So wird Ihr Klima 2050!
Ob Starkregen oder Hitze, dass diese Wetterereignisse infolge des Klimawandels auch in Deutschland zunehmen, erleben wir fast täglich. Doch wie wird sich der Klimawandel für die Städte und Landkreise – bei uns vor Ort – in den nächsten Jahrzehnten auswirken? Forschende des Climate Service Center Germany haben hierzu „Klimaausblicke“ für Regionen und Landkreise entwickelt. Eine wichtige Hilfe, um lokal in den Kommunen Anpassungsstrategien entwickeln zu können
Die globale Erderwärmung schreitet voran, längst ist die globale Mitteltemperatur mehr als 1 °K höher als noch im vorindustriellen Zeitalter. Heruntergebrochen auf Deutschland sind es +1,6 °K. Die Folgen davon erklären inzwischen fast täglich die Meteorologinnen und Meteorologen bei ihren Wettervorhersagen, ob Starkregen oder Trockenperiode. So nimmt die Zahl der Hitzetage zu, Extremwetterereignisse werden häufiger.
Doch wie sieht es konkret bis zum Ende des Jahrhunderts aus? Viele Kommunen kümmern sich selbst darum, wie sie vor Ort den eigenen Treibhausgasausstoß verringern und vermeiden können, aber auch darum, wie sie sich auf die kommenden Veränderungen am besten einstellen können. Dazu brauchen sie verlässliche Angaben. Forschende des Climate Service Center Germany (Gerics) vom Helmholtz-Zentrum Hereon haben hierzu „Klimaausblicke“ für Regionen und Landkreise entwickelt. Damit stellen sie mögliche Klimaänderungen für die kommenden Jahrzehnte anhand von 17 Kennwerten bereit.
Klimawandel lässt sich regional direkt vergleichen
Die Forscherinnen und Forscher von Gerics zeigen mit den Klimaausblicken klimatische Änderungen jetzt in regionaler Größenordnung: 401 Ausblicke auf Landkreis-, Kreis-, Regionalkreisebene oder auf Ebene der kreisfreien Städte gebündelt. Auf der Webseite „Klimaausblick auf Landkreise“ einfach auf der Deutschlandkarte den eigenen Kreis oder die Stadt wählen. Auf 19 Seiten gibt es dann komprimiert Ergebnisse für 17 Klimakenngrößen wie Temperatur, Hitzetage, Trockentage, Windgeschwindigkeit oder Starkregentage.
Die Ergebnisse zeigen die projizierten Entwicklungen der Klimakenngrößen im Verlauf des 21. Jahrhunderts, so Gerics: für ein Szenario mit viel Klimaschutz, ein Szenario mit mäßigem Klimaschutz und ein Szenario ohne wirksamen Klimaschutz. Der Nutzwert bestehe darin, dass die Berichte einheitlich aufgebaut seien und so einen übersichtlichen Vergleich erlauben. Alle Bürger und Bürgerinnen könnten die Ergebnisse für ihren Heimatort mit denen anderer Landkreise vergleichen, so Gerics – sei es wegen eines geplanten Wohnortswechsels, der Entscheidung, Eigentum zu erwerben, oder um sich generell gegen den Klimawandel zu wappnen. Ähnliche Berichte auf Bundesländerebene hatte Gerics bereits 2020 veröffentlicht.
Hilfe für Kommunen angesichts des Klimawandels
„Die Daten zeigen, wie sich das Klima in den einzelnen deutschen Regionen verändern kann. Das bietet nicht nur den Bürgern, sondern auch Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik eine Faktenbasis für langfristige Entscheidungen. Etwa für städtische Energieversorger oder bei der Anpassung von Infrastrukturen“, sagt Diana Rechid. Die Geografin leitet die Abteilung Klimasystem beim Gerics und verantwortet die Klimaausblicke zusammen mit der Meteorologin Susanne Pfeifer und dem Wetterforscher Sebastian Bathiany.
Die Ergebnisse zeigten nach Angaben von Gerics, wo sich der Klimawandel in Deutschland am stärksten bemerkbar machen könnte. „Es gibt nach unseren Untersuchungen nicht einen einzigen Landkreis, bei dem alles beim Alten bliebe, falls sich die Emissionen weiterhin auf gleichem Level bewegen oder sogar noch steigen würden. Die Frage ist: Was können wir durch wirksamen Klimaschutz vermeiden und auf welche Veränderungen müssen wir uns auf alle Fälle vorbereiten?“, sagt Rechid.
Regional unterschiedliche Schwerpunkte des Klimawandels sichtbar
Generell gibt es durchaus ähnliche, ja fast erwartbare Auswirkungen, die die Forscherinnen und Forscher sehr robust vorhersagen können. Zum Beispiel, dass die Zahl der Frosttage abnimmt und die der Tropennächte zu: So zeige, erklärt Gerics an einem Beispiel, der Klimaausblick für den Landkreis Nordfriesland, dass bei einem weiterhin hohen Ausstoß von Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts verschiedene Klima- und Wetterphänomene zunehmen können. Das gelte für schwüle Temperaturen, tropische Nächte, anhaltende Hitzeperioden und auch für Starkregen.
Hinzu kommen eher großräumige Trends, die sich abzeichnen. So ist in den Gebirgsregionen der Alpen oder des Schwarzwalds eine besonders starke Erwärmung zu erwarten.
Klimaausblicke für den Klimawandel erfordern eingehende Befassung
Die Gerics-Forschenden gehen mit ihren Klimaausblicken sehr systematisch die Sache an: Eine einzige Seite zu Beginn des Ausblicks für unseren Verlagsstandort Düsseldorf beinhaltet direkt „angrenzende Landkreise“. Bei einem Raster von 12,5 km Maschenweite für die Modelle lassen sich wirklich streng kommunal keine Vorhersagen machen. Aber diese eine Seite bietet schon mal einen komprimierten Überblick: Wer mehr wissen möchte, geht von da aus zu den angegebenen Seiten und erhält weitere Informationen.
Ein bisschen Geduld und Einarbeitung in wissenschaftlich basierte Graphen und Tabellen sind aber nötig, um wirklich Gewinn aus den Klimaausblicken ziehen zu könne. Dazu bieten die Seiten drei und vier dann auch einige Grundlagen, damit alle wissen, wovon die Forscherinnen und Forscher denn reden, wenn zum Beispiel von „99. Perzentil des Niederschlags“ die Rede ist; oder wie das mit dem Klimaprojektionen und -szenarien eigentlich funktioniert.
Klimawandel zu erfassen, braucht aufwendige Methodik
Für die regionalen Klimaausblicke entwickelte Gerics eigens eine neue Auswertesoftware namens Climdex. Zudem werde mittels statistischer Verfahren eine „Robustheit“ der Modellergebnisse berechnet – und damit die Belastbarkeit der projizierten Klimaänderungen bewertet. Da die Analysen standardisiert und voll automatisiert sind, böten sie auch in Zukunft eine gute Grundlage für qualitätsgeprüfte Auswertungen.
Die Klimaausblicke erlaubten eine Abschätzung verschiedener Zukunftsszenarien auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand, so Sebastian Bathiany. „Auch mit viel Klimaschutz müssen wir uns auf Veränderungen einstellen. Gerade deshalb sind Klimaprojektionen für die Zukunft so wichtig. Die Anpassung an den Klimawandel vor Ort hat damit eine exaktere Grundlage.“