Folgen des Klimawandels 26. Aug 2024 Von Dominik Hochwarth Lesezeit: ca. 3 Minuten

US-Forschende wollen Küstenerosion mit Stromstößen verhindern

Neue Methode zum Küstenschutz: Leichte Stromstöße verfestigen Sand, verhindern Erosion und bieten eine nachhaltige, kostengünstige Alternative.

Eine künstlerische Veranschaulichung, wie Elektrizität den Sand an Meeresküsten verstärken kann. Das Bild zeigt eine mikroskopische Aufnahme eines "natürlichen Zements" (in Blau), der sich zwischen Sandkörnern gebildet hat.
Foto: Northwestern University

Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit an den Küsten zu spüren. Steigende Meeresspiegel und heftigere Stürme tragen zur Erosion bei und bedrohen Küstenregionen und ihre Infrastruktur. Forschende der Northwestern University haben nun eine spannende Methode entwickelt, um diesem Problem zu begegnen. Mithilfe von Schwachstrom sollen Sand und andere Materialien am Meeresboden dauerhaft stabilisiert werden. Die neue Methode könnte eine kostengünstige und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Ansätzen bieten und den Küstenschutz revolutionieren.

Muscheln und Korallen dienen als Vorbild

Die Idee, elektrische Ströme für den Küstenschutz zu nutzen, stammt aus der Natur selbst. Meeresorganismen wie Muscheln und Korallen nutzen gelöste Mineralien aus dem Meerwasser, um ihre robusten Schalen und Strukturen zu bilden. Statt auf biologische Prozesse setzen die Forscher jedoch auf elektrische Energie.

Ein schwacher Strom genügt, um im Meerwasser enthaltene Mineralien wie Kalzium und Magnesium in stabile Verbindungen umzuwandeln, die wie ein natürlicher Zement wirken. Dieser Zement verbindet die Sandkörner und verwandelt den lockeren Sand in ein steinähnliches, festes Material.

So funktioniert das Verfahren

Im Laborversuch der Northwestern University füllte das Forschungsteam Behälter mit Meerwasser und Sand und setzte sie einer Spannung von 2 V bis 4 V aus. Der elektrische Strom löste an Elektroden, die in den Sand eingelassen waren, chemische Reaktionen aus.

Dabei bildeten sich Mineralien wie Kalziumkarbonat und Magnesiumhydroxid, die als Bindemittel zwischen den Sandkörnern wirkten. Der Sand verfestigte sich und glich nach der Behandlung einem festen Felsen. Diese einfache Methode könnte weltweit an Küsten eingesetzt werden, um Sandstrände, Klippen und Dünen vor Erosion zu schützen.

Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden

Der traditionelle Küstenschutz erfolgt meist durch den Bau von Schutzmauern, Deichen oder Wellenbrechern aus Beton. Diese Bauwerke sind jedoch oft teuer, aufwendig in der Unterhaltung und nicht dauerhaft. Außerdem kann der Sand unter den Schutzmauern mit der Zeit erodieren, was schließlich zu ihrem Einsturz führt. Das Einbringen von Zement in den Boden, eine weitere gängige Methode, hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und erfordert einen hohen Energieaufwand.

Der Einsatz von elektrischen Strömen zur Verfestigung des Sandes könnte diese Probleme umgehen. Die Methode ist nicht nur kostengünstig – die Kosten werden auf nur 3 $/m³ bis 6 $/m³ verfestigten Bodens geschätzt –, sondern auch umweltfreundlich. Die benötigte Spannung ist so niedrig, dass sie weder die Meeresumwelt beeinträchtigt noch eine Gefahr für Meeresorganismen darstellt.

Ein Verfahren mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten

Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist seine Reversibilität. Sollte es notwendig sein, den behandelten Sand zu entfernen oder den Prozess rückgängig zu machen, kann durch Umkehr der Strömungsrichtung die Mineralbildung rückgängig gemacht werden. Dies geschieht durch eine lokale Absenkung des pH-Wertes, wodurch die zuvor gebildeten Mineralien wieder gelöst werden.

Diese Flexibilität eröffnet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Die Technologie könnte nicht nur zum Küstenschutz eingesetzt werden, sondern auch zur Reparatur von Rissen in bestehenden Betonbauwerken, die von Meerwasser umspült werden. Sie könnte auch helfen, instabile Küstenhänge zu stabilisieren und Sanddünen zu sichern.

Zukunftsperspektiven: Erste Tests außerhalb des Labors

Die Forschungsergebnisse der Northwestern University sind vielversprechend und könnten einen bedeutenden Beitrag zum Schutz gefährdeter Küstengebiete leisten. In den kommenden Jahren plant das Forschungsteam, die Methode in Feldversuchen am Strand zu testen, um ihre Wirksamkeit unter realen Bedingungen zu prüfen.

Wenn sich die Methode als erfolgreich erweist, könnte sie weltweit Anwendung finden und eine einfache, kosteneffiziente und nachhaltige Lösung für ein Problem bieten, das viele Küstengemeinden zunehmend bedroht.

Hier geht es zur Originalpublikation

Themen im Artikel

Ein Beitrag von:

Stellenangebote

DLG TestService GmbH

Prüfingenieur (m/w/d) Fahrzeugtechnik / QMB

Groß-Umstadt
GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH über dr. gawlitta (BDU)

Geschäftsführer (m/w/d) bei einem Unternehmen der Energiewirtschaft

Schweinfurt
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen

Ingenieur/in (m/w/d), mit Schwerpunkt Tiefbau, für den Landesbau

Frankfurt (Oder) oder Potsdam
NORDEX GROUP

BOP (Balance of Plant) Electrical Engineer (m/w/d)

Hamburg
Hochschule Anhalt

Professur Medizintechnik

Köthen
Westfälische Hochschule

Professur Künstliche Intelligenz und Industrielle Automation (W2)

Gelsenkirchen
Leibniz Universität Hannover

Universitätsprofessur für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik

Hannover
Fachhochschule Münster

Ingenieur*in (TGA) im Labor Gebäudetechnik (w/m/d)

Steinfurt
Hochschule Fulda

Professur (W2) Angewandte Biotechnologie insbes. Zellkulturtechnik

Fulda
Justus-Liebig-Universität Gießen

Ingenieur/in oder staatl. gepr. Techniker/in Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik oder Meister/in im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk (m/w/d)

Gießen
Zur Jobbörse

Das könnte Sie auch interessieren

Empfehlungen des Verlags

Meistgelesen