Rohstoffeffizienz-Preis 2022: Weiterverwertung von Materialien im Fokus
Der sparsame Umgang mit Ressourcen lohnt sich – für die Gewinner des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises 2022 sogar gleich doppelt. Fünf Siegerteams wurden am 19. Oktober in Berlin ausgezeichnet.
„Der sparsame und effiziente Einsatz von Rohstoffen ist ein entscheidender Baustein nachhaltiger Entwicklung und eine wichtige Säule des European Green Deals. Die diesjährigen Gewinner des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises stehen beispielhaft für innovative Leistungen auf diesem Gebiet“, sagte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), vorigen Mittwoch bei der Verleihung des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises in Berlin. Bereits zum zehnten Mal würdigte das Bundesministerium damit rohstoffeffizientes Wirtschaften. Brantner hob hervor: „Für Deutschlands Industrie ist eine sichere Rohstoffversorgung sowie ein intelligenter und nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen von entscheidender Bedeutung, insbesondere in Krisenzeiten, in denen uns die globalen Abhängigkeiten vor Augen geführt werden.“
Die Nominierungen in den Kategorien „Unternehmen“ und „Forschung“ umfassen branchenübergreifend Technologien zum ressourcenschonenden Einsatz von Rohstoffen. In diesem Jahr lag der Fokus besonders auf Verfahren zur Weiterverwendung sowohl einfacher als auch komplexer Restmaterialien, die für die Aufbereitung und Herstellung neuer Produkte eingesetzt werden. Fünf Gewinnerteams durften sich in diesem Jahr über die Auszeichnung freuen.
Abfall aus Gerbereien reduziert Bedarf an Erdöl in der Schaumstoffproduktion
Die eco-softfibre GmbH & Co. KG aus Görlitz in Sachsen ersetzt mit ihren Produkten handelsübliche petrochemische Polyurethan-Schaumstoffe. Diese werden bisher aus Erdöl hergestellt. Der Weichschaumstoff von eco-softfibre besteht stattdessen aus Lederfalzspänen. Letztere sind ein Abfallprodukt, das nach dem Gerben von Leder entsteht. Das durchdachte Konzept zum Upcycling kann somit große Mengen an Polyurethan und damit an dem fossilen Rohstoff Erdöl einsparen.
Verzicht auf Wolfram aus Konfliktregionen beim Verschleißschutz
Die Frank Walz- und Schmiedetechnik GmbH aus Hatzfeld in Hessen ist Spezialist für Verschleißschutzbeschichtungen, die auf Werkzeugoberflächen aufgetragen werden. Das können Pflüge für die Landtechnik sein aber auch Produkte für die Kommunalwirtschaft und unterschiedlichste Industrieanwendungen. Zur Beschichtung verwendet das Unternehmen nun Vanadium anstelle von Wolfram. Letzteres stammt vielfach aus Konfliktregionen. Das war für die Jury ein wichtiges Kriterium. Die neuartige Beschichtung führt zudem zu einer längeren Nutzungsdauer der Geräte.
Methode zur Bodenaufbereitung entlastet Deponien
Die BBH Baustoff- und Bodenbehandlung Hohenlohe GmbH & Co. KG aus Kupferzell in Baden-Württemberg entwickelte spezielle Aufbereitungsmethoden für die Baubranche. Bei gering belasteten Böden lassen sich damit erhebliche Mengen der Stoffströme wieder als Baustoff in den Baukreislauf zurückführen. Bis zu 85 % an Material können dadurch eingespart werden, heißt es dazu vom BMWK. Das entlastet zudem die Deponien, auf denen die Abfälle sonst landen würden.
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Carbonbeton verlängert Lebensdauer bestehender Bauwerke
Das Carborefit-Konsortium aus Sachsen hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die Haltbarkeit von Bauwerken verlängert werden kann. Es nutzt dabei die Fähigkeit des Baustoffs Carbonbeton zum gezielten Verstärken und Sanieren von bereits bestehenden Bauwerken. Zu den vielfältigen Einsatzbereichen zählen Brücken sowie der Hoch- und Ingenieurbau. Die Jury sieht darin Potenzial zur ressourceneffizienten Verlängerung der Lebensdauer von Bestandsbauwerken.
Forschungspreis: Bleifreie Knetlegierung ersetzt Messing in der Umformtechnik
Die Fachhochschule Südwestfalen aus Iserlohn in Nordrhein-Westfalen darf sich über die Auszeichnung in der Kategorie Forschung freuen. Forschende entwickelten dort Zinkknetlegierungen (ZEP) für den Einsatz bei Umformprozessen. Die neue leichte, bleifreie Knetlegierung auf Zinkbasis kann dabei als Ersatz für Messing und andere Kupferlegierungen beim Walzen, Pressen, Ziehen oder Schmieden eingesetzt werden. Nach Angaben der Fachhochschule Südwestfalen reduziert das den CO2-Ausstoß bei der Werkstofferzeugung und -verarbeitung um 40 %, bei gleichzeitig 53 % geringeren Kosten.
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Die CO2-Einsparung bezieht sich dabei auf die gesamte Verarbeitungskette von Herstellung bis zum verarbeiteten Produkt. Dafür sorgt insbesondere die durchschnittliche Verarbeitungstemperatur von ZEP, die deutlich unter der der Messinglegierung liegt. Deshalb ist zum Aufwärmen des Werkstoffs wesentlich weniger Energie nötig. Zur Einordnung: In der Europäischen Union werden jährlich etwa 600 000 t Messing umformtechnisch verarbeitet.
Mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis zeichnet das BMWK seit 2011 herausragende Beispiele im Bereich rohstoff- und materialeffizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorientierte Forschungsergebnisse aus.