Rekordwerte bei Treibhausgasen: Die Erde heizt sich weiter auf 28. Okt 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 4 Minuten

Treibhausgas: WMO warnt vor unaufhaltsamer Erderwärmung

Die Weltmeteorologische Organisation (WMO) meldet einen neuen Rekord bei den Treibhausgasen. Die Konzentrationen von CO2, Methan und Lachgas erreichten 2023 neue Höchstwerte – und die Folgen sind spürbar.

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Die Weltmeteorologische Organisation (WMO) meldet einen neuen Rekord bei den Treibhausgasen. Die Konzentrationen von CO2, Methan und Lachgas erreichten 2023 neue Höchstwerte – und die Folgen sind spürbar. So in Kanada, dessen Brände 2023 0,65 Pg Kohlenstoff emittierten, was vergleichbar mit den jährlichen Emissionen mancher großer Nationen ist. 2022 lagen nur die Emissionen von Indien, China und den USA darüber.
Foto: IMAGO/ZUMA Press/Darryl Dyck

Die Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre haben 2023 neue Rekordwerte erreicht, was die Erde auf einen unaufhaltsamen Kurs der Erwärmung bringt. Laut dem jährlichen „Greenhouse Gas Bulletins“ der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) stieg die CO2-Konzentration um 2,3 ppm auf 420,0 ppm. Das ist ein Anstieg von 151 % gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Der CO2-Gehalt stieg damit von 377,1 ppm im Jahr 2004 auf 420,0 ppm im Jahr 2023, was einem Anstieg von 42,9 ppm oder 11,4 % in nur 20 Jahren entspricht.

Zudem markierte der jährliche Anstieg um 2,3 ppm im Jahr 2023 das zwölfte Jahr in Folge mit einem jährlichen Anstieg von mehr als 2 ppm. Die Hauptursachen für diesen Anstieg sind laut WMO die anhaltend hohen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen und industriellen Aktivitäten, kombiniert mit großen Vegetationsbränden und einer möglichen Reduktion der Kohlenstoffabsorption durch Wälder.

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Methan und Lachgas: Weitere Treibhausgase im Fokus

Auch die anderen Treibhausgase legten zu. Die Werte für die Methankonzentration kletterten auf 1934 ppb. Das ist ein Anstieg von 265 % gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Methan verbleibt rund ein Jahrzehnt in der Atmosphäre. Etwa 60 % der Methanemissionen stammen aus anthropogenen Quellen wie Viehzucht, Reisanbau und fossiler Brennstoffgewinnung. Das restliche Methan entweicht aus natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten. Besonders alarmierend: Klimabedingte Rückkopplungseffekte könnten die Methanfreisetzung aus diesen natürlichen Quellen weiter erhöhen.

Lachgas, das sowohl ein starkes Treibhausgas als auch eine ozonabbauende Chemikalie ist, erreichte eine Konzentration von 336,9 ppb. Das ist ein Anstieg von 125 % gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Etwa 40 % der Lachgasemissionen stammen aus anthropogenen Quellen wie Düngemittelverwendung und industriellen Prozessen. Allerdings verbleibt Lachgas nach Angaben der WMO 121 Jahren in der Atmosphäre, also wesentlich länger als Methan.

Klimawandel und seine Auswirkungen

Die WMO warnt, dass die anhaltend hohen Treibhausgaskonzentrationen zu einer weiteren Erwärmung der Erde führen werden. Das letzte Mal, dass es einen vergleichbaren CO2-Gehalt in der Atmosphäre gegen habe, sei vor 3 Mio. bis 5 Mio. Jahren gewesen. Damals sei die globale Mitteltemperatur 2 °C bis 3 °C höher gewesen als heute, der Meeresspiegel habe zwischen 10 m und 20 m höher gelegen.

„Ein weiteres Jahr. Ein weiterer Rekord. Das sollte bei den Entscheidungsträgern die Alarmglocken läuten lassen“, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. „Wir sind klar vom Kurs abgekommen, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.“

Natürliche Klimavariabilität durch El Niño und La Niña, Vegetationsbrände und die Rolle der Natur

Die natürliche Klimavariabilität spielt eine große Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Während El-Niño-Jahre tendenziell zu höheren Treibhausgaswerten führen, da trockene Vegetation und Waldbrände die Effizienz der Landkohlenstoffsenken verringern, können La-Niña-Jahre die Absorption von CO2 durch die Ozeane erhöhen. 2023 markierte den Übergang von einer dreijährigen La-Niña-Phase zu El Niño, was zu einem Anstieg der Treibhausgaswerte beitrug.

Waldbrände setzten enorme Mengen CO2 frei Foto: PantherMedia.net / Craig Robinson

Das Jahr 2023 war geprägt von schweren Vegetationsbränden und extremen Wetterereignissen. Waldbrände, wie sie etwa in Kanada wüteten, setzten enorme Mengen CO2 frei und trugen damit erheblich zur Erhöhung der CO2-Werte bei. So trugen die weltweiten fossilen Brennstoff-Kohlenstoffemissionen 2023 etwa 10,0±0,5 Pg C/a in die Atmosphäre ein [Anm. d. Red: Pg C/a sind Petagramm Kohlenstoff per annum. 1 Pg C/a entspricht 37 Pg CO2/a].

Aber allein die kanadischen Brände emittierten im vergangenen Jahr 0,65 Pg Kohlenstoff, was vergleichbar mit den jährlichen Emissionen mancher großer Nationen ist. 2023 lagen nur die Emissionen von Indien, China und den USA darüber. Insgesamt waren die globalen Kohlenstoffemissionen aus Vegetationsbränden in der Feuerperiode 2023/2024 um 16 % höher als der Durchschnitt der letzten Jahre. Australien erlebte von August bis Oktober 2023 seine trockenste Dreimonatsperiode aller Zeiten mit schweren Buschbränden.

WMO-Chefin Ko Barrett warnt vor einem potenziellen Teufelskreis

Das „Greenhouse Gas Bulletin“ legt die WMO, eine UN-Organisation, alljährlich vor den UN-Weltklimakonferenzen vor. Es basiert auf den Daten des Global Atmosphere Watch Programme (GAW) und gilt als ein wichtiger Indikator für den Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel. Die 2023er-Ausgabe zeigt, dass die Treibhausgaskonzentrationen trotz aller Beschlüsse und Bemühungen weiter steigen. Die nächste UN-Weltklimakonferenz, die COP29, findet vom 11. bis 22. November 2024 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku statt.

„Der Bericht warnt davor, dass wir einem potenziellen Teufelskreis gegenüberstehen“, sagte WMO-Vizegeneralsekretärin Ko Barrett. „Die natürliche Klimavariabilität spielt eine große Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Aber in naher Zukunft könnte der Klimawandel selbst dazu führen, dass Ökosysteme zu größeren Quellen von Treibhausgasen werden.“ Diese Klimarückkopplungen seien von entscheidender Bedeutung für die menschliche Gesellschaft, sagte sie. Zudem gelte es, das Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs sowie der Kohlenstoffflüsse und -senken zu verbessern und das Verständnis der Variabilität der Methankonzentrationen zu erhöhen. „Aber vor allem müssen wir die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren“, mahnte die WMO-Generalsekretärin. Selbst wenn die Emissionen von heute auf morgen drastisch reduziert würden, bliebe ein Teil des Klimawandels über Jahrzehnte spürbar.

Celeste Saulo, Generalsekretärin der WMO, warnt eindringlich: „Wir sind weit davon entfernt, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.“ Saulo betont, dass jeder Anstieg um ein paar ppm CO2 konkrete Auswirkungen auf unser Klima hat. Die Daten des „Greenhouse Gas Bulletin“ zeigen, dass knapp die Hälfte (43 %) des ausgestoßenen CO2 in der Atmosphäre bleibt, während ein Teil von Ozeanen und Landökosystemen aufgenommen wird.

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