Ölunfall: Ein gigantisches „Feuerauge“ auf dem Meer
Erst kürzlich ereignete sich bei der Ölförderung im Golf von Mexiko ein neuerlicher Unfall. Dabei entzündete sich austretendes Gas auf spektakuläre Weise. Warum das so ist, analysiert Michael Schlüter von der Technischen Universität Hamburg.
Es ist gerade elf Jahre her, dass sich auf der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko ein katastrophaler Unfall ereignete. Bei einer Explosion wurde das Bohrgestänge derart zerstört , dass in 1500 m Tiefe große Mengen Rohöl in den Golf von Mexiko flossen. Das Öl verpestete massiv das Meer, die Plattform selbst geriet in Brand, elf Menschen verloren ihr Leben.
Nun ereignete sich erneut ein Zwischenfall, diesmal im Ölfeld Ku-Maloob-Zaap des staatlichen mexikanischen Erdölkonzerns Pemex. Ein Leck in einer Gaspipeline verursachte am 2. Juli 2021 ein gigantisches „Feuerauge“ – gerade einmal 150 m von einer Bohrplattform entfernt.
„Blow out“ führte zur Katastrophe
„Anders als bei der Katastrophe 2010 sind diesmal aber zum Glück keine Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden, und es scheinen auch keine großen Mengen des umweltschädlichen Rohöls ausgetreten zu sein“, erläutert Michael Schlüter vom Institut für Mehrphasenströmungen der TU Hamburg. Er hat den sogenannten „Blowout“ – also das unkontrollierte Austreten von Gas und Öl aus der Bohrstelle -– des Deepwater-Horizon-Unglücks in den vergangenen Jahren intensiv erforscht.
„Bei der Förderung von Rohöl kommen immer auch große Mengen brennbarer Gase wie Methan an die Oberfläche, die häufig auf den Ölbohrplattformen als Fackel verbrannt werden“, sagt Schlüter. Diese Gase werden in seltenen Fällen gesammelt und weiter genutzt. „Bei der Katastrophe 2010 sind plötzlich große Mengen dieser Gase an die Oberfläche geraten, haben sich auf der Plattform Deepwater Horizon entzündet und zu einer verheerenden Explosion geführt, die auch Menschenleben gefordert hat“, so der Hamburger Experte für Strömungsmechanik.
War möglicherweise ein Blitzschlag die Ursache?
Noch ist nicht ganz klar, wie der Unfall in der vergangenen Woche passierte. Aber offenbar handelte es sich um eine reine Gasleitung, aus der möglicherweise brennbares Gas durch ein Leck an die Meeresoberfläche gelangen konnte. Erst dort oben hat sich das Gas – eventuell durch einen Blitzschlag – entzündet. Aufgrund der hohen Temperaturen konnte das Feuer entlang der Gasfackel bis in größere Wassertiefen vordringen und so das spektakuläre „Feuerauge“ unter Wasser hervorrufen.
Das Feuer konnte allerdings im Gegensatz zu den Vorkommnissen auf der Deepwater Horizon durch Absperren der Gasleitung innerhalb weniger Stunden gelöscht werden. Dennoch fuhren Löschboote aus, um die Bohrinsel in der Nähe des Brandherdes mit einer Wassernebelwand vor Überhitzung zu schützen.
Umfassende Umstellung auf nachwachsende, klimaverträgliche Ressourcen
„Auch wenn der Unfall diesmal glimpflich ausgegangen ist, führt er uns einmal mehr vor Augen, dass die Förderung von fossilen Brennstoffen mit einem großen Risiko für Mensch und Natur verbunden ist. Solange wir unseren Energiehunger nicht drosseln und unsere Industriegesellschaft auf fossile Energieträger angewiesen ist, werden wir solche Unfälle nicht vermeiden können“, sagt Schlüter. Umso wichtiger sei es, schnell und umfassend auf nachwachsende, klimaverträgliche Ressourcen umzustellen. „Die TU Hamburg hat sich diesem Ziel verschrieben und leistet mit vielen Forschungsprojekten und ihrer zukunftsgewandten Lehre hierfür wichtige Beiträge.“