Mikroplastik beim Wintersport: Forscherin entwickelt bioabbaubare Kunststoffe für Ski & Co.
Durch Abrieb winziger Kunststoffteilchen entsteht auch beim Wintersport Mikroplastik. Neue Gleitkomponenten für Ski und Snowboard, aber auch für den Wassersport könnten die Umweltbelastung künftig reduzieren.
Feinste Kunststoffpartikel bereiten in aller Welt zunehmend Sorge, weil sie sich inzwischen auch in der Nahrungskette nachweisen lassen und teilweise als krebserregend eingestuft werden. Sie entstehen durch Abrieb oder Zersetzung größerer Kunststoffteile. Da machen auch Ski und Snowboards keine Ausnahme. Deren Abrieb ist auf Pisten nachweisbar, ebenso wie der Abrieb von Wasserski und Wakeboards in Gewässern.
Lesetipp: Wie viel Mikroplastik steckt in Seen und Flüssen?
Deshalb forscht Natascha Kuhl im Rahmen des Projekts „Bioslide“ seit Anfang 2023 an einer nachhaltigen und umweltfreundlicheren Lösung, um sichtbare und unsichtbare Partikel in der Umwelt zu reduzieren. Am Institut für Kreislaufwirtschaft der Bio:Polymere der Hochschule Hof (ibp) arbeitet sie an bioabbaubaren Kunststoffen für die Gleitschicht. Sie sagt: „Biologisch abbaubare Kunststoffe können dabei helfen, da der Plastikabrieb selbst nicht zu verhindern ist. Unser Ziel ist die Entwicklung von zu 100 % nachhaltigen Gleitflächen für den Ski-, Snowboard- und Wassersportsektor.“
Kunststoffschicht: Neben Gleitfähigkeit ist Haltbarkeit gefordert
Wichtig ist, dass die neuen Kunststoffe trotzdem vergleichbare Eigenschaften wie die bisherigen aufweisen sollen. Denn konventionelle Gleitflächen bestehen häufig aus ultrahochmolekularem Polyethylen (PE-UHMW), welches sich durch herausragende Gleiteigenschaften auszeichnet. „Die Herausforderung liegt daher in der nachhaltigen Materialrezeptur, die einerseits während der Nutzung eine gewisse Langzeitstabilität erfüllen muss und andererseits im Falle des Abriebs vollständig biologisch abbaubar sein muss. Die nachhaltige Gleitfläche soll vergleichbare Eigenschaften zu den bisher genutzten konventionellen Materialien aufweisen und einem Nutzungszeitraum von mindestens acht Jahren standhalten“, erklärt Kuhl.
Lesen Sie auch: Mikroplastik (PET) im Körper führt zu Leberschäden und Verhaltensänderungen
Deshalb beschäftigt sie sich im Rahmen des zweieinhalbjährigen Projekts zunächst mit der Entwicklung und Verarbeitung einer widerstandsfähigen, gleitfähigen Polymerverbindung samt biologisch abbaubarer und biogener Additive. Kuhl zu ihrem Vorgehen: „Entsprechende Muster werden von uns immer wieder auf ihre Eigenschaften hin überprüft, um die ideale Zusammensetzung mit den besten Eigenschaften zu finden.“ Im zweiten Projektjahr will sie sich der Optimierung der biologischen Abbaubarkeit sowie der Verbesserung des Verfahrens zur Verarbeitung des neu entwickelten Compounds hin zur Ski- oder Snowboardproduktion widmen. Im letzten Halbjahr von „Bioslide“ sollen dann Realtests auf Skipisten stattfinden. Im besten Fall könnten sogar Vorbereitungen zur industriellen Fertigung anlaufen.
Ein Snowboard-Hersteller ist an Entwicklung beteiligt
Gefördert wird das Forschungsprojekt im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM). Beteiligt ist die Creative Plastic Solutions (CPS) GmbH, die bereits andere hochwertige Kunststoffe für den Wintersportsektor herstellt und mit vielen namhaften Skiherstellern zusammenarbeitet. Ebenfalls mit dabei ist die Silbaerg GmbH, ein Snowboardhersteller aus Chemnitz, der insbesondere die Realtests durchführen wird.