab dem 5. Mai verbraucht wird, ist nicht mehr nachhaltig.
Foto: panthermedia.net/Heronalter9@gmail.com

2020 war es der 3. Mai, letztes Jahr der 5. Mai und dieses Jahr ist es der 4. Mai: Schon nach einem Drittel des Jahres hat Deutschland alle Ressourcen aufgebraucht, die dem Land nach dem Gebot der Nachhaltigkeit im Jahr 2022 zur Verfügung stünden.

„Unsere Industriegesellschaft leistet sich trotz des hohen Umweltbewusstseins einen im Weltmaßstab rekordverdächtig hohen Umweltverbrauch“, sagt Guido Reinhardt, Vorstandsmitglied des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in Heidelberg.

Deutschland gehört zu den weltweiten Top-20-Umweltverbrauchern pro Kopf

Nach den Berechnungen der Organisation Global Footprint Network, die die Webseite www.overshootday.org betreibt, liegt Deutschland beim Umweltverzehr zwischen Saudi-Arabien und Frankreich, gleichauf mit Israel. Die Staaten gehören zu den rund 20 Nationen mit dem höchsten Umweltverbrauch pro Kopf. Wenn alle Menschen weltweit in diesem Maße Energie und Ressourcen konsumieren würden, bräuchten wir drei Erden, um diesen Verbrauch zu decken.

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„Länder mit hohem Lebensstandard schaffen es bis heute nicht, nachhaltig zu wirtschaften“, sagt Reinhardt. Dabei sei das Wissen um Ressourcenverbrauch und Klimawandel gerade in den hochgebildeten, reichen Ländern groß. Doch im Moment der konkreten Einkaufsentscheidung fällt ein günstigerer Preis oder ein größeres Konsumversprechen scheinbar schwerer ins Gewicht als Umweltüberzeugung.

„Auch wenn verändertes Denken nicht sofort zu einem neuen Handeln führt, liegt der Schlüssel zur Nachhaltigkeit weiter in der Umweltbildung und einem immer weiter steigenden Umweltbewusstsein“, sagt Reinhardt. „Mit der Zeit verändern die Menschen ihr Verhalten im Alltag – etwa, indem sie weniger Fleisch essen oder weniger fliegen. Und sie sorgen dafür, dass Parteien und Regierungen ihre politische Agenda ändern.“ Nachhaltigkeit bedeutet keinen Verlust an Lebensqualität.

Ressourcenschutz im Fokus

Hohe Lebensqualität trotz Nachhaltigkeit ist möglich

Auf Umwelttechniken wie Kläranlagen oder Recycling als Teil einer Kreislaufwirtschaft will trotz der Kosten bei ihrer Einführung heute niemand mehr verzichten. Sie stellen sicher, dass wir uns in einer gesunden Umwelt bewegen und nicht immer mehr Ressourcen aus der Erde kratzen.

Auch die Investitionen in den Umstieg von Atom und Kohle auf erneuerbare Energie hat sich gelohnt. „Für die Verbraucherinnen und Verbraucher macht das keinen Unterschied, welcher Strom aus der Steckdose kommt. Und heute ist die Entwicklung so weit, dass Secondhand-Rohstoffe und Energie aus Erneuerbaren oft einen Kostenvorteil haben“, erklärt Reinhardt.

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Mehr Ressourcenverbrauch macht nicht unbedingt glücklicher

Gleichzeitig plädiert der Instituts-Chef für einen sparsameren und bewussteren Umgang mit Ressourcen: „Die Glücksforschung zeigt, dass Lebensqualität sich nicht daran bemisst, wie viel Geld man beim Shoppen ausgeben kann oder wie viele Flugmeilen auf dem Konto stehen. Immer mehr Menschen finden für sich heraus, dass ein Weniger oder ein Anders ein Mehr an Lebensqualität bedeuten kann.“

„Damit der German Overshoot Day eines Tages auf den 31. Dezember fällt, brauchen wir das ökologische Verhalten der Einzelnen im Alltag und eine entschiedene Nachhaltigkeitspolitik für Klimaneutralität und geschlossene Kreisläufe“, so Reinhardt.

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