Wassernutzung in Deutschland sank deutlich durch AKW-Abschaltung
Die deutsche Wirtschaft hat 2022 gegenüber 2019 gut 17 % Wasser gespart. Ursache ist vor allem der Ausstieg aus der Kernenergie, bei dem mehrere AKW endgültig vom Netz gingen.

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Die Wassernutzung der Wirtschaft in Deutschland ist zwischen den Jahren 2019 und 2022 deutlich gesunken – laut Statistischem Bundesamt (Destatis), das alle drei Jahre diese Daten ermittelt. Demnach haben 2022 die Betriebe in Deutschland rund 12,75 Mrd. m3 Wasser eingesetzt. Das waren rund 2,56 Mrd. m3 oder 16,7 % weniger als im Jahr 2019. Dies gehe hauptsächlich auf die Energieversorger zurück, so Destatis: „Vor allem durch die zwischenzeitliche Stilllegung dreier Kernkraftwerke wurden in der Energieversorgung im Jahr 2022 rund 2,02 Mrd. m3 Wasser weniger genutzt als bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2019.“
Die Ende 2021 abgeschalteten AKW Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C sind nicht die letzten im Rahmen das Atomausstiegs (s. Kasten). Am 15. April 2023 wurden Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 vom Netz genommen. Es lässt sich also erwarten, dass die Wassernutzung in der nächsten Erhebung noch einmal deutlich zurückgehen könnte.
Energieversorgung und verarbeitendes Gewerbe verwenden am meisten Wasser
Die Betriebe der Energieversorgung setzten in Deutschland trotz dieses Rückgangs weiterhin das meiste Wasser von allen Wirtschaftssegmenten ein. 2022 benötigten sie laut Erhebung insgesamt 6,59 Mrd. m3 Wasser. Dieser Wert wird – im Gegenteil zum verarbeitenden Gewerbe – nicht weiter differenziert, auch aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um den Bereich der kritischen Infrastruktur handelt. Danach folgte das verarbeitende Gewerbe mit 5,15 Mrd. m3, der Großteil davon entfiel auf die chemische Industrie. Die Landwirtschaft nutzte im Jahr 2022 rund 0,48 Mrd. m3.
Rund 10.500 der Betriebe entnehmen zur Wasserversorgung selbst Wasser aus der Natur, nämlich 12,84 Mrd. m3, das größtenteils laut Destatis Flüssen, Seen oder Talsperren (75,6 %) entnommen werde; danach folgten mit 17,0 % Grundwasserressourcen. Der Rest entfiel auf Uferfiltrat, Quellwasser oder Meer- und Brackwasser.
Wasser wird überwiegend für Kühlzwecke genutzt, auch in der Energiewirtschaft
Haupteinsatzbereich des Wassers in der Wirtschaft ist die Kühlung mit 10,57 Mrd. m3 (82,9 % des gesamten Wassereinsatzes). 2019 waren es laut Destatis mit 85 % noch mehr – das korrespondiert damit, dass durch die drei Kernkraftwerke 2021 kühlwasserintensive Anlagen den Betrieb einstellten. Weitere 1,76 Mrd. m3 (13,8 %) entfielen 2022 auf Produktion und Belegschaft der Betriebe, die restlichen 0,42 Mrd. m3 auf die Landwirtschaft zur Bewässerung (3,3 %).
Fossile- und Kernkraftwerke mit spezifisch hoher Wassernutzung
Daten über die spezifische Wassernutzung der verschiedenen Stromerzeugungstechnologien sind nicht einfach zu finden. Destatis zum Beispiel kann dies nach eigenen Angaben wegen unterschiedlicher Datenbasen und Erhebungsmethoden nicht einfach ausweisen. Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) aus Potsdam beklagte bereits 2016 die Intransparenz bei der Datenlage. „Um das Wissen über den Wasserverbrauch des Energiesektors zu verbessern, müssen unterschiedliche Akteure eng zusammenarbeiten“, so das IASS in seinem Policy Briefing 1/2016 „Sichere Energie in einer Welt knapper Wasserressourcen“.
Dennoch lässt sich sagen, dass die klassischen Großkraftwerkstechnologien wie Kernkraft, Stein- und Braunkohle sowie Gaskraftwerke Wasser typischerweise intensiver nutzen als Solar- und Windkraftwerke. Bei Geothermie, Biomassekraftwerken und der Wasserkraft lassen sich Pauschalaussagen schlecht treffen. Angaben der Universität Boston zufolge liegen die spezifischen Wasserverbräuche (Consumption) der verschiedenen Stromerzeugungstechnologien wie folgt:
- Kohle: zwischen 2255 l/MWh und 2395 l/MWh. Diese Übersicht differenziert nicht zwischen Braun- und Steinkohlekraftwerken.
- Kernkraft: zwischen 1912 l/MWh und 2294 l/MWh.
- CSP (Concentrated solar Power): zwischen 1534 l/MWh und 2079 l/MWh.
- Geothermie: zwischen 893 l/MWh und 1555 l/MWh.
- Erdgas: zwischen 773 l/MWh und 921 l/MWh.
- Photovoltaik: zwischen 287 l/MWh und 606 l/MWh.
- Wind: zwischen 153 l/MWh und 406 l/MWh.
Der Wasserverbrauch bei der thermischen Stromerzeugung (Öl, Kohle, Erdgas, Kernkraft, Biomasse) hänge stark von der Art des in einem Kraftwerk verwendeten Kühlsystems ab, so das Boston University Institute for Global Sustainability in einem erläuternden Text. Den Verbrauch definiert die zugrunde liegende Metastudie dabei als die Menge des entnommenen Wassers, die aufgrund von Verdunstung, Transpiration oder Einarbeitung in Produkte nicht zur Quelle zurückgeführt wird.
Insofern ergibt sich bei der Wasserkraft der Fall, dass Laufwasserkraftwerke kaum einen spezifischen Wasserverbrauch haben, da das durch die Turbinen geleitete Wasser danach wieder zur Quelle gelangt – wohl aber Wasser in größerem Maße nutzen. Wird das Wasser jedoch gestaut, ergebe sich „im Vergleich zum frei fließenden Strom eine vergrößerte Oberfläche des Stausees, die zu einer zusätzlichen Verdunstung des Wassers von der Oberfläche führt“. Das stelle eine Form des Verbrauchs dar.