Vier Millionen Arbeitnehmer sind Schadstoffen ausgesetzt
Nach Schätzungen sind in der EU über 4 Mio. Arbeitnehmer einer Exposition gegenüber Blei oder Diisocyanaten ausgesetzt. Diese Chemikalien können Bluthochdruck oder Asthma verursachen. Die EU plant nun Maßnahmen zu ergreifen.
Nach Angaben des Parlaments sind in der EU schätzungsweise bis zu 150 000 Arbeitnehmer Blei und etwa 4,2 Mio. Arbeitnehmer Diisocyanaten ausgesetzt. Nun gibt das Europäische Parlament grünes Licht für die Einführung neuer Grenzwerte für gesundheitsschädliche Chemikalien am Arbeitsplatz gegeben. Erstmals seit 40 Jahren wurden niedrigere Grenzwerte für Blei festgelegt und erstmals überhaupt wurden Grenzwerte für sogenannte Diisocyanate eingeführt.
Diese Stoffe werden voraussichtlich im Rahmen der Energiewende vermehrt eingesetzt, da sie beispielsweise für die Herstellung von Batterien, den Bau von Elektroautos und Windturbinen sowie für Gebäuderenovierungen benötigt werden.
Negative Auswirkung auf die Fruchtbarkeit
Die neuen Grenzwerte, die erstmals seit 1982 aktualisiert wurden, betragen
weniger als ein Viertel der aktuellen Werte: Der Grenzwert für die berufliche Exposition wird auf 0,03 mg/m³ und der biologische Grenzwert auf 15 µg/100 ml festgesetzt.
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Die Europäische Kommission wird innerhalb von fünf Jahren eine Überprüfung dieser Grenzwerte vornehmen müssen, um eine bessere Sicherheit für weibliche Arbeitnehmer im gebärfähigen Alter zu gewährleisten, wobei die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt werden.
Die Exposition gegenüber Blei kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern auswirken sowie die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen und das Nervensystem und die Nieren schädigen, was zu Bluthochdruck führen kann.
Hauptursache für berufsbedingtes Asthma
Diisocyanate, die in Produkten wie Schaumstoffen, Lacken und Klebstoffen enthalten sind, gelten als eine der Hauptursachen für berufsbedingtes Asthma und können auch allergische Reaktionen auslösen. Der Kontakt mit Blei kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, das Nervensystem und die Nieren schädigen sowie zu Bluthochdruck führen. Die neuen EU-Grenzwerte werden dabei auf weniger als ein Viertel der bisherigen Werte festgelegt.
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Das neue Gesetz setzt den Grenzwert für die berufsbedingte Exposition gegenüber Diisocyanaten bei 6 µg NCO/m³ fest, was die maximale Konzentration darstellt, der ein Arbeitnehmer während eines achtstündigen Arbeitstages ausgesetzt sein kann. Für kurzzeitige Expositionen, definiert als 15-minütige Zeitspanne, wird der Grenzwert auf 12 µg NCO/m³ festgelegt. Die Europäische Kommission wird bis zum Jahr 2029 eine Überprüfung dieser Grenzwerte vornehmen.
„Es ist nicht alltäglich, dass wir die Arbeitsbedingungen für mehr als 4 Mio. Beschäftigte signifikant aufwerten können“, zitiert die dpa die Worte des zuständigen Berichterstatters und EU-Abgeordneten Nikolaj Villumsen. „Zudem verdeutlicht dies, wie wir einen sozial gerechten grünen Wandel vorantreiben können – ein wesentlicher Schritt vorwärts im Hinblick auf den Schutz der Arbeitnehmer“, betont er. (dpa/ili)