Naturschutz: Betrieb der Fischaufstiegsanlage Nord in Geesthacht gesichert
Ab Januar 2022 wird das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe für den Betrieb und die Unterhaltung der Fischaufstiegsanlage Nord zuständig sein. Darauf verständigten sich die bisherige Betreiberin, die Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg GmbH, und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Es dürfte der Schlussstrich unter einem Streit um den Betrieb der Anlage sein.
Das Kohlekraftwerk Moorburg, eine Doppelanlage mit 2 x 800 MW, betrieben von der Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg GmbH, war in der Hansestadt Hamburg ein politisch heftig umstrittenes Thema. War, denn im Dezember 2020 wurde das Kraftwerk im Rahmen des Kohleausstiegs vom Netz genommen. Elbaufwärts, vor den Toren Hamburgs, betrieb Vattenfall bei Geesthacht, da wo die Bundesstraße 404 von Nord nach Süd die Elbe quert, die Fischaufstiegsanlage Nord – als Kompensation für den Kraftwerksbetrieb. Diese Verpflichtung aber entfällt mit der Schließung des Kraftwerks.
Heute gab die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) bekannt, dass ab kommendem Jahr das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe für den Betrieb und die Unterhaltung der Anlage zuständig ist. Die Zuständigkeit der WSV für Fischaufstiegsanlagen ergibt sich nach dessen Angaben aus dem Wasserhaushaltsgesetz (§ 34 Abs. 3 WHG). Hiernach sind an bestimmten Stellen Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit durchzuführen, soweit diese zur Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erforderlich sind.
Fischaufstiegsanlage als Erfolgsmodell
„Die Fischtreppe ist ein Erfolgsmodell. Im Rahmen eines sechs Jahre dauernden Monitorings konnten bisher 50 Arten nachgewiesen werden, ein großer Beitrag für den Artenschutz in der Elbe“, so Robert Wacker, Geschäftsführer des Heizkraftwerks Moorburg. Seit ihrer Inbetriebnahme 2010 diente sie der Mitteilung zufolge als Aufstiegshilfe für mehr als 2 Mio. Fische und hat die Durchlässigkeit der Elbe für laichende Fische erheblich erhöht. Lachse, Stinte und Zander genauso wie Streifenbarsche und Sibirische Störe wurden gezählt. Der schwerste und längste Fisch sei ein 31,5 kg schwerer Wels mit einer Länge von 1,70 m gewesen.
„Die Passierbarkeit der Wehranlage Geesthacht ist von großer Bedeutung für die Fischökologie im gesamten Elbeinzugsgebiet“, betont auch Ralf Ponath, Dezernatsleiter in der Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt. Allerdings – die Fischtreppe ist nicht die einzige dort. Es gibt auch eine Fischaufstiegsanlage Süd, für die der WSV ebenfalls zuständig ist und die derzeit außer Betrieb ist. Die Wiederinbetriebnahme sei für das erste Quartal 2023 geplant, heißt es.
Geschichte: Staustufe Geesthacht und der Fischaufstieg
1960 wurde die Staustufe Geesthacht errichtet und damit war die Elbe flussaufwärts für wandernde Fische nicht mehr durchlässig. Seitz 1998 umgeht eine 216 m lange und 11 m breite Fischaufstiegsanlage das Wehr am südlichen Elbufer (Fischaufstiegsanlage Süd). Sie ersetzte bestehende Anlagen, die aber nicht voll funktionsfähig waren. 2010 kam dann die Fischaufstiegsanlage Nord hinzu: mit 550 m Länge die größte Aufstiegsanlage für Fische in Europa, 45 Becken zu je 9 m Länge und 16 m Breite.
2019 dann wurde ein Wehr im Norden im Bereich der Fischaufstiegsanlage schwer beschädigt. Die WSV verfüllte daraufhin den Damm des Wehrs mit mehreren Tausend Tonnen Sandgemisch und Wasserbausteinen. Auch die Fischaufstiegsanlage Süd wurde durch die WSV verfüllt. Es schloss sich ein Streit vor Gericht an, ob Vattenfall zu Maßnahmen an der Fischaufstiegsanlage zu verpflichten sei.